Deutsch-Südwestafrika - Kolonie um 1915

Afrika - Afrika - Staaten und Geschichte
978-3-14-100870-8 | Seite 184 | Abb. 4

Überblick

Im Namibia lebten vor Ankunft der Europäer unterschiedliche Volksgruppen und Ethnien wie die Nama ("Hottentotten"), San ("Buschleute"), Damara, Herero und Bantuvölker.

1883 erwarb der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz den Küstenstreifen um die "Lüderitzbucht". 1884 erklärte Reichskanzler Otto von Bismarck das Land zum "Schutzgebiet" Deutsch-Südwest-afrika; 1885 wurde eine Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika ins Leben gerufen, um Siedler für das Land zu gewinnen. Mit Erfolg: 1913 lebten 14 830 Deutsche in Namibia, mehr als in allen anderen deutschen Schutzgebieten zusammen. Unter ihnen waren neben Händlern auch Farmer, die Felder und Wasserstellen okkupierten und die Einheimischen in die unfruchtbaren Gebiete abdrängten. Zur Landnahme kamen schwere Menschenrechtsverletzungen, Konflikte zwischen Einheimischen und Siedlern waren die Folge. 1892 besetzten die Schutztruppen das gesamte Gebiet zwischen den Flüssen Kuene und Oranje, ausgenommen die zur Kapkolonie gehörende Walfischbucht südlich von Swakopmund.

Am 12. Januar 1904 erhoben sich die Herero und töten 123 deutsche Händler, Siedler und Soldaten; Frauen, Kinder und Missionare verschonten sie. Die deutsche Kolonialmacht reagierte mit einem Vernichtungsfeldzug. Mit einer 10 000 Mann starken Armee kesselte Generalleutnant Lothar von Trotta die Herero im August 1904 am Waterberg ein und befahl, keine Gefangenen zu machen. Viele wurden erschossen, andere in die Kalahari getrieben, wo sie verdursteten. Von 80 000 Herero starben mindestens 60 000, von den 20 000 verbündeten Nama mehr als die Hälfte. 1915 wurden die deutschen Schutztruppen von den südafrikanischen Truppen entmachtet.

In wirtschaftlicher Hinsicht blieb Namibia, wie alle deutschen Kolonien, weit hinter den Erwartungen zurück. Zwar wurde Kupfer abgebaut und man fand einige Diamanten, die kurzzeitig einen Diamantrausch auslösten, aber nichts davon konnte der deutschen Wirtschaft die erhofften Impulse geben. Die geringen Überschüsse wurden von den Verwaltungs-, Militär- und Infrastrukturausgaben verschlungen.

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