Thüringen - Bevölkerungsentwicklung zwischen 1990 und 2017

Thüringen - Thüringen - Bevölkerung und Raumordnung
978-3-14-100385-7 | Seite 20 | Abb. 2

Überblick

Seit 1990, dem Jahr der deutschen Wiedervereinigung, ist die Bevölkerungszahl in nahezu allen Kreisen und Gemeinden Thüringens rückläufig. Dies hat nicht nur damit zu tun, dass viele Menschen aus den östlichen in die westlichen Bundesländer gezogen sind (räumliche Veränderung). Seit den 1990er-Jahren werden in Thüringen fast überall weniger Kinder geboren (natürliche Veränderung). Beides führt dazu, dass die in Thüringen lebende Bevölkerung stetig abnimmt.

Abwanderung und Überalterung als Problem

Der Geburtenrückgang hat vor allem damit zu tun, dass immer weniger Frauen im gebärfähigen Alter Kinder bekommen. Das Alter gebärfähiger Frauen liegt zwischen 15 und 45 Jahren. Hinzu kommt, dass viele junge Frauen in die westlichen Bundesländer abgewandert sind. Ein weiterer Punkt bei der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung ist eine gestiegene Anzahl von Abwanderungen. Seit der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre sind mehr Menschen aus Thüringen abgewandert als zugewandert. Nachdem im Jahr 2015 vor allem die hohe Zahl an Zuzügen aus dem Ausland für einen deutlichen Wanderungsgewinn gesorgt hatte, war der Wanderungssaldo im Jahr 2016 wieder negativ: 56 768 Zuzügen standen 59 023 Fortzüge gegenüber. In der Regel betrifft diese Abwanderung die jüngere Bevölkerung. Die Alterspyramide macht es deutlich. Vor allem Männer und Frauen zwischen 20 und 30 Jahren zieht es fort. Häufige Gründe sind die Aufnahme eines Studiums, einer Ausbildung oder einer Arbeit in einer anderen Region oder einem anderen Bundesland. Mit steigendem Alter wandern jedoch immer weniger Menschen ab. Erst ab einer höheren Altersgrenze von etwa 75 Jahren nimmt die Abwanderung wieder zu. Die Ursache hierfür kann mit einem neuen Alterswohnsitz in einem anderen Bundesland zusammenhängen. Insgesamt haben eine Zunahme der Abwanderung junger Menschen, eine höhere Lebenserwartung und eine rückläufige Geburtenrate zu einer Überalterung der Bevölkerung und großen Einwohnerverlusten in vielen Gebieten Thüringens geführt.

Mehr Einwohner in der Mitte Thüringens

In Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung gibt es in Thüringen große regionale Unterschiede. Dabei sind die Verluste in den Kreisen Suhl, Gera und im nordöstlich gelegenen Altenburger Land besonders hoch. Dasselbe gilt für den Kyffhäuserkreis um die Kreisstadt Sondershausen im Norden Thüringens. Einzig die zentral gelegenen Kreise haben eine leichte Bevölkerungszunahme zu verzeichnen. Die stärkste Zunahme findet sich in den Regionen um die Hauptstadt Erfurt und um die Städte Weimar und Jena. In Weimar und dem umgebenden Weimarer Land hat die Bevölkerung stellenweise über 20 Prozent zugenommen. In den anderen Regionen variiert diese Zunahme von 0 bis 20 Prozent. Die Abwanderung vom regionalen Umland in die Städte sowie die Suburbanisierung spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle.

Wanderungsbilanzen

Die Wanderungsbilanzen sind mit fast allen Bundesländern negativ, das heißt, die Abwanderung in die anderen Bundesländer überwiegt fast immer die Zuwanderung aus diesen.

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