Verschiffung afrikanischer Sklaven 1500–1865

Geschichte - Geschichte - Die Entwicklung der USA zum Einwanderungsland
978-3-14-100380-2 | Seite 210 | Abb. 3

Beginn und Hochzeit des Sklavenhandels

Portugal holte sich bereits 1444 erste Sklaven aus Nordwestafrika. Durch die Verluste im Krieg gegen die Mauren fehlten Arbeitskräfte vor allem auf den Zuckerrohrplantagen auf den Azoren, São Tomé und Madeira. 1482 errichteten die Portugiesen an der Küste Ghanas einen Stützpunkt, von dem aus 1518 die ersten direkten Transporte in die Kolonien nach Mittel- und Südamerika erfolgten. Ab 1619 weitete sich der Sklavenhandel nach Nordamerika aus. Mit dabei waren auch die Spanier, ab 1640 die Briten und ab 1670 weitere europäische Staaten. Ab da kam es zu einem kontinuierlichen Zuwachs, den nur Kriege in den beteiligten Staaten unterbrachen. Der Höhepunkt wurde 1785/1790 erreicht. In diesen fünf Jahren wurden 440 000 afrikanischen Sklaven verschifft, vor allem von Frankreich, Großbritannien und Portugal. Die Überfahrt war sehr gefährlich und kostete viele Menschenleben. Nach Brasilien war man beispielsweise einen Monat mit dem Segelschiff unterwegs, nach Nordamerika zwei Monate. Die Schiffe waren überfüllt, mangelnde Hygiene führte oft zu Seuchen. Jeder achte versklavte Afrikaner starb während der Überfahrt. Auf spanischen Schiffen lag die durchschnittliche Sterblichkeit im Zeitraum von 1590 bis 1699 sogar bei 30 Prozent. Zusätzlich starben viele Sklaven kurz nach ihrer Ankunft aufgrund von Akklimatisierungsschwierigkeiten. Im Durchschnitt lebten sie nach ihrer Ankunft nur noch sieben bis zehn Jahre. Die meisten afrikanischen Sklaven landeten in Mittel- und Südamerika, viele auf brasilianischen Plantagen. Sie bildeten Ersatz für die versklavte brasilianische Urbevölkerung, die aufgrund der Zwangsarbeit und eingeschleppter Krankheiten dezimiert war. Bis 1850 kamen so vier Millionen Schwarzafrikaner nach Brasilien.

Das Ende des Sklavenhandels

Obwohl sich schon früh in Europa Widerstand gegen den Sklavenhandel regte, dauerte es bis 1808, bis der Sklavenhandel in den britischen Kolonien verboten wurde. Die USA schloss sich im selben Jahr an. Erst 1869 entschloss sich Portugal als letztes Land, ebenfalls den Sklavenhandel einzustellen. Die einmal eingeführten Sklaven wurden dadurch jedoch nicht automatisch frei. England beschloss dies 1833, die USA nach einem Bürgerkrieg im Jahr 1865, Brasilien und Kuba erst Ende des 19. Jahrhunderts. Insgesamt wurden im atlantischen Sklavenhandel zwischen 1444 und 1869 11–12 Millionen Afrikaner verschleppt.

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