Saarbrücken - Landeshauptstadt

Saarland - Saarbrücken - Eine Karte lesen und auswerten
978-3-14-100382-6 | Seite 12 | Abb. 1

Überblick

Eine thematische Karte stellt ein bestimmtes Thema dar. Man kann sich einer thematischen Karte auf unterschiedliche Weise nähern. Hilfreich sind konkrete Fragestellungen (siehe auch 13.3 „Karteninhalte erfassen, beschreiben und auswerten“). Diese Fragen gehen sowohl auf die Lage und Größe des Untersuchungsraumes ein als auch auf die Landschaftsformen, den Einfluss des Menschen und eventuell bestehende Konflikte der Landnutzung. Beim Erfassen des Karteninhalts hilft auch die Erkenntnis, dass Karten aus verschiedenen Ebenen aufgebaut sind (siehe 12/13.2 „Kartenebenen“). In diesem Beispiel geht es um die Landeshauptstadt Saarbrücken, die erst seit einem Jahrhundert eine Großstadt mit mehr als 100 000 Einwohnern ist: 1909 schlossen sich die Städte Saarbrücken, Sankt Johann und Malstatt-Burbach zusammen. Saarbrückens Wurzeln sind hingegen weitaus älter. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 999. Damals erhielten die Bischöfe von Metz eine Burg zum Geschenk, das „castellum Sarabrucca“. Heute ist Saarbrücken mit seinen 182 000 Einwohnern hinter Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) und Potsdam (Brandenburg) die kleinste Hauptstadt eines deutschen Bundeslandes.

Stadtentwicklung

Ab dem 11. Jahrhundert entwickelte sich im Umkreis der Burg eine Siedlung. So entstand am Südufer der Saar Alt-Saarbrücken, am Nordufer lag das Fischerdorf St. Johann. 1321 wurden beide mit dem Stadtrecht bedacht, was sie seitdem miteinander verbindet. Um diese Einigung zu bestärken, wurde ab 1546 die Alte Brücke errichtet, die heute die älteste Brücke des Saarlandes ist und nur noch von Fußgängern überquert werden darf. 1617 wurde das Renaissance-Schloss erbaut, doch durch den Dreißigjährigen Krieg konnte sich kein Prunk entfalten. Stattdessen ging bis 1637 die Zahl der einstmals über 4000 Saarbrücker auf 70 zurück. Vier Jahrzehnte später musste die Stadt dem Französisch-Niederländischen Krieg Tribut zollen, kaum ein Haus blieb unzerstört. Der Aufschwung kam in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit dem Zusammenspiel des Steinkohlenbergbaus und Eisen verarbeitender Betriebe, die die Region zu einem frühen Zentrum der Schwerindustrie werden ließen. Die Stadt erblühte im Stil des Barocks. Während der Industrialisierung war der Siedlungsraum so sehr zusammengewachsen, dass 1909 ein großes Saarbrücken beschlossen wurde. Während des Zweiten Weltkriegs zerstörten Bombenangriffe vor allem Alt-Saarbrücken, das in der Folgezeit wieder neu erstand.

Struktur der Innenstadt

rbrückens Innenstadt in zwei Teile: Im Norden liegt das Hauptgeschäftszentrum, das sich vom Hauptbahnhof bis zum Staatstheater ausbreitet. Als Hauptachse fungiert die in den 1990er-Jahren zur Fußgängerzone umgestaltete Bahnhofstraße. Auf der anderen Flussseite dominiert die Landeshauptstadt. Direkt am Ufer liegen in einem zusammenhängenden Komplex unter anderem der Landtag, das Justizministerium, das Innenministerium sowie das Arbeits- und Sozialministerium. 2004 wurde das Projekt „Stadtmitte am Fluss“ ins Leben gerufen, das Saarbrückens Zweiteilung etwas aufheben soll. Bisher wurde die heruntergekommene, 600 Meter lange Berliner Promenade am Nordufer der Saar (in der Karte als Fußgängerzone zwischen Viktoriastraße und Dudweiler Straße eingezeichnet) zu einer qualitativ hochwertigen Flaniermeile mit Freitreppen zur Saar aufgewertet. Die geplante Untertunnelung der Stadtautobahn A 620 auf der anderen Saarseite, deren Lärm die Lebens- und Aufenthaltsqualität erheblich mindert, wurde hingegen vor allem aus Kostengründen noch nicht realisiert.

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