Südasien - Raumentwicklung

Asien - Asien - Wirtschaft
978-3-14-100870-8 | Seite 159 | Abb. 2| Maßstab 1 : 30000000

Überblick

Kaum irgendwo auf der Welt zeigen sich die sozialen und wirtschaftlichen Disparitäten im Zeitalter der Globalisierung so ausgeprägt wie im Süden Asiens, wo extremer Reichtum und äußerste Armut in unmittelbarer Nachbarschaft existieren. Indien, das hinsichtlich seiner Bevölkerung zweitgrößte Land der Erde, hat seit Beginn der 1990er-Jahre einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt und in Wachstumsbranchen wie der Informationstechnologie ein internationales Spitzenniveau erreicht, ist aber immer noch in vielerlei Hinsicht ein Entwicklungsland.

Vor allem im Nordwesten und im Süden des Subkontinents sowie in der Hauptstadtregion ist das durchschnittliche BIP pro Kopf vor allem in den letzten Jahren deutlich gestiegen und im indischen Vergleich als hoch einzuschätzen. Ursachen dieser Entwicklung waren vor allem die Ansiedlung neuer Industriezweige und internationaler Großunternehmen, der Ausbau des Dienstleistungssektors, naturräumliche Vorteile, aber auch gezielte Agrarreformen und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Im Bundesstaat Kerala beispielsweise hat der Dienstleistungssektor in den letzten Jahrzehnten durch die Entwicklung des Tourismus hohe Wachstumsraten erzielt; außerdem gibt es eine sehr leistungsfähige exportorientierte Landwirtschaft. Im industrialisierten Bundesstaat Tamil Nadu haben sich zum Beispiel internationale Automobilkonzerne angesiedelt, dort liegt auch das indische Weltraum-Zentrum Sriharikota.

Südindische Ballungsräume wie Bangalore im Bundesstaat Karnatka haben sich zu weltweit bedeutenden und global vernetzten Standorten der Informations- und Kommunikationstechnologien entwickelt. Schon in den 1960er-Jahren erfolgte dort die Ansiedlung großer Staatsunternehmen aus dem Maschinenbau sowie der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungstechnik. Gleichzeitig wurde der Ausbau renommierter Bildungs- und Forschungseinrichtungen forciert. Heute hat allein Bangalore elf Universitäten und Hochschulen mit Informationstechnologie-Schwerpunkt. Dieser Standortvorteil, die große Zahl an naturwissenschaftlich ausgebildeten, englischsprachigen und kostengünstigen Arbeitskräften und die Einrichtung von Technologieparks durch die indische Regierung leiteten einen Computer-Boom ein. Immer mehr Leitunternehmen und Marktführer der Branche kamen nach Bangalore; die ausländischen Unternehmen wurden zudem mit finanziellen Vergünstigungen angelockt. Das angenehme Klima in 900 Metern Höhe und die soziale Stabilität waren weitere Pluspunkte Bangalores. Immer mehr global agierende Unternehmen lagern ganze Bereiche wie Softwareentwicklung, Kundensupport (für den englischen Sprachraum) und Buchhaltung nach Südindien aus.

Standorte wie Bangalore wirken heute als Modernisierungszentren für Indien. Es sind Korridore entstanden, zum Beispiel Bangalore - Madras, Bangalore - Hyderabad und Bangalore - Mumbai, die teilweise den Status einer besonders geförderten Sonderwirtschaftszone haben. Sie bieten ausländischen Unternehmen die Möglichkeit, unter günstigeren steuerlichen und rechtlichen Bedingungen als im übrigen Indien zu investieren. Der indische Staat baut dort schwerpunktmäßig die Infrastruktur aus (Energieversorgung, Häfen, Autobahnen, Straßen, öffentlicher Verkehr, Wassermanagement) und möchte eine Reihe neuer Städte errichten.

Insbesondere der Nordosten Indiens - mit Ausnahme Kal-kuttas und Neu Dehlis bleibt bei dieser Entwicklung zurück. Im Kartenbild ist dies an den im indischen Vergleich unterdurchschnittlichen BIP-Werten pro Kopf zu erkennen.

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