Rom

Europa - Südeuropa
978-3-14-100770-1 | Seite 125 | Abb. 4| Maßstab 1 : 50000

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Rom liegt rund 20 Kilometer von der Küste entfernt in einer Ebene zwischen dem Meer und den Ausläufern der Apenninen. Die Stadt, der Überlieferung nach 753 v. Chr. von Romulus gegründet, wurde in der Tiberebene auf einigen Anhöhen erbaut. Zu den berühmten "sieben Hügeln" zählen Palatin, Kapitol, Quirinal, Viminal, Esquilin, Celio und Aventin; in späterer Zeit dehnte sich die Stadt auch auf weitere Erhebungen aus. Der Tiber trennt die Vatikanstadt und Trastevere vom Zentrum.

Hauptstadt Italiens
Erst als Rom 1871 – nach der Räumung durch die französischen Besatzungstruppen – zur neuen Hauptstadt des zehn Jahre zuvor proklamierten Königreichs Italiens wurde, begann ein rasantes Wachstum der Stadt. Zählte sie zum Zeitpunkt der nationalen Einigung rund 200 000 Einwohner, wuchs deren Zahl bis heute auf mehr als 2,6 Mio. an. Die um 1871 extrem hohe Bevölkerungsdichte im heutigen "centro storico" ging zwar im Laufe der Zeit zurück, es fand aber kaum eine Verdrängung der Wohnbevölkerung und der Handwerksbetriebe durch hochrangigere tertiäre Funktionen statt.
Das heutige funktionale Zentrum Roms liegt östlich außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns in den Neubaugebieten des 19. Jahrhunderts und endet etwa an der Aurelianischen Stadtmauer. Auch dieser Bereich hat noch immer Wohnfunktionen. Eine gewisse funktionale Spezialisierung lässt sich allenfalls in Gestalt einer Konzentration von Hotels und Pensionen um den Bahnhof Termini und rund um die Villa Borghese erkennen. Die übrigen hochrangigen tertiären Einrichtungen sind ohne räumliche Segregation über weite Stadtbereiche verstreut. Teile der Cityfunktionen sind sogar weit außerhalb des Stadtkerns in eigenen "centri direnzionali" angesiedelt. In der Stadt hat sich weder ein Regierungs- noch ein Verwaltungsviertel herausgebildet; Ähnliches lässt sich auch im Hinblick auf die Wirtschaft und die kulturelle Einrichtungen konstatieren.
In dem weniger als einen Quadratkilometer großen Gelände der Vatikanstadt, dem Sitz des Papstes und dem Zentrum der römisch-katholischen Kirche, konzentriert sich das religiöse Leben. Der Vatikan liegt außerhalb der antiken und mittelalterlichen Stadt und auch außerhalb des heutigen funktionalen Zentrums. Die Vatikanstadt hat eine lange Tradition als eigenständiger Staat, ist aber nach zeitweiliger Zugehörigkeit zu Italien erst seit 1929 wieder unabhängig. Staatsoberhaupt ist der jeweilige Papst, oberstes Gremium ist das Kardinalskollegium, das aus etwa 165 Mitgliedern besteht.
Die baulichen Strukturen der Stadt sind aus den historischen Wurzeln, den heutigen Funktionen als Hauptstadt Italiens und aus ihrer Stellung als Zentrum der römisch-katholischen Kirche zu verstehen. Die römisch-antike Tradition hat für Rom große ideelle Bedeutung: Beispielsweise war bei der nationalstaatlichen Einigung Italiens nur Rom als endgültige Hauptstadt denkbar, obwohl es wirtschaftlich und kulturell zu dieser Zeit eine eher untergeordnete Rolle spielte. Auch für die gegenwärtige Stadtentwicklung ist das antike Rom noch immer von großer Bedeutung. Die zahlreichen historischen Denkmäler und die ausgedehnten archäologischen Zonen sind bedeutende Anziehungspunkte für den Tourismus, zugleich haben sie auch Verkehrsfunktionen, etwa in Gestalt der breiten Straßen, die heute den dichten Autoverkehr aufnehmen. Allerdings sind viele historische Denkmäler heute durch Lärm- und Abgasemissionen stark belastet.
Die Regierungs- und Verwaltungsfunktionen, das kulturelle Leben und der Tourismus sind gegenwärtig die dominierenden Wirtschaftszweige. Allein rund 250 000 Einwohner der Stadt sind beim italienischen Staat beschäftigt. Hinzu kommen die Angestellten beim Vatikan, bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und bei den zahlreichen Unternehmenssitzen, die die Nähe der staatlichen Verwaltung suchen. Die Industrie hat hingegen nur eine untergeordnete Bedeutung; im Vergleich zu anderen Metropolen wie Mailand gibt es in diesem Wirtschaftszweig kaum Unternehmen von nationaler oder internationaler Bedeutung.
E. Sabelberg

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