Landeshauptstadt Erfurt - Innenstadt

Thüringen - Verwaltung
978-3-14-100762-6 | Seite 14 | Abb. 1| Maßstab 1 : 20000

Informationen

Von Thüringens wie auf einer Perlenschnur aufgereihten historisch bedeutenden Städten Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Jena und Gera ist Erfurt die deutlich größte. Bei den Hauptstädten der deutschen Bundesländer gehört sie mit ihren knapp über 200 000 Einwohnern jedoch in die untere Skala – nur Mainz, Saarbrücken, Potsdam und Schwerin sind kleiner.

Kleine Stadt, große Geschichte
Erfurts erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 742. Danach gelangte es als Bistum und Königspfalz zu regionaler und überregionaler Bedeutung. Mit einer ersten Mauer manifestierten die Bewohner 1066 den Stadtstatus, früher als in den meisten anderen deutschen Städten des Mittelalters. Ein weiterer wichtiger Punkt in Erfurts Geschichte ist die Gründung der Universität im Jahr 1392, die nach Prag (1347), Wien (1365), Heidelberg (1386) und Köln (1388) die fünfte Universität im damaligen deutschsprachigen Raum war. Bis zum 15. Jahrhundert war die Zahl der Erfurter auf geschätzte 20 000 angewachsen, größer waren damals nur Köln, Nürnberg und Magdeburg.
Einer der deutlichsten Einschnitte in der Neuzeit begann 1802, als Erfurt erstmals zu Preußen gelangte. Der Sprung zur Großstadt mit über 100 000 Einwohnern wurde 1906 getan. In der DDR war Erfurt seit 1952 Sitz des Bezirks Erfurt, bevor es 1990 Hauptstadt des wieder gegründeten Bundeslandes Thüringen wurde.

Das historische Zentrum
Die Ausmaße der Erfurter Altstadt werden von zwei Ringstraßen markiert: Der Juri-Gagarin-Ring vollzieht den Verlauf der ersten Stadtmauer aus dem 11. Jahrhundert nach, deren letzte Reste Mitte des 19. Jahrhunderts geschleift wurden. Im 14. und 15. Jahrhundert war eine äußere Stadtmauer entstanden. Ab 1873 wurde sie abgerissen, heute verlaufen dort im Osten die Stauffenbergallee, im Süden die Schillerstraße, im Westen die Straße des Friedens, die Heinrichstraße und die Biereyestraße sowie im Norden die Blumenstraße und die Schlüterstraße.
Innerhalb dieses Gebiets liegen Erfurts architektonische Schätze, von denen der gotische Mariendom mit der benachbarten Severikirche sowie die Krämerbrücke aus dem 12. Jahrhundert die bekanntesten sind. Darüber hinaus haben u. a. auch die in das 12. Jahrhundert zurückreichende ehemalige Peterskirche und die Zitadelle Petersberg als einzige in Europa erhaltene Stadtfestung des Barock kunst- und architekturhistorische Bedeutung.
Die restliche Bausubstanz der inneren Altstadt stammt zu großen Teilen aus dem 16.–18. Jahrhundert. Besonders eindrucksvoll präsentieren sich die Häuser am Anger, z. B. das Haus zum Schwarzen Löwen aus der Renaissance.
Das historische Zentrum ist deckungsgleich mit dem Geschäftszentrum, in dem die wesentlichen Straßen Fußgängerzonen sind. Das einzige Zeugnis von Erfurts Funktion als Landeshauptstadt im Stadtkern ist das Gebäude der Staatskanzlei, das 1711–20 als kurmainzische Statthalterei entstanden ist. Das Landtagsgebäude liegt einige Hundert Meter südlich des Kartenausschnitts.
D. Falk

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