Inversion

Amerika - Mittel- und Südamerika (Lateinamerika)
978-3-14-100770-1 | Seite 210 | Abb. 3

Informationen

Die Kessellage von Mexiko-Stadt schafft ein strukturelles Problem, welches sich bei zunehmender Bevölkerungs- und Industrieverdichtung in nicht ausreichender Ventilation (Belüftung) äußert: zum einen horizontal, indem die am Nordeingang des Hochtals freigesetzten Industrieemissionen mit der nordöstlichen Passatströmung in den Hochtalkessel hineingetrieben werden und nicht zurückfließen; zum anderen vertikal, indem der so gerichtete Luftaustausch durch die nicht seltenen Inversionswetterlagen behindert oder gar unmöglich gemacht wird. Von einer Inversionswetterlage spricht man dann, wenn die Temperatur mit der Höhe nicht ab-, sondern zuminnt. Dadurch wird die Aufwärtsbewegung von Luftmassen behindert. Bei den Azteken war dies noch kein Problem, aber im heutigen emissionsreichen Hauptstadtmilieu mit Wärmeinseln, Abgasen von Kraftfahrzeugen und Industrie, Fotosmog, Staub und Schmutzpartikeln in der Luft gleicht dies schnell einem Inferno.

Schadstoffe
Die höchsten gemessenen Werte der einzelnen Schadstoffe liegen bei deren Emissionszentren: SO₂ am Hochtaleingang, wo die Industrie verdichtet ist, CO₂, CO und NO über dem Stadtzentrum infolge des massierten Kfz-Verkehrs, Ozon am Südrand der Stadt, dorthin verfrachtet, weil die fotochemischen Reaktionen erst bei höherem Sonnenstand voll einsetzen. Schwebstaub ist am intensivsten verbreitet im Umkreis der Auswehungsebenen des ehemaligen Texcoco-Sees. Inzwischen ist es gelungen, die extremen Häufigkeiten des Überschreitens der Grenzwerte zu verringern.
Während sich die Schadstoffe bei den häufigen Inversionswetterlagen am frühen Vormittag besonders stark konzentrieren, entspannt sich die Schadstoffbelastung von Mexiko-Stadt am späten Nachmittag durch die Erwärmung und den damit verbundenen vertikalen Luftaustausch und Luftabzug.
In einem 1998 beschlossenen Gesetz wird die Zusammenarbeit der an der Hochtalzone beteiligten Staaten und Behörden neu geordnet. Die Hauptstadt soll durch dezentral angelegte Industrieparks und -korridore von den "schmutzigen" Industrien entlastet werden.
H.-J. Sander

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