Erde – Ökozonen / Vegetation

Erde - Erde - Ökozonen / Vegetation
978-3-14-100770-1 | Seite 16 | Abb. 1| Maßstab 1 : 90000000

Informationen

Die Karte stellt die heute reale Verbreitung der Vegetationszonen der Erde dar. Dabei werden insgesamt 13 verschiedene Vegetations- und Landnutzungstypen unterschieden, die in die drei Hauptkategorien Waldlandschaften, offene Landschaften und Kulturland unterteilt werden.

Anordnung der natürlichen Vegetation und Einfluss des Menschen
Aus der Karte geht die zonale Anordnung der einzelnen Vegetationsgürtel der Erde trotz der bereits weiträumig wirksamen Einflussnahme des Menschen noch deutlich hervor.
So zieht sich entlang dem Äquator die Zone des Monsun- und Regenwaldes. Hier lassen die ganzjährig hohen Niederschläge (> 1500 mm pro Jahr) und Temperaturen im Bereich der inneren Tropen (vgl. Atlas S. 12) immergrüne Regenwälder mit einer sehr großen Artenvielfalt entstehen. Die Dauer der Trockenzeit ist auf höchstens zwei Monate beschränkt, zur Zone der Feuchtsavanne (drei bis fünf aride Monate) bestehen mehr oder weniger deutlich ausgebildete Übergangszonen (halbimmergrüner Regenwald bei zwei bis drei ariden Monaten, 1100 bis 1500 mm Jahresniederschlag). Monsunwälder sind wechselgrüne tropische Feuchtwälder mit einer höheren Anzahl arider Monate. Die Küsten in den Tropen werden häufig von Mangrovenwäldern gesäumt.
An die Zone des äquatorialen Monsun- und Regenwalds schließen sich in den Tropen auf beiden Halbkugeln polwärts offenere Landschaftsformen, die Savannen, an. Während in der Feuchtsavanne (drei bis fünf aride Monate) noch eine recht üppige Vegetation mit zahlreichen Bäumen vorherrscht (zum Teil wechselgrüne Wälder), nimmt deren Zahl durch das sinkende Feuchtigkeitsangebot mit wachsender Entfernung vom Äquator allmählich ab. Es findet ein Übergang zur Trockensavanne (fünf bis sieben aride Monate) und schließlich zur Dornstrauchsavanne (sieben bis zehn aride Monate, > 200 mm Jahresniederschlag) statt. In den Savannen hat sich die Vegetation durch entsprechende Formen (Stammsukkulenz, Schirmkronendach) an den periodischen Wassermangel angepasst. Teile der Savannen, insbesondere der Trockensavannen, sind gutes Kulturland, innerhalb der Dornsavannen wird der Stellenwert der Bewässerung z. B. am Niger und am Nil deutlich.
Entlang den Wendekreisen sind vor allem in Afrika, Westasien, Südasien und Australien die Halbwüsten und Wüsten verbreitet. Dort ist das Niederschlagsangebot so gering (< 200 mm Jahresniederschlag im langjährigen Mittel), dass sich – wenn überhaupt – nur noch eine sehr spärliche Vegetation ausbreiten kann. Zwischen den einzelnen Wüstenregionen gibt es große Unterschiede (z. B. Gegensatz Australien – Sahara).
Polwärts des Wüstengürtels schließt sich die Zone der Steppen und Hochgebirgsgrasländer an. Steppen sind vor allem in Mittelasien, in Osteuropa, Ostasien und östlich der Anden in Südamerika verbreitet. Sie sind wegen ausgezeichneter Boden oft gutes Kulturland und dann auch weitgehend für die ackerbauliche Nutzung erschlossen (z. B. Osteuropa am Mittelmeer, Pampa in Argentinien). Hochgebirgsgrasländer sind vor allem im Innenbereich der Rocky Mountains (Großes Becken), in den Hochtälern der Anden, an den Küsten des südlichen Mittelmeeres, im Hochland von Iran und in den relativ niederschlagsreichen Räumen im Inneren Asiens (Hindukusch, Tian Shan, Kunlun Shan, Teile Tibets) verbreitet. Sie sind oft als naturnahe Landschaften erhalten.
Neben den Steppen kommen in den mittleren Breiten auch sommergrüne Laub- und Mischwälder vor, die an ein gewisses Feuchtigkeitsangebot gebunden sind. Die Verbreitung zeigt auf der Nordhalbkugel einen klimatisch begründeten Gegensatz zwischen den West- und den Ostküsten, besonders deutlich im Norden Eurasiens erkennbar. Im Bereich des Altai setzt die Zone dieser Wälder ganz aus. In den sommertrockenen Gebieten (Mittelmeerraum, Kalifornien) finden sich als besondere Anpassungsform Hartlaubgehölze, die über einen entsprechenden Verdunstungsschutz verfugen (v. a. kleine, dicke und zum Teil mit Wachs überzogene Blätter). Entlang den besonders feuchten Küstenregionen Nord- und Südamerikas sind üppige Feuchtwälder verbreitet.
Weiter polwärts schließen sich die Zonen des nördlichen Nadelwaldes (in Sibirien: Taiga) und der Tundra an. Hier wirken sich die Temperaturverhältnisse als wesentliche Steuerungsgrößen für das Pflanzenwachstum aus. Die Niederschläge sind, verglichen mit Mitteleuropa, meist gering, die Winter sind sehr kalt, die Sommer dagegen warm. Aufgrund der kurzen sommerlichen Vegetationsperiode (drei bis fünf Monate), die für den Blattausschlag von Laubbaumen zu kurz wäre, dominieren in diesem Bereich vor allem Nadelbaumarten.
Die Zone der polaren Kältewüsten, in der kein Pflanzenwachstum mehr möglich ist, umfasst große Teile der Arktis und der Antarktis. Der Gefrierpunkt wird nur selten überschritten und die Niederschläge sind gering. Durch maritime Einflusse und Kontinentalität treten große Ausbuchtungen im Verlauf der Südgrenze der polaren Kältewüsten auf. Uber dem Inneren Grönlands greift sie weit nach Süden aus (fast bis auf Höhe Oslos), wahrend die Küsten Grönlands und der Kanadische Archipel bis über 80°nördliche Breite hinaus von der Tundra bedeckt sind.
M. Felsch, A. Siegmund

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