Erdbeben im Raum Tokio

Asien - Japan
978-3-14-100770-1 | Seite 150 | Abb. 2| Maßstab 1 : 3000000

Informationen

Im Raum Tokio grenzen die Philippinische und die Chinesische Platte in der Tiefe des Sagami-Trogs aneinander. Durch die Subduktion der Philippinischen unter die Chinesische Platte ist das Gebiet besonders stark erdbebengefährdet. Die Karte zeigt die Saumtiefen der Philippinischen Platte unter der Chinesischen Platte. Zudem sind in der Karte die Herde zahlreicher Erdbeben der Stärke 5, 6 und 7 eingezeichnet. Die beiden stärksten Beben (> 7,5) ereigneten sich 1703 und 1923 ("Kanto-Beben").
Seit den ersten Erdbebenaufzeichnungen im Jahr 1602 wird Tokio nachweislich regelmäßig von schweren Erdbeben heimgesucht. Der Erdbebenforscher Professor Hiroshi Kawasumi aus Tokio entwickelte eine These, nach der sich unter Berücksichtigung des Großen Bebens von Kanto im Jahr 1923 eine vergleichbare Katastrophe in Intervallen von 69 plus/minus 13 Jahren ereignen soll.

Das Große Kanto-Erdbeben und die Folgen
Das Große Kanto-Erdbeben am 1. September 1923 forderte rund 150 000 Todesopfer. Das Beben mit der Magnitude 7,9 zerstörte die Hafenstadt Yokohama und große Teile des benachbarten Tokio, insbesondere westlich des Kaiserpalastes. Die Folgen des Erdbebens waren besonders groß, weil zu diesem Zeitpunkt ganze Viertel in Tokio noch aus traditionellen Holzwohnhäusern bestanden, die Großbränden zum Opfer fielen, die das Erdbeben ausgelöst hatte. Auch zahlreiche Backsteinbauten hielten dem Erdbeben nicht stand. Insgesamt wurden als Folge des Kanto-Erdbebens 700 000 Häuser zerstört. Zum Wiederaufbau, der sich bis Anfang der 1930er-Jahre hinzog, gehörten auch breitere Straßen und neue Brücken sowie eine feuerfeste Infrastruktur von Krankenhäusern, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen.
Seit dem Kanto-Erdbeben fand die Stahlbetonbauweise verstärkt Einzug in die japanische Architektur. In der Innenstadt Tokios bestimmen heute statisch solide und feuerresistente Hochhäuser und Wolkenkratzer das Bild. Das extrem dicht überbaute Tiefland der "Unterstadt" und die dicht überbauten "Miet-Holzhausgürtel" in der "Oberstadt" sind dagegen weiterhin stark erdbebengefährdet. Zusätzliche Gefahren gehen von dem bis heute weit verbreiteten Kochen auf offener Gasflamme aus.
Eng mit dem Erdbebenrisiko verbunden ist das Problem der Konzentration auf Tokio. Die Metropolitanregierung zeigt jedoch nur wenig Interesse an einer Dezentralisierung oder an der Umsetzung der bereits 1990 per Gesetz beschlossenen Verlagerung von Hauptstadtfunktionen aus Tokio in eine neue Hauptstadt.
H. Kiegel, E. Astor

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In dieser Animation wird der Verlauf und die Wellenhöhe des Tsunamis nach dem Beben vom 11.03.2011 gezeigt. Die Daten beruhen auf Vorhersagewerten der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) nach dem Erdbeben vom 11. März 2011.