Der Nil - Ein Fremdlingsfluss

Afrika - Ein „Geschenk“ des Nils
978-3-14-100870-8 | Seite 182 | Abb. 3| Maßstab 1 : 20000000

Überblick

Das Stromgebiet des Nils ist von Süden nach Norden in drei typische Vegetations- und Landnutzungszonen zu gliedern. Das Quellgebiet des Weißen Nils liegt im Bereich des tropischen Regenwalds. Daran schließt sich nördlich die Zone der Feucht-, Trocken- und Dornstrauchsavannen an, auf die wiederum die Halbwüsten und Wüsten folgen. Die Zentralafrikanische Schwelle, das Ostafrikanische Seenhochland und das Hochland von Äthiopien durchbrechen das zonale Muster wegen ihrer Höhenlage. Zu erkennen ist auch ein Gegensatz zwischen den Regenwaldgebieten westlich des Ostafrikanischen Hochlands und den Trockensavannen östlich davon. Er ist durch eine regional besondere Ausprägung der Hauptwindsysteme bedingt (s. 186/187).

Die Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse im Bereich des Äquators ermöglichen generell den Anbau von besonders wärme- und feuchtigkeitsliebenden Nutzpflanzen wie Bananen und Kaffee. Insbesondere zeichnet sich in der Karte aber das Gebiet um den Victoria-See als stark ackerbaulich genutzt ab. Für die Tropen gemäßigte Temperaturen und fruchtbare Böden vulkanischen Ursprungs ermöglichen diese Ausnahmestellung und erklären auch den Kontrast zu den Regionen westlich der Zentralafrikanischen Schwelle. Die Landnutzung in den Gebieten zwischen Ostafrikanischem Seenhochland und Indischem Ozean entspricht im Wesentlichen der Savannenzone (siehe unten). Zunehmend werden in der Region auch Schnittblumen für den Export erzeugt (s. 190.1).

In der Zone der Savannen sind die Voraussetzungen für die Landwirtschaft trotz geringerer Niederschläge als in den immerfeuchten Tropen günstig. Es werden vor allem Hirse, Mais, Erdnüsse und Baumwolle angebaut, aber auch Gemüse und Sisal. Die extensive Viehhaltung spielt eine große Rolle. Ihr Stellenwert nimmt nach Norden hin zu, bis in den Gebieten jenseits der Trockengrenze des Ackerbaus und außerhalb der Oasen nur noch eine saisonale Beweidung möglich ist.

In der Zone der Halbwüsten und Wüsten ist der Nil ein Fremdlingsfluss. Er fließt ohne nennenswerten Zufluss über eine Strecke von 3000 Kilometer bis zu seiner Mündung ins Mittelmeer und verliert dabei durch Verdunstung, Versickerung und Entnahme für Bewässerungszwecke erhebliche Wassermengen. Hat der Nil bei Atbara einen mittleren Jahresabfluss von 2770 Kubikmetern pro Sekunde, so sind es bei Kairo noch 1250 Kubikmeter pro Sekunde und an der Mündung ins Mittelmeer nur noch 140 Kubik-meter pro Sekunde. Auf dem Bewässerungsland, dass sich in einem schmalen Streifen beiderseits des Nils erstreckt, werden Gemüse, Zucker-rohr, Baumwolle und Weizen angebaut. Agrar- und Textilprodukte zählen neben Erdöl zu den Hauptexportgütern Ägyptens und haben eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Seit dem Bau des Staudamms bei Assuan haben sich die Anbaumethoden erheblich verändert, nicht zuletzt da die regelmäßige Düngung durch den Nilschlamm nun ausbleibt. Das Risiko der Versalzung bzw. Versumpfung von Anbauflächen zählt zu den negativen ökologischen Folgen des Staudammbaus. Außerdem kommt es infolge der reduzierten Sedimentfracht des Flusses zu einer verstärkten Erosion an den Flussufern und entlang der Deltaküste

Außerhalb der Stromoase des Nils ist eine landwirtschaftliche Nutzung der Wüsten und Halbwüsten nur räumlich sehr begrenzt möglich. Der Anbau der Dattelpalme beschränkt sich auf die wenigen Oasen. Genutzt werden sowohl die Früchte als auch die Stämme der Palmen, die Nutz- und Brennholz liefern.

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