Das Norddeutsche Tiefland - eiszeitlich geprägt

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978-3-14-100770-1 | Seite 55 | Abb. 2

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Das Norddeutsche Tiefland reicht von der Nord- und Ostseeküste bis weit in die Mitte Deutschlands hinein. Die Tiefe dieser reliefarmen Großlandschaft nimmt von Westen nach Osten erheblich zu.

Eiszeitlich überprägt
Das Blockbild zeigt in einem Schnitt von Harburg bis zum Harz die Abfolge der glazialen Serie mit Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal. Die Grundmoräne entsteht durch das Überfahren der ursprünglichen Landschaft durch einen Gletscher. Der Gletscher transportiert dabei teilweise Granite aus Skandinavien und lagert diese im Bereich der Grundmoräne ab. An seiner Stirn schiebt der Gletscher eine Endmoräne auf, die sich wie der Wilseder Berg bis heute als Erhebung in der sonst relativ flachen Landschaft zeigt. Beim Abschmelzen des Gletschers bilden sich vor der Endmoräne Abflussrinnen, die in ein Urstromtal münden, das seinerseits als Aller-Urstromtal in die Nordsee mündet. Beim Abschmelzen des Gletschers werden Sande, Kiese und Gerölle in einem so genannten Sander vor der Endmoräne abgelagert. Heute liegt die Lüneburger Heide auf einer solchen Sanderfläche. Der aus der Moränenlandschaft ausgeblasene Lössstaub lagert sich im Vorland der Mittelgebirge in stellenweise meterdicken Schichten ab. Aus dem Löss entstanden äußerst fruchtbare Böden wie die der Magdeburger Börde.

Das Norddeutsche Tiefland
Hinter der flachen Nordseeküste dehnen sich weite Marsch- und Geestgebiete aus. Unmittelbar an der Küste erstreckt sich die Marsch, die aus Feinsand und Schlick besteht. Dieses Material wurde an anderen Küstenabschnitten abgeschwemmt, durch Gezeitenströme herangeführt und schließlich abgelagert. Die etwas höher gelegene Geest schließt sich als flachwelliges Altmoränenland unmittelbar hinter der Marsch an. Sie bildet Landschaften wie die Ostfriesisch-Oldenburgische Geest und die Meppen-Nienburger Geest. Hinter der Ostseeküste erstreckt sich dagegen eine hügelige Jungmoränenlandschaft. Dort verläuft vom östlichen Schleswig-Holstein bis zur Grenze nach Polen der Nördliche Landrücken. Seine höchsten Erhebungen sind die Helpter Berge (179 m), die Ruhner Berge (178 m) und der Bungsberg (168 m). Der Nördliche Landrücken und das nordöstlich davon liegende hügelige Jungmoränengebiet entstanden während der Weichseleiszeit. Der Südliche Landrücken verläuft südwestlich des Nördlichen Landrückens. Er entstand bereits während der vorletzten Eiszeit, der Saaleeiszeit. Da er weit länger der Abtragung ausgesetzt war, ist er weniger ausgeprägt als sein jüngeres Gegenstück. Der südliche Landrücken besteht aus mehreren Höhenrücken wie dem Fläming (201 m) südwestlich von Potsdam und Hochflächen wie der Lüneburger Heide (bis 169 m). Der Südliche Landrücken grenzt das Norddeutsche Tiefland von der Mittelgebirgsschwelle ab. Der Nördliche und der Südliche Landrücken werden durch die weiten Talungen von Urstromtälern wie dem Elbe-Urstromtal voneinander getrennt und von Nord nach Süd verlaufenden Flüssen durchbrochen. Vor den Urstromtälern liegen breite Sanderflächen sowie die Mecklenburgische Seenplatte.
Nach Süden stößt das Norddeutsche Tiefland in mehreren Buchten weit in die Mittelgebirgsregion hinein. Besonders markant sind die Magdeburger Börde, das Münsterländer Becken und die Niederrheinische Bucht, deren südöstlicher Teil die Kölner Bucht ist.
H. Kiegel

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