Bitterfeld-Wolfen - Landschaftswandel - 2018

Sachsen-Anhalt - Bitterfeld-Wolfen - Räume im Wandel
978-3-14-100384-0 | Seite 27 | Abb. 1

2018

Ab 1990 zeigte sich, dass die Industriestruktur in den beiden eigenständigen Städten Bitterfeld und Wolfen hoffnungslos überaltert war und einer kompletten Modernisierung bedurfte. Die Betriebe wurden geschlossen und der Abbau von Braunkohle beendet. Man entschloss sich zu einem aufwändigen Strukturwandel. Die Altlasten mussten saniert werden. Bereits 1992 erfolgten die ersten Neuansiedlungen von Unternehmen und die Privatisierungen einzelner Produktionsbetriebe. Das war die Geburtsstunde des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen, der 1997 entstand. Der Chemiepark umfasst 1200 Hektar, von denen 150 Hektar noch verfügbar sind. Schwerpunkt bilden Chemie- und chemienahe Unternehmen wie zum Beispiel die international agierenden Industriekonzerne Evonik, AkzoNobel, Linde, DowChemicals und Heraeus. Bedeutende Standortfaktoren sind die gute Verkehrsanbindung (zwischen den Bundesstraßen B 100 nach Halle, der B 184 nach Dessau und der B 183 nach Köthen, 6 km entfernt von der Autobahn A 9 Berlin–München, 30 km zum Flughafen Leipzig-Halle, 35 km zum nächsten Hafen) sowie der hervorragende Stoffverbund über Leitungstrassen im gesamten Areal. 2001 kam für die Hightech-Branche der Technologiepark Mitteldeutschland mit einer Fläche von 300 Hektar hinzu. Seit 1998 wurden im Chemiepark insgesamt 11 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Mit umfangreichen und teuren Rekultivierungsmaßnahmen wurde die ehemalige Bitterfelder Bergbaulandschaft in eine Seenlandschaft umwandelt. So entstand ab 1998 der Goitzschesee durch die Flutung der alten Tagebaugrube. Die restlichen Tagebauflächen wurden umgestaltet in Parklandschaften mit vielen Grünzonen. Dadurch hat sich der Anteil der Wasserflächen in der Region auf 16,1 Prozent erhöht, ebenso wie der der naturnahen oder mit Wald bestandenen Flächen (34,3 %; siehe 27.3 „Den Wandel von Räumen mit Diagrammen untersuchen“). 2007 fusionierte Bitterfeld mit der Nachbarstadt Wolfen und den Gemeinden Greppin, Holzweißig und Thalheim zur Stadt Bitterfeld-Wolfen. Trotz des gelungenen Strukturwandels wird die Region immer noch als strukturschwach eingestuft. Viele Menschen sind in den letzten Jahrzehnten weggezogen. Die ehemals hohe Arbeitslosigkeit ist jedoch stark zurückgegangen. Ein großes Problem stellt die Trabantenstadt Wolfen-Nord dar. Sie ist geprägt von Plattenbauten und seit 1990 von Arbeitslosigkeit, abnehmender Attraktivität, Abwanderung und daraus folgendem Wohnungsleerstand. Von den 33 000 Einwohnern im Jahr 1993 leben heute nur noch etwa 8000 Menschen dort. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen und Geringverdiener ist hier besonders hoch. Dem Wohnungsleerstand wird seit 2000 vor allem durch umfangreiche Abrissarbeiten begegnet.

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