Berlin - City (westliche und östliche Innenstadt)

Deutschland - Hauptstadt Berlin
978-3-14-100770-1 | Seite 66 | Abb. 2| Maßstab 1 : 20000

Informationen

Die Karte der Innenstadt von Berlin spiegelt die jüngere Geschichte der jahrzehntelang geteilten Stadt wider. Sie zeigt den Status quo der beiden traditionellen Stadtzentren in West und Ost sowie das seit 1990 neu entstandene Zentrum am Potsdamer Platz.

Alte und neue Hauptstadt
1871 wurde Berlin Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches, später war es Hauptstadt der Weimarer Republik. Das politische Zentrum von Ost-Berlin verlagerte sich in die Mitte des alten Stadtkerns (Spreeinsel). Der politische Umbruch in der DDR führte am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung Deutschlands und beider Stadthälften. Am 20. Juni 1991 beschloss der Deutsche Bundestag die Verlegung seines Sitzes nach Berlin und stellte damit die Weichen für die künftige städtebauliche Entwicklung. Im Laufe des folgenden Jahrzehnts wurde die volle Funktionsfähigkeit Berlins als Parlaments- und Regierungssitz erreicht. In dieser Zeit wurde im alten Stadtkern ein neues Regierungszentrum aus Neubauten und alten Regierungsbauten der DDR aufgebaut.
Nach den unterschiedlichen Entwicklungen während der Teilung der Stadt setzt seit 1990 eine Entwicklung ein, die vom Dienstleistungssektor bestimmt wird (vor allem Handel, Kultur, Unterhaltung) und zum Teil neue Stadtstrukturen hervorbringt. Die traditionellen Verkehrsstrukturen waren 1945 zum großen Teil zerstört, andere wurden 1961 durch die Teilung der Stadt unterbrochen. Nach 1961 wurden in beiden Stadtteilen voneinander weitgehend unabhängige Verkehrsstrukturen mit Fern-, U-, Straßenbahnen, Autobahnen und Flughäfen geschaffen. Seit 1990 wurden die Lücken vor allem im Bereich der ehemaligen Stadtgrenzen mit großem Aufwand wieder geschlossen. Kernstücke der Verkehrsinfrastruktur des heutigen Berlin sind der neue Hauptbahnhof sowie der Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI), der Ende 2011 auf dem Gelände des jetzigen Flughafens Schönefeld in Betrieb gehen soll.

Ost-West-Unterschiede
Die stark kriegszerstörte Innenstadt von Ost-Berlin wurde zwischen 1945 und 1989 nach Maßgaben des sozialistischen Städtebaus umgestaltet, Grundlage der Baumaßnahmen war der Generalbebauungsplan von 1968. Bestimmt wurde das Stadtbild vor allem durch Partei und Regierung, Kultur und Bildung, aber auch durch Wohnbauten. Das Geschäftszentrum verlagerte sich an den Alexanderplatz und in die Karl-Marx-Allee. Erst in den 1980er-Jahren setzte mit dem Neuaufbau des Nikolaiviertels und der Errichtung von mehreren "Devisenhotels" eine stärkere Kommerzialisierung des Zentrums ein.
Der Citybereich von West-Berlin war traditionell vor allem Kultur-, Geschäfts- und Unterhaltungszentrum. Nach der Teilung der Stadt wuchs die City in Richtung des Kurfürstendamms, verbunden mit einem Funktionswandel in den Altbauvierteln Charlottenburgs. Zum neuen Schwerpunkt wurden hier Geschäfte für den gehobenen Einzelhandel, Unterhaltungsstätten und Dienstleistungen, während die Nutzung als Wohnviertel rückläufig war. Mit dem weiträumigen Kulturforum entstand am östlichen Cityrand, in unmittelbarer Nähe großer Stadtbrachen, ein neues kulturelles Zentrum. Staatliche Einrichtungen und einige Kulturstätten konzentrierten sich nicht in der City, sondern lagen über die Stadt verstreut (Senatsverwaltungen, Museen in Dahlem und Charlottenburg, Freie Universität). Nach der Teilung 1961 orientierte sich die städtebauliche Entwicklung in West-Berlin nicht mehr, wie bislang, an den Verkehrsachsen der S-Bahn. Die neuen Industrie- und Wohngebiete entstanden vielmehr auf den noch freien Flächen zwischen den Trassen, einige Großwohnanlagen am "grünen" Stadtrand.
D. Falk, M. Felsch

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