Asien - Landwirtschaft

Asien - Asien - Landwirtschaft und Klima
978-3-14-100870-8 | Seite 156 | Abb. 1| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Asien ist nicht nur der größte Kontinent der Erde, sondern auch, was seine Naturausstattung angeht, der facettenreichste. Die landwirtschaftliche Diversität ist ein Spiegel dieser Vielfalt. Weil sich Landwirtschaft in allen Regionen den jeweiligen Bedingungen anpassen muss, sei es im Hinblick auf Klima, Oberflächengestalt oder Niederschlag, herrschen in den verschiedenen Vegetationszonen und Regionen unterschiedlichste landwirtschaftliche Nutzung vor. Daneben gibt es Ungunsträume wie das Hochland von Tibet, eine 4000 bis 5500 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Kältewüste, in der eine agrarische Nutzung kaum möglich ist.

Weite Teile Innerasiens, Vorderasiens und der Arabischen Halbinsel sind durch Oasen- und Bewässerungskulturen mit Baumwoll- und Dattelpalmenanbau geprägt. Auffällig sind insbesondere die Stromoasen an Euphrat (Syrien, Irak), Amudarja (Afghanistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan), Sydarja (Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan) und Indus (Pakistan).

Die trockeneren Teile Asiens werden durch eine extensive Viehhaltung geprägt. Ursprünglich wurde sie zumeist von nomadisch lebenden Viehzüchtern betrieben. Heute ist diese Form der landwirtschaftlichen Nutzung in allen Staaten rückläufig. Ursächlich für diese Entwicklung sind sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle und sozialpolitische Gründe.

In den nördlichen Teilen Sibiriens dominiert die Holzwirtschaft. Die besonderen Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse erlauben lediglich im Westen Sibiriens einen flächenhaften Getreideanbau (bis nach Kasachstan), der sich nach Osten, auch aus Gründen der Oberflächengestalt, inselartig auflöst. Viehwirtschaft spielt nur in Kasachstan eine größere Rolle.

Große Teile Ostchinas liefern ein anschauliches Beispiel für Räume, in denen es eine intensive landwirtschaftliche Nutzung gibt. Weizen und Mais sind in den nördlichen Landesteilen die wichtigsten Anbaufrüchte (Große Ebene, Mandschurei), Erdnüsse dienen als wichtigster Öllieferant. Dominierende Anbaufrucht im Süden ist der Reis, ergänzt durch Zuckerrohr, Tee, Erdnüsse und Gemüse. Im Süden spielt in der Viehwirtschaft die Haltung von Wasserbüffeln, die beim Reisanbau unentbehrlich sind, eine bedeutende Rolle. Bei der Viehzucht ist auffällig, dass in China die Schweinehaltung überwiegt.

Ähnlich vielgestaltig wie China ist der indische Subkontinent. Hier hat sich die ackerbauliche Nutzung vielerorts an den jahreszeitlichen Wechsel von Regen- und Trockenzeiten anpassen müssen. In der Himalaya-Region ist ein hygrisch bedingter Ost-West-Gegensatz zu erkennen. Die Gesamtniederschläge nehmen von Osten (dominierend: Reis) nach Westen (dominierend: Weizen) kontinuierlich ab. Aufgrund der jahreszeitlichen Verteilung des Regens sind Bewässerungskulturen weit verbreitet. Hirse dominiert als Grundnahrungsmittel im trockeneren Süden Indiens, lediglich an den durch Niederschläge begünstigten Küsten, vor allem im Westen, ist Reisanbau möglich. Kokospalmen und Erdnüsse dienen auch hier als die wichtigsten Fettlieferanten.

Für Bangladesch hat der Anbau von Jute besondere Bedeutung. Fast die gesamte Weltproduktion von Jute, die für ihr Wachstum ein wechselfeuchtes tropisches Klima benötigt, stammt aus Indien und Bangladesch. Die 3 bis 4 Meter hohe, schilfartige Pflanze wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Gangesdelta angepflanzt. Da die Landwirtschaft im Entwicklungsland Bangladesch noch immer große wirtschaftliche Bedeutung hat und die Jute neben Reis ihr Hauptprodukt ist, sind große Teile der Bevölkerung von der Jutewirtschaft abhängig.

Südostasien ist durch einen dramatischen Rückgang der tropischen Regenwälder gekennzeichnet. Hölzer stellen bis heute einen wichtigen Posten im Export dieser Länder dar, zudem haben Brandrodungen zu einer Vernichtung der ursprünglichen Wälder geführt, insbesondere in Malaysia und Indonesien. Sie werden verbreitet zum Zweck einer Ausdehnung der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen für die Anlage von Ölpalmen-Plantagen durchgeführt, weil sich die Nachfrage nach Palmöl auf dem Weltmarkt in den letzten 25 Jahren vervielfacht hat; Malaysia und Indonesien decken inzwischen einen Großteil der Weltproduktion.

Weitere wichtige landwirtschaftliche Produkte Südostasiens sind Kautschuk, Kokosnüsse (jeweils aus Plantagen) und Reis. Auf den Philippinen ersetzt Zuckerrohr den Kautschuk. Ein großer Teil dieser Produkte ist exportrelevant. Die Probleme der Nutzung oder Übernutzung tropischer Wälder durch den Menschen treten in diesem Raum ähnlich scharf hervor wie am Amazonas.

Ein anderes großes Problem der asiatischen Landwirtschaft ist heute die Bodenversalzung in den Bewässerungsgebieten, die durch aufsteigendes Grundwasser bedingt wird. Etwa 30 Prozent der Nutzflächen sind betroffen, besonders am unteren Indus und in der Region um den Aralsee.

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