Hochtal von Mexiko - Tenochtitlán und Umgebung um 1500

Amerika - Kalifornien (USA)/Mexiko - Tallandschaften im Wandel
978-3-14-100870-8 | Seite 227 | Abb. 4| Maßstab 1 : 500000

Überblick

einem Gebirgszug umgeben ist (vgl. Karte 227.5). Diese Lage bot den Azteken hervorragenden Schutz, bis zur Landung der Spanier blieb ihre Hauptstadt uneinnehmbar.

Tenochtitlán war über Dammwege mit den Siedlungen am Nord-, West- und Südufer verbunden. Auf einer Nachbarinsel im Norden, von Tenochtitlán nur durch einen Kanal getrennt, lag die zunächst unabhängige Stadt Tlatelolco. Während sich Tenochtitlán zum kulturellen, sakralen und politischen Zentrum des Aztekenreichs entwickelte, diente Tlatelolco als Handelszentrum. Mit Texcoco war Tenochtitlán durch eine Fähre verbunden.

Auf einer Grundfläche von rund 13 Quadratkilometern wuchs das aus Stein erbaute Tenochtitlán unaufhörlich heran, bis es in seiner Blüte um die 300 000 Einwohner umfasste. Mit Tempel-pyramiden, Aquädukten und Palästen entfaltete die Residenz eine außergewöhnliche Pracht. Steinerne Dämme mit breiten Zugbrücken führten zum Festland, im Inneren war die Stadt von Kanälen durchzogen. Charakteristisch war die geometrisch exakte Anlage der vier Hauptstraßen, die in den zentralen Markt mündeten. Sie trennten zugleich die Stadtviertel, in denen sich dicht gedrängt einfache Wohnhäuser befanden. Angehörige der Priester- und Kriegerkaste lebten in zum Teil prächtigen Gebäuden mit Innenhöfen.

Die Azteken verfügten über Kalender, Schrift, Papier, ein entwickeltes Kunsthandwerk und ein Schulsystem. Wirtschaftsgrundlage war der Feldbau auf bewässerten Terrassen und "Chinampas", schwimmenden Gärten. Angebaut wurden Mais, Bohnen, Kürbisse, Kakao, Tabak und Baumwolle. Durch Handelsbeziehungen zum Golf von Mexiko wurden auch subtropische Erzeugnisse eingeführt. In der Hauptstadt herrschte eine fortgeschrittene Organisation und Verwaltung. Die Straßen wurden gereinigt und Fäkalien in den Kanälen eingesammelt, um sie als Dünger zu verwenden. Die Wasserversorgung erfolgte über Wasserleitung vom Festland.

Infolge der intensiven Verdunstung hatten die nördlich der Stadt gelegenen Flachseen höhere Salzgehalte. Die südlichen Seen waren tiefer und wurden aus frischem Quellwasser gespeist. Mit Dammbauten passten die Azteken diese natürliche Gliederung ihrer eigenen Nutzung an. In den Süßwasserzonen im Süden gab es einen intensiven Gemüseanbau, in den austrocknenden nördlichen Seebereichen gewannen sie Salz. In der Brackwasserzone dazwischen gab es eine vielfältige Nutzung in Form von Fischfang, Jagd, Sammelwirtschaft und Rohstoffgewinnung (zum Beispiel Binsen und Weiden für Flechtwerke, Matten, Körbe und Fanggeräte). In scharfem Kontrast zu dieser Hochkultur stehen die Menschenopfer auf dem steinernen Altar des "Großen Tempels" in Zentrum. Als Cortéz das Aztekenreich zwischen 1519 und 1521 eroberte, wurde Tenochtitlán zerstört.

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