Goslar um 1300

Deutschland - Deutschland - Landschaftsgeschichte
978-3-14-100770-1 | Seite 57 | Abb. 3| Maßstab 1 : 25000

Informationen

Goslar liegt am nördlichen Harzrand. Die bewirtschaftete Flur in der Umgebung der Stadt erreicht Höhen um 250 m, die Berge in der Umgebung sind bis zu 635 m (Rammelsberg) hoch. Randlagen wie die Goslars zählten zu den beliebtesten Siedlungsplätzen. Die ovale Form der Siedlung ist in diesem Fall durch die Lage auf einem langgestreckten Schotterfächer bedingt.

Infrastruktur und Stadtbild
Die Stadt wird von der Gose durchflossen, einem kleinen, aber gefällereichen Fluss. Er versorgte Goslar mit Wasser und mithilfe von Wassermühlen auch mit Energie. Gleichzeitig wurde in den Fluss auch das Abwasser eingeleitet. Namen wie "Gosekanal" zeugen davon, dass die Bewohner im Wasserbau aktiv waren. Wassermühlen lagen nicht nur an der Gose, sondern auch an diesen künstlich errichteten Kanälen.
Durch die Stadt verliefen Fernstraßen nach Hildesheim, Braunschweig und zur Harzburg (einer Reichsburg). Die Harzstraße verband Goslar mit den anderen Bergbauorten des Westharzes. Besonders wichtige Handelswege führten von Goslar aus nach Westen und Osten auf der Handelsstraße "Hellweg", die den Niederrhein mit der Mittelelbe verband. Nach Norden führte eine Handelsstadt zu den Hansestädten Bremen, Hamburg und Lübeck. Goslar war eine wichtige Kaufmannssiedlung. Die Lage des Marktes ist zwar in der Karte nicht bezeichnet, große Plätze sind aber z. B. am Rathaus zu erkennen. Häufig befanden sich Steinbrüche unmittelbar an der Straße. Das Baumaterial für die Straßen wurde auch aus solchen Steinbrüchen gewonnen.
Die mittelalterliche Stadt bestand aus zwei Ortsteilen, Goslar und Bergdorf. Die Stadt wurde von einer Befestigung mit zahlreichen Stadttoren umgeben. Die Stadttore lagen an den Fernstraßen, aber auch im Südwesten in Richtung des Bergbaugebietes. Neben der Bebauung mit Fachwerkhäusern befanden sich auch Ställe und Gärten innerhalb der Stadtmauern. Die Stadtbewohner waren also auch landwirtschaftlich aktiv, die flachen, reliefarmen Gebiete in der Umgebung der Stadt gehören zur bewirtschafteten Flur (Garten, Acker, Weide, Brache).
Goslar war einerseits Sitz der weltlichen Macht, wie die Kaiserpfalz in der Nähe des Domes zeigt. Auf der anderen Seite gab es mehrere kirchlicher Einrichtungen wie Klöster. Ausdruck städtischer Macht ist das zentral gelegene Rathaus.

Bergbau und Verhüttung
Der wichtigste Wirtschaftszweig der Stadt war die Gewinnung und die Verarbeitung von Metallerzen. Die Erze, vor allem Silber und Blei, wurden am südlich der Stadt gelegenen Rammelsberg gewonnen (seit 1992 Weltkulturerbe der UNESCO). Neben Erz-Pingen, in denen Erzlagerstätten an die Erdoberfläche traten und im Tagebau abgebaut werden konnte, wurden auch tiefer gelegene Vorkommen im Untertagebau erschlossen.
Die notwendige Entwässerung der Abbaustollen erfolgte über einen extra angelegten unterirdischen Entwässerungsstollen, den Ratstiefsten Stollen. An der Stelle, wo dieser in die Gose mündete, setzte die Belastung der Oberflächengewässer mit Schwermetallen ein. Das Bauholz für den Untertagebau gewann man in der unmittelbaren Umgebung der Bergwerke. Große Teile des Rammelsberges waren deshalb bereits um 1300 waldfrei. Unterhalb der Erzbergwerke überzog ein Netz von Wegen den Berghang. Sie dienten dem Abtransport des Erzes.
Die Verhüttung des gewonnenen Erzes erfolgte auf den Schmelzplätzen und in den Schmelzöfen der Umgebung Goslars (Hessenkopf, Königsberg, Nordberg). Das Erz konnte nur durch die Verbrennung von Holzkohle so weit erhitzt werden, dass es schmolz. Entscheidend für die Standortwahl waren deshalb die Vorkommen von Holz, aus dem Holzkohle hergestellt werden konnte. Diese Plätze waren wegen der Abholzung von großen Rodungsinseln umgeben. Das in den Bergwerken gewonnene Erz wurde zu diesen Plätzen transportiert.
Das in Goslar gewonnene und verarbeitete Erz bzw. Metall wurde auf den Handelswegen bis nach London oder Nowgorod transportiert. In Goslar selbst prägte man Münzen aus Silber, mit denen auf den Märkten des näheren und ferneren Umlandes eingekauft werden konnte. Darüber hinaus wurde das Erz in der Glockengießerei verarbeitet.
M. Flesch

Schlagworte