Mitteleuropa - Besatzungsmächte und Vertreibung 1945-1949

Deutschland - Deutschland - Kalter Krieg und Wiedervereinigung
978-3-14-100870-8 | Seite 70 | Abb. 1| Maßstab 1 : 10000000

Überblick

Die Karte zeigt die Aufteilung Deutschlands und Österreichs in Besatzungs- und Verwaltungszonen, die Westverlagerung der polnischen Grenzen, die Bevölkerungsbewegungen in Mittel- und Ost-europa sowie die Auswanderung der überlebenden Juden.

Nach der Kapitulation Deutschlands 1945 waren die alliierten Truppen in die ihnen zugewiesenen Zonen eingerückt. Ein von den Besatzungsmächten gebildeter Alliierter Kontrollrat mit Sitz in Berlin (in Österreich: Wien) trat an die Stelle der deutschen Staatsgewalt. Zwischen 1945 und 1946 kam es zur Neugliederung der Länder. Innerhalb der amerikanischen Zone entstanden Bayern, das seine alten Ländergrenzen weitgehend beibehielt, das Land Württemberg-Baden (aus den nördlichen Teilen Badens und Württembergs) und Hessen. Das als Überseehafen ebenfalls zur amerikanischen Besatzungszone zählende Bremen erhielt 1947 den Status eines Landes. In der britischen Zone wurde das Land Niedersachsen aus der Provinz Hannover und den ehemaligen Ländern Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe gebildet. Des Weiteren entstanden Nordrhein-Westfalen (aus der nördlichen Rheinprovinz, Westfalen und Lippe-Detmold) sowie Hamburg und Schleswig-Holstein. In der französischen Besatzungszone wurde aus preußischen, bayerischen und hessischen Gebietsteilen das Land Rheinland-Pfalz gebildet. Weiterhin entstanden die beiden Länder Baden und Württemberg-Hohenzollern (nicht zu verwechseln mit Württemberg-Baden).

In der sowjetischen Zone wurden die Länder Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg und Brandenburg neu gegründet; viele von ihnen hatten bereits während der Weimarer Republik bestanden. Zu allen diesen Ländern kamen Teile Preußens. Aus großen Teilen der preußischen Provinz Sachsen und dem Land Anhalt entstand Sachsen-Anhalt. Brandenburg umfasste Teile des preußischen Kernlandes.

Berlin wurde von den Stadtkommandanten der alliierten Siegermächte als Viersektorenstadt gemeinsam verwaltet, während in den einzelnen Zonen die Macht getrennt ausgeübt wurde. Als Sitz des Alliierten Kontrollrates behielt die ehemalige Hauptstadt weiterhin eine Sonderstellung. Wichtige Machtzentren waren auch die alliierten Hauptquartiere Frankfurt am Main, Baden-Baden und Bad Oeynhausen sowie der Sitz des Internationalen Gerichtshofs in Nürnberg.

Durch das Potsdamer Abkommen wurden die Ostgebiete bis zur Oder-Neiße-Linie polnischer und das nördliche Ostpreußen sow-jetischer Verwaltung unterstellt. Das Saarland erhielt politische Autonomie bei wirtschafts- und zollpolitischer Verflechtung mit Frankreich. Es blieb bis zur Wiederangliederung an Deutschland 1956 unter französischer Verwaltung, die Brückenstadt Kehl bei Straßburg bis 1953.

Wie Deutschland wurde auch Österreich in vier Besatzungs-zonen aufgeteilt. Das in der sowjetischen Besatzungszone gelegene Wien wurde wie Berlin zu einer Viersektorenstadt, die von den Besatzungsmächten gemeinsam verwaltet wurde.

Durch den alliierten Sieg über das nationalsozialistische Deutschland und die anschließenden Grenzverschiebungen kam es zu einer gewaltigen Bevölkerungsverschiebung in Mittel- und Osteuropa. Von den vergleichsweise wenigen Überlebenden des Holocaust entschlossen sich viele zur Auswanderung nach Israel. Überdies waren mehrere Millionen Menschen von Vertreibungen und Umsiedlungen betroffen, vor allem Deutsche und Polen, die ihre ursprünglichen Wohngebiete infolge von Gebietsabtretungen und Grenzverschiebungen in Richtung Westen verlassen mussten, aber auch Tschechen, Slowaken und Ungarn.

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