Ruhrgebiet - Landschaft des Strukturwandels

Nordrhein-Westfalen - Ruhrgebiet - Wirtschaft und Umwelt
978-3-14-100391-8 | Seite 21 | Abb. 2| Maßstab 1 : 300000

Überblick

Früher war das Ruhrgebiet für Touristen wenig attraktiv, Übernachtungsgäste waren überwiegend Geschäftsleute. Heute jedoch ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Übernachtungszahlen steigen seit zehn Jahren stetig an. 2019 erreichten sie mit 8,6 Mio. einen neuen Rekord. 17 Prozent der Gäste kamen aus dem Ausland.

Attraktionen

53 Städte mit zahlreichen Attraktionen sind ein lohnendes Ziel für eine Städtereise, die momentan voll im Trend liegt. Aber auch die Einwohner des Ruhrgebietes können das umfangreiche Angebot für ihre Freizeitaktivitäten und zur Naherholung nutzen.

 

Kultur gibt es ausreichend: 200 Museen, 100 Kulturzentren, 100 Konzertsäle, 120 Theater, 250 Festivals und Feste und 3500 Industriedenkmäler. Letztere zeugen von der industriellen Vergangenheit des Ruhrgebietes und symbolisieren den Strukturwandel. Gut 50 dieser Industriedenkmäler befinden sich entlang der „Route der Industriekultur“. Große Summen wurden investiert, um sie zu erhalten oder neuen Nutzungen zuzuführen. Einige Beispiele: In der Gaskraftzentrale eines ehemaligen Bochumer Stahlwerks entstand mit der Jahrhunderthalle Bochum ein kultureller Veranstaltungsort von überregionaler Bedeutung, auf dem Gelände der Hütte Duisburg-Meiderich entstand der Landschaftspark Duisburg-Nord, der Gasometer in Oberhausen dient als Ausstellungshalle, der Industriekomplex Zollverein Essen ist seit 2002 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

 

Auch die vielen Halden, die aus dem Abraum der Steinkohlenförderung entstanden sind, werden neu genutzt. Auf 14 von ihnen sind Kunstwerke installiert, sogenannte Landmarken. Andere dienen zur Freizeitgestaltung (siehe auch Karte 6.1 „Bottrop – Rekultivierte Halden“).

Industrienatur und Grünzüge

Auf alten, brach liegenden Industriegeländen hat sich die Natur wieder angesiedelt. Solche Gebiete, wie beispielsweise im Landschaftspark Duisburg-Nord, sind in der Karte als „Industrienatur“ eingezeichnet.

 

Eine andere, ganz spezielle Freizeiteinrichtung des Ruhrgebietes sind die fünf Revierparks, die in den 1970er-Jahren angelegt wurden. Als große Volksparks sollten sie den Arbeitern zur Erholung und sportlichen Betätigung dienen. Sie waren und sind bis heute grüne Lungen in der Stadtlandschaft. Ihr Angebot reicht von Schwimmbädern über Minigolf, Spiel- und Bolzplätzen bis hin zu Tiergehegen.

 

Seit einigen Jahren ist der Ausbau der Radwegenetzes immer stärker in den Fokus gerückt. Mittlerweile durchziehen 1200 km Radwege das Revier – teils auf alten Bahntrassen, entlang von Kanaluferwegen, Halden und beeindruckenden Industriedenkmälern. Ein neues Knotenpunktsystem wurde eingeführt, das die Orientierung erleichtert. Zudem gibt es 15 thematische Routen. Noch im Bau ist der RS1, der Radschnellweg, der einmal auf über 100 km von Duisburg nach Hamm quer durch das Ruhrgebiet führen soll.

Emscher Landschaftspark

Für das nördliche Ruhrgebiet, das am stärksten durch den Steinkohlenbergbau betroffen war, ist der Emscher-Umbau eine große Chance. In den 1990er-Jahren fiel der Startschuss für den Umbau des Emschersystems und die landschaftsplanerische Umgestaltung des Neuen Emschertals. Bis dahin war die Emscher ein oberirdisch verlaufender Abwasserkanal. Nun soll ein mächtiger, parallel zum Fluss verlaufender Kanal das Abwasser unterirdisch zwei hochmodernen Kläranlagen in Bottrop und Dortmund zuführen. Parallel wurden erste Abschnitte der Emscher mit großem Aufwand renaturiert. In naher Zukunft soll der Fluss nur noch Quellwasser, Regenwasser und gereinigtes Abwasser führen. Nach der Konzeption des Masterplans „Emscher Landschaftspark 2010“ soll der Fluss bis 2030 durch den Bau eines neuen Flussbettes wieder zu einem ökologisch intakten Fließgewässer werden und zugleich zum Herzstück einer rund 85 Kilometer langen, urbanen Parklandschaft.

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