Jamal-Halbinsel - Gasfeld im Dauerfrostgebiet

Europa - Russland
978-3-14-100870-8 | Seite 149 | Abb. 4| Maßstab 1 : 250000

Überblick

Jamal liegt im Norden Westsibiriens zwischen dem Obbusen und der Karasee (vgl. Karte 149.5). Die 750 Kilometer lange und bis zu 240 Kilometer breite Halbinsel gehört zum Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Die heimischen Nenzen leben traditionell von Rentierzucht, Pelztierjagd und Fischfang. Das seenreiche Tiefland auf Jamal ist im Norden von subarktischer Tundra und im Süden von Waldtundra bedeckt. Die großflächig versumpfte Region wird von den Oberflächenformen des Permafrosts geprägt. Seit den 1980er-Jahren werden dort Erdgasvorkommen erschlossen, das größte unter ihnen - und zugleich eines der größten weltweit - ist das Erdgasfeld Bowanenko. Der Südteil von Jamal ist durch eine Eisenbahn erschlossen, der nördlichsten Eisenbahn der Welt. Sie ist Eigentum des Energiekonzerns Gazprom, der über den Schienenweg die Versorgung von Tausenden Mitarbeitern der Förder-, Aufbereitungs und Verteilungsstätten sicherstellt.

Die Förderregion Bowanenko befindet sich noch im Ausbau. Einige benachbarte Gasfelder sollen erschlossen werden, weitere Erdgaspipelines und Eisenbahnstrecken sind im Bau, auch die geplante Höchstförderung ist noch nicht erreicht. Drei Verflüssigungsanlagen mit einer Leistung von je 5,5 Mio. Tonnen sollen zwischen 2016 und 2018 in Betrieb gehen. Geplant ist auch der Bau eines Seehafens in der Siedlung Sabetta auf Jamal, der von eisgängigen Tankschiffen angelaufen werden kann. Das Erdgas erreicht Deutschland bisher auf drei Transportwegen: Die traditionelle Transgas-Route verläuft über die Ukraine, die Slowakei und Tschechien, die Jamal-Pipeline (Nordlicht) über Weißrussland und Polen und die Nordstream-Pipeline durch die Ostsee.

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