Südpolargebiet (Antarktis) - Entdeckungen und Hoheitsansprüche

Polargebiete - Polargebiete - Antarktis und Arktis
978-3-14-100870-8 | Seite 204 | Abb. 1| Maßstab 1 : 72000000

Überblick

Einer der ersten Europäer, der die Antarktis erreichte, war James Cook. Auf seiner zweiten Reise überquerte er den südlichen Polarkreis und sah die eisbedeckten Küsten, erkannte sie aber nicht als Ränder eines Kontinents. Die Erforschung aus wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen setzte im 19. Jahrhundert ein. Der Engländer William Smith erreichte 1819 die Südshetland--Inseln, Fabian Gottlieb von Bellingshausen, ein baltischer Deutscher, entdeckte erstmals Festland südlich des Polarkreises (im Westen der Antarktischen Halbinsel). Der britische Seefahrer James Weddell drang 1822/1823 bis in die Weddell-See vor, Dumont d"Urville, ein Franzose, erreichte 1840 Adélieland in der Ostantarktis, James Clark Ross entdeckte zwischen 1839 und 1843 Süd-Victoria-Land, das Ross-Schelfeis und die Ross-Inseln.

Die erste deutsche Forschungsreise, die "Gauß-Expedition" (1901-1903) unter Leitung von Erich von Drygalski, entdeckte Kaiser-Wilhelm-II.-Land, parallel erreichte die "Discovery-Expedition" unter Robert F. Scott König-Eduard-VII.-Land. Der Brite Ernest Shackleton kam 1909 bis auf 180 Kilometer an den Südpol heran, musste dort aber umkehren. Der Südpol wurde das erste Mal im Südsommer 1911/1912 in einem tragischen Wettlauf zwischen dem Norweger Roald Amundsen und dem Engländer Robert Scott erreicht. Scott, der nur vier Wochen nach Amundsen am Südpol eintraf, kam auf dem Rückweg mit seinen Gefährten um. Fast gleichzeitig entdeckte eine deutsche Expedition unter Wilhelm Filchner das Prinzregent-Luitpold-Land und das Filchner-Schelfeis. Die dritte deutsche Antarktisexpedition 1938/1939 unter Alfred Ritscher entdeckte Neu-Schwabenland. Vivian Fuchs und Edmund Hillary gelang 1957/58 auf Raupenschneefahrzeugen die erste Antarktis-Durchquerung vom Weddellmeer über den Südpol bis zum Rossmeer. Eine andere Route nahm die Internationale Transarktische Expedition 1989/1990, die von der Antarktischen Halbinsel über den Südpol zur Station Mirny im australischen Sektor führte.

Inzwischen haben zahlreiche Staaten Forschungsstationen eingerichtet. Die Forscher vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung nutzen vor allem die Ganzjahresstation Neumayer III. In der rund 500 Kilometer nordöstlich gelegenen Sommerstation Kohnen werden Eisbohrkerne zur Erforschung der Klimageschichte gewonnen.

Hoheitsansprüche

Verschiedene Länder erheben Hoheitsansprüche auf einzelne Sektoren der Antarktis. Unter ihnen gibt es Anliegerstaaten wie Chile, Argentinien und Australien, aber auch Länder, die ihre Ansprüche aus frühen Entdeckungs- und Forschungsreisen ableiten (zum Beispiel Norwegen) oder mit Besitzergreifungen im 19. Jahrhundert begründen (zum Beispiel Großbritannien). Der einzige Bereich, des bislang von keinem Staat beansprucht wird, ist Marie-Byrd-Land im Südwesten.

Im Antarktisvertrag von 1959 haben sich zwölf Staaten auf eine Zurückstellung ihrer territorialen Gebietsansprüche zugunsten einer international kooperativen Erforschung des Kontinents unter Wahrung seiner sensiblen Natur geeinigt. Zur Ergänzung dieses Vertrages beschloss die Antarktis-Konferenz von Madrid 1991 ein Verbot jeglichen Bergbaus für 50 Jahre. Ein entsprechendes Gesetz wurde 1997 von allen 26 stimmberechtigten Staaten unterzeichnet und trat 1998 in Kraft. Heute bestehen in der Antarktis zahlreiche Forschungsstationen.

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