Ruhrgebiet - Bergsenkungen und Entwässerung

Nordrhein-Westfalen - Ruhrgebiet - Wirtschaft und Umwelt
978-3-14-100391-8 | Seite 21 | Abb. 3| Maßstab 1 : 300000

Überblick

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Ruhrgebiet Steinkohle im Tiefbau abgebaut. Dies erfolgte entlang von sogenannte Streben. Während des Abbaus wurde das Deckgebirge mithilfe von Schildausbau zurückgehalten. Anschließend brach es in die Hohlräume ein. Das hatte Auswirkungen bis zur Erdoberfläche, wo es zu großflächigen Absenkungen, den sogenannten Bergsenkungen, kam.

Ursachen und Ausmaß von Bergsenkungen

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Bergsenkungen im Essener Raum bemerkt. In den 1880er-Jahren wurden Senkungen von 4–5 Metern im Emscherraum zwischen Herne und Gelsenkirchen gemessen. Heutige Messungen ergeben Bergsenkungen von bis zu 20 m, so etwa im Umfeld der stillgelegten Bergwerke Ewald an der Grenze zwischen Gelsenkirchen und Herten, Consolidation in Gelsenkirchen, Minister Stein in Dortmund sowie Zollverein in Essen. Im Umfeld der letzten, 2018 stillgelegten Zeche Prosper-Haniel in Bottrop wurden 14 m gemessen.

 

Die Senkungsgebiete befinden sich entlang von West-Südwest nach Ost-Nordost ausgerichteter Linien. Dies entspricht der Steinkohlenförderung in den großräumigen geologischen Mulden des Steinkohlengebirges. Die Senkungsgebiete im Umfeld der ehemaligen Zeche Ewald etwa befinden sich in der sog. Emscher Mulde, die der Zeche Zollverein in der Essener Mulde und die der Zeche Minister Stein im Bereich der Bochumer Mulde.

Folgen von Bergsenkungen

Bergsenkungen verursachen nicht nur Schäden an Häusern, Straßen und Versorgungsleitungen. Problematischer sind die Auswirkungen auf das natürliche Abflusssystem. Damit Fließgewässer durch Senkungsgebiete fließen können, müssen sie angehoben und zur Vermeidung von Überflutungen eingedeicht werden. Zudem muss die Höhendifferenz zwischen den künstlich angehobenen Flüssen und ihren Nebengewässern durch sog. Vorfluterpumpwerke überwunden werden. Im Einzugsgebiet von Em¬scher und Lippe sind daher 209 Pumpwerke in Betrieb. Sie fördern jährlich 608 Mio. m3 Wasser – fast das Dreifache des Fassungsvermögens der Bleichlochtalsperre in Thüringen, der größten Talsperre Deutschlands. Das kostet jährlich etwa 55 Mio. Euro und wird bisher von den Rechtsnachfolgern der ehemaligen Bergwerke bezahlt. Diese sogenannten Ewigkeitskosten werden ewig anfallen, da es sonst zu flächenhaften Überflutungen im Ruhrgebiet käme.

Grubenwasser

„Grube“ ist die alte bergmännische Bezeichnung für ein Bergwerk. Grubenwasser ist Regenwasser, das durch Risse und Spalten in die tiefliegenden Teile eines Bergwerks eindringt. Schon immer wurde es abgepumpt und in Bäche und Flüsse geleitet, damit die Bergwerke nicht volllaufen. Aber auch nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus laufen die Pumpen weiter. Ansonsten würde das Grubenwasser langsam ansteigen. Dabei würde es im Gestein vorhandene Sedimente und Mineralien lösen, zum Beispiel Salze. Würde das Grubenwasser die höher gelegenen, trinkwasserführenden Schichten erreichen, so wäre das Trinkwasser in Gefahr. Daher ist auch das Abpumpen des Grubenwassers eine Ewigkeitsaufgabe.

Schlagworte