Halle/Leipzig - Wirtschaft und Strukturwandel - 2018

Sachsen-Anhalt - Sachsen-Anhalt - Strukturwandel und Raumplanung
978-3-14-100384-0 | Seite 24 | Abb. 1

Überblick

Der Grund für die bedeutende Stellung des Industrieraums Halle-Leipzig war bis 1992 ein eng verflochtener Wirtschaftskomplex aus Braunkohlenbergbau, Stromerzeugung, Chemieindustrie sowie Maschinen- und Schienenfahrzeugbau in Verbindung mit ausgewählten Dienstleistungen (z. B. Leipziger Messe). Seit Anfang der 1990er-Jahre vollzog sich in diesem Industrieraum jedoch ein tief greifender Strukturwandel.

Mitteldeutsche Braunkohlenförderung

Braunkohle war der mit Abstand wichtigste Energieträger der rohstoffarmen DDR. Zugleich war und ist die Braunkohle bis heute ein wichtiger Rohstoff der chemischen Großindustrie in Leuna, Buna, Bitterfeld und Wolfen. Der Kartenausschnitt erfasst den gesamten Raum der ehemaligen Braunkohlenlagerstätten des sogenannten Weißelsterbeckens. Vor der deutschen Wiedervereinigung waren diese Lagerstätten mit rund 35 Prozent an der Gesamtfördermenge der DDR beteiligt, die insgesamt 301 Millionen Tonnen umfasste. Nach 1990 erlebten sie jedoch einen rasanten Niedergang: Allein in den ersten fünf Jahren nach dem Fall der Mauer sank die Förderung im Mitteldeutschen Revier um nahezu 80 Prozent. Heute ist nur noch der Tagebau in Profen in Betrieb, alle anderen wurden stillgelegt. Die ehemaligen Abbauflächen wurden und werden rekultiviert. Im Rahmen der Rekultivierung werden Flächen für Naherholung, Naturschutz und Forstwirtschaft geschaffen, so zum Beispiel im Revier Borna-Böhlen. Durch die Flutung des Tagebaurestlochs Zwenkau ist 2015 der größte und letzte von insgesamt sieben Bergbau-Folgeseen im Südraum von Leipzig entstanden, die alle touristisch genutzt werden. Auch im Bitterfelder Revier, dem ältesten Revier Mitteldeutschlands, wurden in den vergangenen Jahrzehnten Tagebaurestlöcher geflutet. Auch sie dienen seitdem als Naherholungsgebiete, etwa der Muldestausee.

Wirtschaftliche Schwerpunkte und Strukturwandel

Im Ballungsraum Halle-Leipzig, der auch das Gebiet Bitterfeld-Wolfen umfasst, überwog um 1960 die chemische Industrie. Auch der traditionelle Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie prägten das Industrieprofil. Nach 1990 erlebte der gesamte Raum einen tief greifenden Strukturwandel. Der Niedergang bisheriger wirtschaftlicher Strukturen war so ausgeprägt, dass er nicht allein durch die Ansiedlung zahlreicher Forschungs-, Verwaltungs- und Kultureinrichtungen ausgeglichen werden konnte. Erschwerend wirkte, dass Halle und Leipzig 1990 verwaltungstechnische Funktionen an die Landeshauptstädte Magdeburg bzw. Dresden verloren. In jüngster Zeit lässt sich jedoch insbesondere für Leipzig eine deutlich positivere Wirtschaftsentwicklung beobachten, zum Beispiel durch die Neue Messe, durch die Logistikstandorte am Flughafen Leipzig-Halle oder durch die Produktionsstätten der Automobilindustrie (Porsche, BMW).

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