Wittenberg um 1750

Sachsen-Anhalt - Kultur
978-3-14-100761-9 | Seite 12 | Abb. 1| Maßstab 1 : 12500

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Die Lutherstadt Wittenberg liegt im östlichen Zipfel Sachsen-Anhalts, der im Osten von Brandenburg und Sachsen umschlossen wird. Die Kreisstadt am nördlichen Ufer der Elbe ist mit rund 46 000 Einwohnern nach Halle (234 000 Ew.), Magdeburg (230 000 Ew.), Dessau-Roßlau (90 000 Ew.) und Bitterfeld-Wolfen (46 000 Ew.) die fünftgrößte Stadt ihres Bundeslandes. Der Namenszusatz der Stadt verweist darauf, dass von ihr die von Martin Luther (1483–1546) initiierte Reformation ausging.

Wittenberg um 1750
Nach einigen Jahrhunderten der Besiedlungsgeschichte erhielt Wittenberg 1293 das Stadtrecht. Damit einher ging die Errichtung einer Stadtmauer und das 1354 verliehene Marktrecht. Im 14. Jahrhundert war Wittenberg für kurze Zeit die Hauptstadt des Kurfürstentums Sachsen-Wittenberg, ab 1486 wurde es erneut die Residenz des Kurfürsten. Damit begann die Blütezeit der Stadt: Verkehrstechnisch bekam eine neue Brücke über die Elbe herausragende Bedeutung. Architektonisch setzte man ab 1490 mit dem neuen Schloss Maßstäbe, das anstelle des alten Baus in der Südwestecke der Stadt entstand.
Mit der Gründung der Universität 1502 stieg Wittenbergs kulturelle Bedeutung. Zu Beginn der Neuzeit lockte die Stadt Künstler und Intellektuelle an: 1505 war es Lucas Cranach der Ältere (1472–1553), einer der bedeutendsten deutschen Renaissancemaler, der als Hofmaler angestellt wurde. 1508 kam der 25-jährige Luther zum Theologiestudium nach Wittenberg, wo er 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte, mit denen die Reformation eingeleitet wurde. 1518 erhielt Philipp Melanchthon (1497–1560) eine Professur an der Universität – neben Luther wurde er zum zweiten bedeutenden Reformator. Ein dritter großer Reformator, Johannes Bugenhagen (1485–1558) wirkte ab 1523 in Wittenberg.
Ab 1626 verwandelte sich Wittenberg in eine Festungsstadt, als die sie u. a. den Dreißigjährigen Krieg (1618–48) und die schwedische Besetzung im Nordischen Krieg (1706/07) überstand. In der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigte sich die ummauerte Stadt mit regelmäßiger Bebauung und in Viertel geteilt. Große Flächen wurden von Gärten eingenommen, die feuchte und sumpfige Flussniederung wurde von allen Bürgern als Anger genutzt.

Lutherstadt Wittenberg heute
Wittenbergs Fläche beträgt knapp 129 km², von denen die historische Altstadt lediglich 0,33 km² einnimmt. Anstelle der ab 1873 geschleiften Stadtmauer befinden sich heute u. a. der Stadtpark, ein Sportplatz und weitere Grünflächen. Die Lutherstadt Wittenberg pflegt ihr Erbe: Zu den am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten zählen das Lutherhaus und das Melanchthonhaus. Auch die Stadtkirche als Luthers Wirkungsstätte und die Schlosskirche mit Luthers Grabstätte werden nur von wenigen Touristen in der Besuchstour ausgelassen. 1996 wurden die vier Gebäude auch international als Luthergedenkstätten anerkannt, als die UNESCO sie zum Weltkulturerbe erklärte.
D. Falk

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