Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft und Verkehr
978-3-14-100852-4 | Seite 18 | Abb. 1| Maßstab 1 : 1100000

Überblick

Baden-Württemberg hat bundesweit die niedrigste Arbeitslosenquote. Begonnen hat seine wirtschaftliche Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert mit Feinmechanik (Uhrenindustrie, Herstellung von Musikinstrumenten), Maschinenbau, Textil- sowie Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Zu den früh industrialisierten Regionen gehörten neben den Großstädten die Gebiete um Aalen-Heidenheim, Villingen-Schwenningen, Lörrach und Albstadt. Mittlerweile haben sich zwei große Wirtschaftsräume mit hoher Bevölkerungsdichte herausgebildet: die Rheinschiene mit den Schwerpunkten Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und den an Basel angrenzenden Südwesten sowie der Großraum Stuttgart mit in Flusstäler ausgreifenden Industriegassen wie die an Neckar, Rems und Fils. Ein weiterer Verdichtungsraum entstand um Ulm an der Grenze zu Bayern.

Überragende Bedeutung der Industrie

Das Bundesland steht heute an der Spitze der Industrialisierung in Deutschland. Allein die Automobil- und Maschinenbaubranche beschäftigt mehr als eine halbe Million Arbeitnehmer und hatte 2012 einen Anteil von 51 % am Gesamtumsatz von 403 Mrd. Euro (siehe Tortendiagramm). Auch Unternehmen der Elektrotechnik zählen zu den Hauptarbeitgebern. Unter den zahlreichen mittelständischen Betrieben finden sich viele hoch spezialisierte Unternehmen von überregionaler Bedeutung. Dazu zählt die Herstellung von feinmechanischen und optischen Geräten, Uhren, Spielwaren, Bestecken, Schrauben, Nahrungs- und Genussmitteln sowie elektronischen Bauteilen. An Bedeutung verloren hat die früher vor allem auf der Schwäbischen Alb ansässige Textilindustrie, die sich mittlerweile auf die Produktion spezieller Gewebe wie technischer Textilien spezialisiert hat.

Der in erster Linie im Schwarzwald betriebene Abbau von Bodenschätzen wie Silber, Blei, Zink, Kupfer, Kobalt oder Eisen ruht seit langer Zeit. Steinsalz wird bei Heilbronn und im Salzbergwerk Stetten bei Haigerloch abgebaut. Die Kernkraft spielte 2014 mit etwa 36 % noch eine große Rolle bei der Stromerzeugung. 2016 arbeiteten die Kernkraftwerke in Philippsburg und Neckarwestheim, Obrigheim ging 2005 vom Netz. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung lag 2014 schon bei 23 Prozent.

Bedeutender Dienstleistungssektor

Mehr als 60 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Informations- und Dienstleistungsbranche. In der Forschung und Entwicklung, die von Staat und Wirtschaft gemeinsam getragen werden, sind etwa 98 000 Menschen beschäftigt. Baden-Württemberg ist auch einer der wichtigsten IT- und Medienstandorte (u. a. Software-Entwicklung, Druckgewerbe) in Deutschland. Überregional bedeutende Fachmessen finden in Stuttgart, Karlsruhe, Sinsheim, Freiburg, Offenburg, Ulm und Friedrichshafen statt. Heidelberg besitzt die älteste und eine der renommiertesten Universitäten Deutschlands. Dazu kommen Universitäten in Tübingen, Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Stuttgart, Hohenheim und Ulm sowie eine Vielzahl von Fachhochschulen.

Dichtes Verkehrsnetz

Baden-Württemberg verfügt über ein dichtes Verkehrsnetz, wobei das Straßennetz besonders gut ausgebaut ist. Schon früh erschlossen war das Oberrheinische Tiefland. Fast alle Oberzentren sind durch Autobahnen verbunden – die Länge der Autobahnen in Baden-Württemberg beträgt mehr als 1 000 Kilometer – und an das ICE- oder IC-Netz angeschlossen. Der internationale Flughafen von Stuttgart ist gemessen am Passagieraufkommen der sechstgrößte in Deutschland.

E. Astor

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