West- und Südasien - Wirtschaft

Asien - West- und Südasien - Wirtschaft
978-3-14-100800-5 | Seite 176 | Abb. 1| Maßstab 1 : 16000000

Überblick

Die Karte zeigt wirtschaftlich sehr gegensätzliche Räume. Den arabischen Golfstaaten und Indien, die – auf unterschiedliche Weise – stark in die globalisierte Wirtschaft eingebunden sind, stehen riesige naturnahe Räume bzw. ausgedehnte landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaften gegenüber, z. B. die Wüsten, Stromoasen, Gebirge und peripher gelegenen Hochländer im Inneren des Kontinentes. Teilräume wie das Gangesdelta sind durch Naturgefahren bedroht.

Westasien

Westasiens Wirtschaft wird in überragendem Maße durch die Erdöl- und Erdgasförderung und die Verarbeitung von Erdöl geprägt. Eine solche Konzentration innerhalb eines Subkontinentes ist weltweit ohnegleichen. In zunehmendem Maße greifen Bemühungen zur Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur, sodass man nicht mehr von einer Monostruktur sprechen kann. In Industriebranchen wie die Chemie oder die Aluminiumerzeugung, vor allem aber in den Dienstleitungssektor flossen hohe Investitionen, zum Beispiel an Standorte wie Dubai.

Innerhalb Westasiens dominieren zwei große Wirtschaftsräume:

• Im und um den Persischen Golf liegen die Schwerpunkte der Erdölförderung, an die Raffinerien und petrochemische Industrie anknüpfen. Hinzu kommen die Gasförderung (Grundlage der Energieversorgung) sowie Standorte energieintensiver Industrie (Metallverhüttung). Diese Branchenstruktur wird zunehmend ergänzt durch Dienstleistungen.

• Die Wirtschaftsstruktur der Küstenräume am Mittelmeer ist vielfältiger. Israel ist hier die leistungsstärkste Volkswirtschaft, deren Palette von einer exportorientierten Bewässerungslandwirtschaft über die Chemische und Hightechindustrie bis hin zum Tourismus reicht. Küstenorte, die über Pipelines mit den Erdölfördergebieten (Mittelasien, Irak, Persischer Golf) verbunden sind, sind in dieser Region bevorzugte Standorte von Raffinerien und Chemischer Industrie.

Die bergbauliche Nutzung des Kuhrudgebirges und die zahlreichen Standorte der Textilindustrie machen die Randlagen der großen Becken im Landesinneren des Iran zu einem wichtigen Wirtschaftsraum.

Zu den bedeutendsten Agrarlandschaften des Kontinents zählen die großen Stromoasen (Zweistromland, Mittelasien), die Oasen der Arabischen Halbinsel, die israelische Küstenebene, das südliche Vorland des Kaukasus und das Südufer des Kaspischen Meeres. Besonders im Iran und dem Kaukasusvorland spiegelt die Landnutzung günstige naturräumliche Gegebenheiten wider, v. a. relativ hohe Niederschläge.

Südasien

Massenarmut und Hochtechnologie – für beides steht Indien, die aufstrebende und in Südasien bei weitem wichtigste Volkswirtschaft. In den Nachbarstaaten Indiens sind nur die großen Städte (Rangun, Dhaka, Karachi, Lahore) Industriestandorte. Nepal und Sri Lanka sind bedeutende Ziele des internationalen Tourismus.

Heute gehört Indien zu den größten Industrieländern der Erde und hat – wie auch Pakistan – Zweige der Hochtechnologie entwickelt, etwa in der Atomwirtschaft, im Raketenbau oder im Computerbereich. Zunehmend wird Indien auch als Dienstleistungsstandort bedeutsam (z. B. Softwareproduktion). Das räumliche Verteilungsmuster der Industrie zeigt eine Konzentration auf einige große Städte und ihr Umland (Mumbai, Delhi, Bangalore, Madras u. a.). Industrielles Wachstumszentrum ist der Bundesstaat Maharashtra mit Mumbai (Bombay) als Mittelpunkt. Traditionell von großer Bedeutung ist, wie auch in Pakistan, die Textilindustrie.

Ein Strukturproblem Indiens ist der hohe Staatsanteil an der Wirtschaft. Interventionen des Staates waren früher an der Tagesordnung. Nichts sollte eingeführt werden, was auch in Indien hergestellt werden konnte, ausländische Einflüsse wurden gezielt ferngehalten. Anfang der 1990er-Jahre kam es zu Wirtschaftsreformen. Mehrheitsbeteiligungen ausländischen Kapitals sind seitdem möglich; der indische Markt ist geöffnet. 2012 hat die Regierung weitere Liberalisierungen für ausländische Investitionen eingeleitet. Das starke Wachstum hat die regionalen Entwicklungsunterschiede und das Einkommensgefälle zwischen urbaner Mittelschicht und armer Landbevölkerung allerdings nicht beseitigt, sondern eher noch verschärft; etwa 30 Prozent der Inder leben von Einkommen unterhalb der Armutsgrenze.

Schlagworte