Weltmeere - Umweltbelastungen

Erde - Erde - Klimadynamik und Weltmeere
978-3-14-100803-6 | Seite 251 | Abb. 5| Maßstab 1 : 200000000

Überblick

Obgleich die Weltmeere wegen ihrer großen Ausdehnung und des verbreiteten Fehlens von dauerhaften Einrichtungen des Menschen als relativ stabile, naturbelassene Ökosysteme wahrgenommen werden, stehen sie durch eine Vielzahl an Nutzungen und Prozessen unter starkem anthropogenen Einfluss. Nur noch verschwindend kleine Bereiche in den Polargebieten sind tatsächlich noch naturnah und teilweise unbelastet. Weite Teile der Weltmeere sind mäßig bis stark belastet. Am stärksten ist die Degradation mariner Ökosysteme vor allem in den Randmeeren nahe der Wirtschaftszentren und an Flussmündungen.

Über viele der großen Ströme der Erde gelangen Umweltgifte und Nährstoffe aus der Landwirtschaft in die Weltmeere. Hinzu kommt der großräumige Eintrag aus der Luft. Beides zusammen kann insbesondere in flachen Randmeeren ohne starken Wasseraustausch zur Eutrophierung und zu Algenblüten führen. Umweltgifte wie Schwermetalle oder PCB gelangen in die Nahrungskette und reichern sich dort an. Sie können kaum abgebaut werden und bleiben langfristig in den Stoffkreisläufen der Ökosysteme. Für die Menschen ergeben sich unmittelbare Gefahren, wenn Umweltgifte in Nahrungsmittel gelangen.

Stoffeinträge sind auch eine Folge der Rohstoffgewinnung im Offshorebereich und des Schiffsverkehrs. Als besonders verheerend haben sich Tankerunfälle und Havarien an Ölplattformen erwiesen. Deren Orte liegen in den Fördergebieten, zum Beispiel dem Golf von Mexiko, und entlang der Hauptschifffahrtsrouten, zum Beispiel an den Küsten Ostasiens und Westeuropas. Physischer Natur sind die Auswirkungen von Offshore-Windanlagen.

In Zonen häufiger Windstillen der Ozeane (Kalmen) kommt es zu Ansammlungen von Plastikmüll, die eine Gefahr für zahlreiche Meereslebewesen darstellen. Weil die Meeresströmungen in diesen Bereichen kreisförmig zirkulieren (s. Karte), sind diese Ansammlungen sehr beständig.

Die küstennahen Bereiche der Ozean werden überwiegend intensiv befischt, teilweise so stark, dass die Fischbestände übermäßig dezimiert werden und zusammenbrechen (Überfischung; s. 263.3–4). Durch Fischerei wird häufig der Artenreichtum der Meere reduziert, zum Beispiel durch Beifang oder schädigende Fangmethoden.

Die im Zuge des Klimawandels steigenden Lufttemperaturen führen zu einer Erwärmung des Meerwassers. Der steigende CO2-Gehalt der Atmosphäre führt zu sinkenden pH-Werten des Wassers (Versauerung), denn große Teile des anthropogen verursachten CO2-Eintrags in die Atmosphäre werden im Wasser gelöst. Dies gefährdet oder schädigt zum Beispiel diejenigen Tiere, deren Hülle aus Kalk aufgebaut ist (wie Korallen, Seeigel, Muscheln) oder die empfindlich auf niedrige pH-Werte reagieren.

Zu den wichtigsten Einflussfaktoren zählen nicht zuletzt der Tourismus und Wasserbauten. Sie machen sich insbesondere in intensiv genutzten Küstenregionen bemerkbar und führen zum Beispiel zur Beschneidung und Umgestaltung von marinen Lebensräumen (s. 129.3, 135.3).

Der Schutz der Weltmeere wird dadurch bestimmt, dass sie ein gemeinsames Gut sind. Der direkte Einfluss von Staaten erstreckt sich nur auf die Küsten und eingeschränkt auf die 200-Seemeilen-Wirtschaftszone. Darüber hinaus müssen internationale Abkommen mit möglichst vielen Unterzeichnerstaaten verhandelt, abgeschlossen und umgesetzt werden. Wichtige Akteure sind neben den Staaten selbst NGOs, UN-Unterorganisationen wie die International Maritime Organization IMO und Forschungseinrichtungen wie der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES).

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