Versailles - Residenz im 18. Jahrhundert

Geschichte - Geschichte - Vom Barock zum Napoleonischen Zeitalter
978-3-14-100382-6 | Seite 206 | Abb. 1

Überblick

Mit Versailles ließ sich Ludwig XIV., der Sonnenkönig, eine ganze Stadt errichten, die zum Vorbild aller Herrscherresidenzen im absolutistischen Europa wurde. Der Ausbau des einstigen Jagdschlosses seines Vaters zur größten Palastanlage des Kontinents begann 1668. Im Geiste der französischen Klassik war die Anlage dem Ideal der „bezwungenen Natur“ verpflichtet; das Schloss und der riesige barocke Schlossgarten waren von Beginn an als Einheit konzipiert. Die Entscheidung des Königs, seine Residenz nach Versailles zu verlegen, machte gigantische Baumaßnahmen erforderlich, weil der gesamte überdimensionierte Hofstaat Ludwig XIV. folgen musste. In den folgenden gut 20 Jahren waren bis zu 30 000 Arbeiter in Versailles beschäftigt. 1681 wurde der Nordtrakt vollendet, 1687 der legendäre Spiegelsaal – in dem sich knapp 200 Jahre später Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser ausrufen ließ –, 1689 der Südtrakt. Die Gartenfront des Schlosses hatte bei seiner Vollendung 375 Fenster und eine Breite von 580 Metern. Der monumentale Palast mit seinen Sälen, weiten Fluren und fast 2000 Zimmern bot Raum für über 15 000 Menschen, in seinem Zentrum lag das königliche Schlafgemach. Davor erstreckte sich der kilometerlange Park mit schnurgeraden Alleen, Wasserspielen, akkurat beschnittenen Hecken und Bäumen, Orangerien, den Lustschlössern (z. B. Grand Trianon und Petit Trianon), einem Theater, Kanälen mit venezianischen Gondeln, einer Fasanerie und der Menagerie mit exotischen Tieren. Auch die vor den Schlosstoren liegende Stadt war in die Planungen einbezogen. Ein dreistrahliger Straßenfächer, der auf den Vorplatz des Schlosses führte, markierte die Hauptachsen der geometrisch angelegten Siedlung, in der die Maurer, Zimmerleute, Köche, Schneider und sonstigen Bediensteten des Hofstaates lebten.

Schlagworte