Völklinger Hütte - UNESCO-Welterbe - Luftbild

Saarland - Völklingen - Karte, Luftbild und Maßstab
978-3-14-100382-6 | Seite 11 | Abb. 1

Überblick

Das Senkrechtluftbild zeigt die Völklinger Hütte, ein UNESCO-Welterbe. Dieses bildete die Basis für die entsprechende Karte im Maßstab 1 : 7500, die den gleichen Ausschnitt zeigt, jedoch zusätzliche Informationen liefert.

Maßstab und Generalisierung

Je nachdem, wie hoch der Aufnahmepunkt des Senkrechtluftbildes liegt, desto kleiner oder größer wird der Maßstab der später daraus entstehenden Karte. Der Maßstab benennt also immer das Verkleinerungsverhältnis einer Karte. Da nicht jede Einzelheit der Landschaft in der Karte aufgenommen werden kann, vereinfachen Kartographen die Wirklichkeit bei der Herstellung einer Karte. Diesen Vorgang nennt man Generalisierung. Gebäude erscheinen dann oft nur im Grundriss. Andere, weniger bedeutsame Details wie zum Beispiel einzelne Autos, Schiffe oder Bäume werden in der Karte gar nicht berücksichtigt. Bei Aufnahmen aus sehr großen Höhen ist die Darstellung der Wirklichkeit noch stärker verkleinert. Je stärker die Wirklichkeit verkleinert wird, desto kleiner ist der Maßstab der Karte. Das lässt sich am Beispiel der Karten-/Luftbildfolge 10/11.1, 10/11.2 und 10/11.3 beobachten.

Die Völklinger Hütte

Das Welterbe Völklinger Hütte ist ein stillgelegtes Eisenwerk, das über 100 Jahre lang in Betrieb war und auch als „Kathedrale der Arbeit“ bezeichnet wird. 1994 erklärte die UNESCO mit der Völklinger Hütte erstmals ein Industriedenkmal aus der Blütezeit der Eisen- und Stahlindustrie zum Weltkulturerbe. Die Völklinger Hütte erstreckt sich südwestlich der Innenstadt von Völklingen, zwischen der Saar und dem Bahnhof Völklingen, dessen Gleisanlagen früher dem Rohstofftransport zur Hütte dienten. Die Welterbestätte (olivgrüne Fläche in der Karte) ist etwa zehn Hektar groß. Das erste Stahlwerk auf dem Gelände der Völklinger Hütte entstand 1873; es wurde nach sechs Jahren jedoch wieder geschlossen. 1881 kaufte der Hütteningenieur Carl Röchling die stillgelegten Anlagen und gründete die „Röchling‘schen Eisen- und Stahlwerke“. 1883 ging der erste Hochofen zur Produktion von Roheisen in Betrieb. 1890 stiegen die Werke zum größten Eisenträgerhersteller Deutschlands auf und galten als eine der modernsten Industrieanlagen Europas. 1891 eröffnete Carl Röchling das Thomas-Stahlwerk der Völklinger Hütte. Mit dem sogenannten Thomas-Verfahren konnte Minette verhüttet werden, ein Eisenerz, das im benachbarten französischen Lothringen abgebaut wurde. 1897 ging die erste Koksbatterie in Betrieb – sie bestand aus mehreren Koksöfen, die der Erzeugung von Koks aus Steinkohle dienten. Die Werke wurden in den folgenden Jahren immer weiter ausgebaut und um neue Anlagen erweitert. 1928 wurde eine der damals modernsten Sinteranlagen eingerichtet. Mit der Sintertechnik konnten Abfallprodukte aus dem Verhüttungsprozess (z. B. Feinerz) recycelt und dem Hochofenprozess wieder zugeführt werden. Im Zweiten Weltkrieg produzierten in der Völklinger Hütte mehrere Tausend Fremdarbeiter und Kriegsgefangene Eisen und Stahl unter schwersten Bedingungen. Während des Baubooms in der Nachkriegszeit erreichten die Werke ihren Produktionshöchststand. 1975 kam es allerdings im Zuge der weltweiten Stahlkrise zu einem wirtschaftlichen Einbruch. Die Völklinger Hütte wurde mit anderen Werken zusammengelegt; 1982 entstand schließlich die Arbed Saarstahl GmbH (seit 1989 Saarstahl AG). 1986 wurden die Roheisenproduktion eingestellt und das alte Eisenwerk zum Industriedenkmal erklärt. 1994 folgte die Ernennung zum Weltkulturerbe der UNESCO. Im Gegensatz zur Roheisenproduktion findet die Stahlproduktion am Standort Völklingen bis heute statt. Die Völklinger Hütte stellt ein einzigartiges Denkmal der Industriegeschichte dar. Jährlich kommen etwa 300 000 Besucher, um die Anlagen und Begleitausstellungen zu sehen. Auch Konzerte finden auf dem Gelände statt. Ein über sechs Kilometer langer Rundweg führt zu den sieben Stationen der Welterbestätte (siehe Karte): Den Auftakt macht die Sinteranlage (1. Station) mit multimedialer Einführungsschau. Die Erzhalle (2. Station) ist heute Ausstellungs- und Kulturhalle. Vom Dach der Halle hat man einen weiten Blick über die Stadt Völklingen und das noch aktive Stahlwerk. Ebenfalls Ausstellungsraum bietet die Möllerhalle (3. Station) – früher lagerten dort rund 12 000 Tonnen Rohstoffe. Die 4. Station besteht aus sechs alten Hochöfen und einer weiteren Aussichtsplattform in 45 Metern Höhe. Auf der Fläche der Kokerei (5. Station) begegnen sich heute auf faszinierende Weise Industriekultur und Natur. Beim „ScienceCenter Ferrodrom“ (6. Station) handelt es sich um eine multimediale Erlebniswelt rund um Eisen und Stahl – mit über 100 Erlebnisstationen zum Mitmachen und Experimentieren, dazu kommen Filme und Führungen. Die Ausstellungs- und Veranstaltungsräume der Gebläsehalle (7. Station) bilden den Abschluss. In der Gebläsehalle erzeugten früher zehn gigantische Gebläsemaschinen den Wind, der in die Hochöfen geblasen wurde – die heute noch verbliebenen Maschinen gelten als weltweit einmalige Zeugen des Maschinenzeitalters.

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