Ureinwohner (Aborigines)

Ozeanien - Australien und Neuseeland - Wirtschaft
978-3-14-100770-1 | Seite 187 | Abb. 5| Maßstab 1 : 54000000

Informationen

Die Karte zeigt die eutigen Wohngebiete der Aborigines. Die wirtschaftlichen Hintergründe des Ureinwohnerkonfliktes lassen sich durch die Ausweisung der Vorkommen wichtiger Bodenschätze und des landwirtschaftlich nicht nutzbaren Landes erahnen.

Zur Lage der Ureinwohner (Aborigines)
Die genaue Herkunft der Uraustralier ist ungewiss. Wahrscheinlich wanderten sie vor etwa 60 000 Jahren während einer eiszeitlichen Meeresspiegelabsenkung über den Malaiischen Archipel ein. Sie lebten gemäß den naturräumlichen Bedingungen als Jäger und Sammler. Offizielle Quellen sprechen von etwa 500 verschiedenen Völkern mit 250 Sprachen und etwa 700 Dialekten. Der Bumerang war nicht allen diesen Völkern als Jagdwaffe bekannt.
Mit der Besiedelung durch Weiße begann eine rasche Dezimierung der Ureinwohner durch Vertreibung, Massaker und durch Krankheiten, gegen die die Aborigines keine Abwehrkräfte entwickelt hatten. Wahrscheinlich lebten gegen Ende des 18. Jahrhunderts noch etwa 300 000 Ureinwohner auf dem Kontinent, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sank ihre Zahl auf weniger als 100 000.
Bei der Volkszählung von 1996 wurden 353 000 Nachfahren von Ureinwohnern gezählt. Überwiegend handelt es sich um Aborigines, eine kleinere Minderheit stellen die mit den Aborigines nicht verwandten Torres Strait Islanders, die vor allem im Norden von Queensland im Bereich der Torresstraße leben und eine stark melanesisch geprägte Kultur haben. Im Jahre 2005 stellte die indigene Bevölkerung wieder 2,2 Prozent der Gesamtbevölkerung von gut 20 Mio. Australiern. Genaue Zahlen gibt es erst, seit die Ureinwohner 1967 im Zuge einer Verfassungsänderung allen anderen Australiern gleichgestellt wurden. Als Aborigine gilt seitdem, wer sich als solcher bezeichnet.
Das Bewusstsein, dass auch die Ureinwohner Bedürfnisse und Rechte besitzen, entwickelte sich unter den weißen Australiern erst ab den 1970er-Jahren. Durch den 1976 verabschiedeten "Land Rights Act" wurde den Nachfahren der Uraustralier erstmals Grundbesitzrechte zugesprochen. Zuvor waren sie entweder in Reservate zurückgedrängt oder um Missionsstationen wie die deutsche Hermannsburg-Mission von 1877 angesiedelt worden. Erst 1992 entschied der High Court, dass Schwarzaustralier Eigentumsrechte an Land besitzen, zu dem sie traditionelle Bindungen aufrechterhalten haben (Mabo-Urteil). Inzwischen wurden ihnen Eigentumsrechte an Landgebieten mit weitgehender Selbstverwaltung (Land Councils) unter Aufsicht der Bundesregierung übertragen. Bekannteste Beispiele sind der Uluru-Nationalpark (Ayers Rock) und der Kakadu-Nationalpark, die den Aborigines durch Pachtverträge Einnahmen aus dem Tourismus sichern. Ähnliche Verträge bestehen mit Bergbaugesellschaften. Da allerdings die weitaus größte Zahl von Aborigines in den Millionenstädten und anderen dicht besiedelten Gebieten leben, kommen nur wenige Uraustralier in den Genuss von Landrechten, während sehr viele von ihnen bis heute unter der wirtschaftlichen und sozialen Benachteiligung leiden. Dies äußert sich u. a. darin, dass überdurchschnittlich viele Aborigines zu den armen Australiern gehören, überdurchschnittlich viele von ihnen arbeitslos sind und die Säuglingssterblichkeit bei Aborigines doppelt so hoch ist wie bei der weißen Bevölkerung.
Seit 2007 haben die Aborigines wieder Landrechte auf Regenwälder an der australischen Ostküste, darunter sind auch mehrere Nationalparks.
W. Maresch

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