Stuttgart - Stadt- und Verkehrsentwicklung

Deutschland - Metropolregion Stuttgart
978-3-14-100800-5 | Seite 49 | Abb. 3| Maßstab 1 : 50000

Überblick

Der städtebaulichen Entwicklung der Stuttgarter Innenstadt werden durch die Beckenlage enge natürliche Grenzen setzt. Der Stuttgarter Kessel liegt an seiner tiefsten Stelle rund 240 Meter über dem Meeresspiegel. Er wird an drei Seiten von Höhenrücken umgeben, die in steilen Stufen eine Höhe von bis zu 485 Metern über dem Meeresspiegel erreichen. Lediglich im Nordosten fällt der Kessel in einer schmalen, rund einen Kilometer breiten Öffnung zum Neckar hin ab.

Aufgrund dieser natürlichen Gegebenheiten stehen im Innenstadtbereich nur wenige Quadratkilometer als bebaubare Flächen zur Verfügung. Da die Nachfrage nach Flächen für öffentliche Gebäude, Gewerbe und Wohnbebauung sehr hoch ist – Stuttgart nimmt als Landeshauptstadt, Wirtschaftsmetropole, Kultur- und Einkaufszentrum, Versorgungsstandort, Hochschulstandort, Tourismusziel und Verkehrsknotenpunkt vielfältige Funktionen wahr –, besteht ein anhaltender Flächenmangel. Hinzu kommt die Notwendigkeit, Freiraumstrukturen zu erhalten, nicht zuletzt aus Gründen der Luftreinhaltung (vgl. 49.4).

In der Karte sind exemplarisch einige der genannten Nutzungsansprüche dargestellt. Ergänzende Informationen bieten auch die Karten zur Wirtschaft ( 48.2) und zu den Immobilienpreisen (49.5).

Der Verlauf der Verkehrswege orientiert sich an den naturräumlichen Strukturen; nur wenige Hauptverkehrsstraßen verbinden die Stadt und ihr Umland. Sowohl für Straßen als auch für Bahnlinien mussten zahlreiche aufwendige Tunnelbauten errichtet werden. Aufgrund des Flächenmangels und aus dem Ziel heraus, die Verkehrsinfrastruktur zu optimieren, entstand das Verkehrs- und Städtebauprojekt Stuttgart 21, bei dem die gegenwärtigen Eisenbahnanlagen weitgehend umgenutzt und durch neue, teils unterirdische Strecken und Bahnhöfe ersetzt werden. Hinzu kommt eine neue Schnellstrecke der Bahn nach Ulm, die insbesondere auch den Flughafen besser in das Verkehrssystem der Bahn einbinden wird. Aktuell wird eine Inbetriebnahme des neuen Bahnknotens im Jahr 2021 angestrebt. In einer Volksabstimmung 2011 sprachen sich die Baden-Württemberger juristisch verbindlich gegen einen möglichen Ausstieg des Landes aus dem Projekt aus. Damit stehen der Umsetzung des Projektes keine grundsätzlichen rechtlichen Hürden mehr entgegen.

Die frei werdenden Flächen im Bereich des heutigen Hauptbahnhofs (rund 100 ha) sollen je nach Lage für Handel, Dienstleistungen (an die City angrenzende Teile), Wohnen und die Erweiterung von Parkanlagen genutzt werden; damit würden trennende Barrieren zwischen den Stadtteilen Nord und Ost abgebaut. Allerdings kann eine Umnutzung erst nach der Inbetriebnahme des Bahnknotens erfolgen, liegt also in weiter Ferne. Kritisch werden v. a. die immens hohen Kosten des Projektes (aktuell mehr als 6 Mrd. Euro), die Umwelt- sowie die Baurisiken bewertet.

Zwischen dem Hauptgeschäftszentrum und den unteren Bereichen der Talhänge erstrecken sich innerstädtische Wohngebiete. Aufgrund der wirtschaftlichen Anziehungskraft und der anhaltend positiven Bevölkerungsentwicklung sind die Mieten und Immobilienpreise im Raum Stuttgart sehr hoch. Der Mangel an Bauflächen führt dazu, dass die Bevölkerungsentwicklung der Innenstadt stagniert und Zuwächse vor allem im Umland zu verzeichnen sind (vgl. 49.5).

Das Erscheinungsbild des Hauptgeschäftszentrums wird wesentlich durch Bürostandorte der Dienstleistungsbranche (z. B. die Landesbank Baden-Württemberg, IHK), durch den Einzelhandel und Hotels bzw. Gastronomieeinrichtungen geprägt. Industrie- und Gewerbeflächen sind in der Innenstadt die Ausnahme; sie liegen heute außerhalb des Talkessels.

Während sich die Landesregierung und kulturelle Institutionen – historisch begründet – ebenfalls in der Innenstadt konzentrieren und dort sehr gut durch den öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind, liegen Bildungs-, Gesundheits- und Versorgungseinrichtungen etwas randlich zum Hauptgeschäftszentrum oder dezentral in der Innenstadt.

Die Karte zeigt einen erstaunlich hohen Anteil an Freiraumstrukturen: Wald (an den oberen Talhängen) und Grünflächen (Parkachse vom Schloss bis zum Neckar bei Bad Cannstatt). Sie werden von der städtischen Bevölkerung für Freizeit und Naherholung genutzt und fungieren als Frischluftschneisen bzw. stadtklimatische Ausgleichsräume.

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