Stoffkreisläufe im tropischen Regenwald und Folgen der Abholzung

Amerika - Amazonien - Tropischer Regenwald
978-3-14-100870-8 | Seite 233 | Abb. 5

Überblick

Als problematisch für eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung der immerfeuchten Tropen erweist sich deren naturräumliches "Handicap": Der tropische Regenwald wächst auf einem Boden, der praktisch keine Nährstoffe speichern kann. Wenn die gesamte Biomasse trotzdem Spitzenwerte erreicht, so beruht dies neben der Remineralisierung der Phytomasse und der sofortigen Wiederaufnahme verfügbarer Nährstoffe durch die Pflanzen auch auf den Niederschlägen. So werden der Vegetation und dem Boden in Zentralamazonien alljährlich pro Hektar etwa 0,3 Kilogramm Phosphor, 2,0 Kilogramm Eisen, 10 Kilogramm Stickstoff und 3,6 Kilogramm Kalzium allein durch den Regen zugeführt.

Um diese Nährstoffe bestmöglich zu nutzen, haben die Pflanzen des Regenwaldes ein differenziertes System der Nährstofffilterung entwickelt. An dieser Filterung sind nicht nur die Bäume, Epiphyten, Farne und Moose beteiligt, sie reicht bis in den Boden hinein, der von einem engmaschigen Netz von Wurzelpilzen (Mycorrhizae) durchzogen wird. Sprichwörtlich könnte man sagen, dass die Nährstoffe im Regenwald in der Vegetation, nicht im Boden gespeichert sind. Dies verdeutlichen die Nährstoffverhältnisse in der Grafik.

Damit aber ist der Regenwald ein durch menschliche Eingriffe sehr leicht zerstörbares Ökosystem, denn zum Beispiel bei Brand-rodung verbrennt ein wesentlicher Teil der Biomasse. Die Nährstoffe in der Asche können jedoch vom Boden weder aufgenommen noch festgehalten werden. Zudem sterben die Mycorrhizae ab. Die einsetzende Erosion führt zu einer Abtragung der oberen Bodenschicht. Der Boden wird dadurch unbrauchbar. Hinzu kommen als weitere begrenzende Faktoren vor allem der geringe Restmineralgehalt und die geringe Kationenaustauschkapazität der meisten tropischen Böden.

Eine natürliche Regeneration von Regenwäldern ist nur über längere Zeiträume hinweg möglich. Zunächst entstehen Sekundärwälder, die sich hinsichtlich Biomasse, Artenzusammensetzung und Wuchshöhen stark von den unberührten Wäldern unterscheiden. Häufig werden sie schon nach wenigen Jahren wieder gerodet, um Anbau- oder Weideflächen zu gewinnen. Erst nach etwa 60 Jahren ist ein Wald entstanden, der den Primärwäldern vergleichbar ist.

Schlagworte