Schneeferner (Wetterstein) - Gletscher - 1892

Deutschland - Alpen - Tourismus und Umwelt
978-3-14-100380-2 | Seite 55 | Abb. 5

Überblick

Der Schneeferner auf dem Zugspitzplatt ist der größte Gletscher in Deutschland. Jedoch ist er nur noch ein kleiner Rest eines einstmals mächtigen Gletschers, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch das gesamte Platt zwischen Plattspitzen und dem Gipfelmassiv bedeckte, aber schon bis Ende des 19. Jahrhunderts an Ausdehnung und Mächtigkeit verlor. Das Kartenbild 1892 zeigt den Schneeferner noch als zusammenhängenden Gletscher. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber zerfiel der weiter abschmelzende Gletscher in den südlichen und nördlichen Schneeferner, wobei der südliche Teil aufgrund seiner ungünstigen topographischen Lage mit wenig Abschattung und einem allenfalls geringen Eintrag von Lawinenschnee noch schneller an Volumen und Fläche verlor als der nördliche Teil. Heute existieren im Süden nur noch Relikte des Gletschers in Form von Toteisfeldern. Auch der nördliche Schneeferner schrumpfte weiter. Inzwischen bedeckt er weniger als ein Zehntel der ursprünglichen Gletscherfläche. Doch nicht nur die vom Eis bedeckte Fläche wird geringer, auch die Dicke des Eises nimmt beständig ab. In wenigen Jahren werden die letzten Eisfelder des südlichen Schneeferners verschwunden sein, in einigen Jahrzehnten aller Voraussicht nach auch die Reste des nördlichen Schneeferners. Der weltweite Rückzug der Alpengletscher ist zweifellos eine Folge des Klimawandels, allerdings ist beim Vergleich mit früheren Ausdehnungsphasen immer zu bedenken, dass es keine natürliche Größe eines Gletschers gibt, sondern ihre Ausdehnung über Jahrtausende immer schwankte. Als wichtige Einflussgröße erweist sich dabei neben der Temperatur auch die Niederschlagsmenge. So kann ein Gletscher trotz steigender Temperaturen an Volumen zunehmen, wenn im Winter reichlich Schnee fällt und in der Folge mehr neues Gletschereis entsteht, als während der Sommerperiode abschmilzt.

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