Südpolargebiet (Antarktis)

Erde - Erde - Polargebiete
978-3-14-100770-1 | Seite 43 | Abb. 4| Maßstab 1 : 48000000

Informationen

Die südlichen Teile der großen Ozeane bilden den Ring des Südpolarmeeres, wo die kalten Wassermassen, angetrieben von der Westwinddrift und praktisch ungehindert durch Landbrücken, den Kontinent umfließen bis zur antarktischen Konvergenz (etwa bei der Lage der 10°C-Februar-Isotherme der Lufttemperatur). Dort sinkt das kalte antarktische Wasser entlang einer schmalen, jahreszeitlich nur wenig schwankenden Zone unter die wärmeren, in den Tropen aufgeheizten Wassermassen der niederen Breiten ab. Dabei fällt die Oberflächenwassertemperatur auf kurzer Distanz um 4 °C polwärts ab.

Klima und Lebensraum
Jahreszeitlich stark schwankend ist die Ausdehnung des Meereises im Südpolarmeer. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt an der Südpolstation in 2800 Metern Höhe minus 50 °C. An der Küstenstation Mirny sind es nur minus 11,5 °C, dort werden 427 Millimeter Jahresniederschlag erreicht. Noch weniger Niederschlag bleibt mit 20 Gramm Eis pro Quadratzentimeter und Jahr oder bei 5 bis 50 Millimetern Wasseräquivalent auf dem Inlandeis liegen. Bei der in 3488 Metern Höhe in der Ostantarktis gelegenen russischen Forschungsstation Wostok wurde im Juli 1983 mit minus 89,2 °C ein Kälte-Weltrekord gemessen.
Anders als am Nordpol gibt es am Südpol mächtiges Inlandeis, das in eine Höhe von bis zu 4300 Metern über dem Meeresspiegel aufragt. Die durchschnittliche Höhe der Antarktis beträgt dadurch 2040 Meter, während sie bei den anderen Kontinenten nur bei etwa 730 Metern liegt. Neben dem ostantarktischen Schild hält das Eis den Inselarchipel der Westantarktis zusammen, von dem nur einzelne Gebirgszüge das Eis durchragen (Nunatakker) und nur wenige Küsten eisfrei sind. Doch selbst die nur 2 bis 3 Prozent periglazialer Gebiete, die ohne Eisbedeckung an der Peripherie der Gletscher liegen, ergeben zusammen immerhin noch ein Territorium, das größer ist als Deutschland. Die höchste Erhebung in der Antarktis ist das Vinsonmassiv im Transantarktischen Gebirge mit 4897 Meter an der Wurzel des Filchner-Ronne-Schelfeises.
Trotz der für Menschen lebensfeindlichen Bedingungen sind die Küsten und das Meer ein ökologisch reicher Lebensraum für angepasste Arten wie Wale, Robben, Pinguine, Fische, Krill und mehr. Auch Rohstoffe sind an vielen Stellen gefunden worden, doch ihre Ausbeutung wäre, obwohl sie technisch möglich ist, gegenwärtig noch unwirtschaftlich; überdies ist sie – zunächst bis 2042 – ohnehin verboten. In der antarktischen Tiefsee, vor allem im pazifischen Sektor hat man reiche Manganknollenfelder in 1000 bis 5000 Metern Meerestiefe festgestellt.
Das Inlandeis ist die wichtigste Süßwasserlagerstätte im Wasserhaushalt der Erde. Der natürliche jährliche Eisbergexport von etwa 1200 km³, der vor allem durch das Kalben von den Schelfeisen entsteht, könnte wirtschaftlich zur Süßwassergewinnung genutzt werden. Technische Entwicklungen dazu wurden bereits diskutiert und versuchsweise auch erprobt.

Erforschung und Schutz
Die Antarktis ist heute Gegenstand von Forschungsprogrammen in internationaler Kooperation. Sie ist geschützt durch den 1959 abgeschlossenen SCAR-Vertrag (Scientific Commitee on Antarctic Research; Antarktisvertrag), der zunächst von zwölf Staaten unterzeichnet und 1991 verlängert wurde. Von den 46 inzwischen beigetretenen Mitgliedsländern haben 28, darunter Deutschland, Konsultativstatus, und damit das Recht auf Errichtung einer Forschungsstation. Solange der Vertrag gilt, sind militärische Nutzungen ausgeschlossen und Souveränitätsansprüche eingefroren.
1964 traten erste Vereinbarungen über die Erhaltung der antarktischen Flora und Fauna in Kraft, 1978 die Konventionen zum Schutze der Robben und 1982 die Konvention zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze. 1988 kam es zu einer vorläufigen Vereinbarung über Rohstoffexplorationen unter Beachtung des Umweltschutzes. 1992 wurde in einem Protokoll zum Antarktisvertrag die Nutzung mineralischer Rohstoffe mit Ausnahme wissenschaftlicher Zwecke vorerst verboten und der Status der Antarktis als Naturreservat für zunächst 50 Jahre festgeschrieben.
Nach den verheerenden, rücksichtslosen Walfangkampagnen, die in der Arktis im 17. Jahrhundert und in der Antarktis im 19. Jahrhundert begannen, wurde 1932 die Internationale Walfang-Kommission (IWC) gegründet, die den Bestand der Meeressäuger durch sichernde Fangquoten regeln sollte. Bis in die 1960er-Jahre wurden noch jährlich bis zu 40 000 Wale gefangen. Ab 1965 wurden die vom Aussterben bedrohten Arten unter Schutz gestellt. Heute ist der kommerzielle Walfang, mit Ausnahme von Zwergwalen, verboten. Nur noch Fänge zu wissenschaftlichen Zwecken sind erlaubt.
Die Sowjetunion und Japan legten gegen das Wahlfangverbot der IWC zunächst Widerspruch ein. In der Fangsaison 1985/86 erlegten die Japaner mit vier Walfangschiffen und einem Fabrikschiff noch 1941 Minkwale, die Sowjetunion mit fünf Fangschiffen und einem Fabrikschiff sogar 3028. Beide Länder stellten die Jagd nach der Fangsaison 1987/88 zunächst ein. Allerdings hat Japan inzwischen den Fang – offiziell nur "zu wissenschaftlichen Zwecken" – wieder aufgenommen und ist damit mit Norwegen das einzige Land der Erde, das den kommerziellen Walfang, mehr oder minder offen, weiterführt. Norwegen fängt im Nordatlantik jährlich knapp 400 Wale. Daneben werden aber "wissenschaftliche Fänge" von Island und Korea betrieben und "traditionelle Fänge" der Grönländer und Eskimos geduldet. 1994 wurde rund um die Antarktis ein 21 Millionen Quadratkilometer großes Walschutzgebiet eingerichtet, das zunächst für die Dauer von 50 Jahren bestehen soll.
Aber nicht nur auf die Meerssäuger wurde mit kommerziellen Methoden Jagd gemacht. Seit den 1970er-Jahren wurden im zirkumantarktischen Ozean jährlich bis zu 300 000 Tonnen Fisch gefangen, insbesondere durch die Sowjetunion bzw. Russland sowie durch Japan und Polen. Durch den Antarktisvertrag ist die Fischerei inzwischen stark eingeschränkt.
V. Hochschild

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