Südasien und Ostasien - Wirtschaft

Asien - Südasien und Ostasien - Wirtschaft
978-3-14-100389-5 | Seite 110 | Abb. 1

Überblick

Ostasien zählt mit Europa und den USA zu den drei Schaltstellen der globalisierten Wirtschaft. Eine vielfältige und stark auf Exporte ausgerichtete Industrie, die sich häufig trotz ungünstiger räumlicher Voraussetzungen und Rohstoffmangels entwickelt hat, und ein starker Dienstleistungssektor prägen die Wirtschaft. Die meisten Standorte sind entlang der dicht besiedelten Küsten zu finden. Die Häfen dort sind über Containerlinien mit allen Teilen der Erde verbunden; über sie wird auch ein Großteil der benötigten Rohstoffe und Industriegüter importiert. Zu den bedeutendsten Agrarlandschaften der Erde zählen die Große Ebene und das Rote Becken in China.

Japan

An der Verteilung der Signaturen für die Industrie ist zu erkennen, dass Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt die höchste Industriedichte in Ostasien aufweist. In den Bereichen Stahlerzeugung, Schiff- und Kraftfahrzeugbau, in der chemischen und elektrotechnischen Industrie/Elektronik zählt Japan zu den führenden Industriestaaten der Erde. Bei der Stahlproduktion liegt Japan trotz fehlender eigener Rohstoffbasis weltweit auf Rang 2 (nach China).

Taiwan

Die industrielle Entwicklung in Taiwan begann mit arbeitsintensiver Leichtindustrie (Leder, Textil, Bekleidung), ab 1960 wurde eine anspruchsvollere exportorientierte Leichtindustrie und ab 1970 eine kapitalintensive Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugindustrie sowie elektronische und chemische Industrie aufgebaut. Heimische Energieträger und sonstige Bodenschätze sind kaum vorhanden. Dennoch verfügt das Land heute über eine moderne und diversifizierte Wirtschaftsstruktur.

Südkorea

In Südkorea wurde ähnlich wie in Taiwan ein forcierter Industrialisierungsweg bei begrenzter Rohstoffbasis beschritten. Ab Beginn der 1970er-Jahre war in Südkorea ein konzentrierter Aufbau der Stahlerzeugung, des Schiffbaus, der chemischen Industrie, des Automobil- und Maschinenbaus zu beobachten. In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre wendete sich das Land stärker kapital-, technologie- und wissensintensiven Industrien und Dienstleistungen zu; nicht nur Elektroindustrie, Pkw-Herstellung und Maschinenbau wurden gefördert, sondern auch Elektronik und Biotechnologie. Gleichzeitig stützte der Staat die großen Mischkonzerne durch finanzielle Hilfen und Steuervergünstigungen. Südkorea und Taiwan durchlaufen industrielle Entwicklungszyklen, die sich in den Fußstapfen Japans bewegen. Beide Länder übernahmen immer wieder Industriezweige, die in Japan ihren Höhepunkt überschritten hatten. In den 1960er- und 1970er-Jahren setzten Taiwan und Südkorea auf die in Japan schon stagnierende Textilindustrie und auf einfache Unterhaltungselektronik. Heute stehen südkoreanische Unternehmen mit ihren japanischen Konkurrenten mit Autos, Computern, Mobiltelefonen und Unterhaltungselektronik im Wettbewerb, sie haben ihnen in vielen Bereichen sogar schon den Rang abgelaufen. Auch in der Wachstumsbranche Biotechnologie und im Dienstleistungssektor ist Südkorea sehr aktiv. Die Wirtschaftsstandorte des Landes sind international stark vernetzt.

China

Die Volksrepublik China nimmt mit ihrem Weg einer sozialistischen Marktwirtschaft eine besondere Stellung ein. Durch das hohe Wirtschaftswachstum, die Exportorientierung und den riesigen Binnenmarkt ist das Land zu einer der wichtigsten Wirtschaftsnationen der Erde aufgestiegen. Gemessen am BIP belegt China gegenwärtig Rang 2 weltweit (nach den USA). Seit Beginn der Wirtschaftsreformen haben die Sonderwirtschaftszonen an der Küste und die 1984 eingerichteten „offenen Küstenstädte“ das schnellste wirtschaftliche Wachstum erlebt, zugleich sind sie die Regionen, die den größten Anteil an exportorientierten Unternehmen aufweisen.

Indien

Massenarmut und Hochtechnologie – für beides steht Indien, die aufstrebende und in Südasien bei weitem wichtigste Volkswirtschaft. In den Nachbarstaaten Indiens sind nur die großen Städte (Rangun, Dhaka, Karachi, Lahore) Industriestandorte. Nepal und Sri Lanka sind bedeutende Ziele des internationalen Tourismus. Heute gehört Indien zu den größten Industrieländern der Erde und hat, wie auch Pakistan, Zweige der Hochtechnologie entwickelt, etwa in der Atomwirtschaft, im Raketenbau oder im Computerbereich. Zunehmend wird Indien auch als Dienstleistungsstandort bedeutsam (z. B. Softwareentwicklung). Das räumliche Verteilungsmuster der Industrie zeigt eine Konzentration auf einige große Städte und ihr Umland (z. B. Mumbai, Delhi, Bangalore und Madras). Industrielles Wachstumszentrum ist der Bundesstaat Maharashtra mit Mumbai als Mittelpunkt. Traditionell von großer Bedeutung ist, wie auch in Pakistan, die Textilindustrie. Ein Strukturproblem Indiens ist der hohe Staatsanteil an der Wirtschaft. Interventionen des Staates waren früher an der Tagesordnung. Nichts sollte eingeführt werden, was auch in Indien hergestellt werden konnte, ausländische Einflüsse wurden gezielt ferngehalten. Anfang der 1990er-Jahre kam es zu Wirtschaftsreformen. Mehrheitsbeteiligungen ausländischen Kapitals sind seitdem möglich; der indische Markt ist geöffnet. 2012 hat die Regierung weitere Liberalisierungen für ausländische Investitionen eingeleitet. Das starke Wachstum hat die regionalen Entwicklungsunterschiede und das Einkommensgefälle zwischen urbaner Mittelschicht und armer Landbevölkerung allerdings nicht beseitigt, sondern eher noch verschärft; fast jeder dritte Inder lebt von Einkommen unterhalb der Armutsgrenze.

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