Südasien - Sommermonsun

Asien - Klima
100849 | Seite 112 | Abb. 4| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Der durch die unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land hervorgerufene Monsun ist eine tropische Luftströmung, die durch ihre große Ausdehnung und ihren jahreszeitlichen Richtungswechsel eine entscheidende Bedeutung für die Vegetation und das menschliche Leben in Südasien hat (s. a. 164. 5, 182/183).

Der Wintermonsun

Der Wintermonsun in Südasien wird angetrieben von einer bodennahen Luftströmung, die vom Norden des Kontinents auf den Indischen Ozean weht. Darüber dominieren nach Süden verlagerte ektropische Westwindströmungen, die durch das Tibetanische Plateau in einen nördlichen und einen südlichen Ast aufgespalten werden und im Lee des Hochlandes wieder zusammenströmen (Tibetanische Konvergenzzone).

Über dem kalten, im Winter schneebedeckten Tibetanischen Plateau bildet sich im Winter ein flaches thermisches Hochdruckgebiet aus. Diese Kältequelle verursacht einen großen Temperaturkontrast in Richtung Süden, der den südlichen Ast des ektropischen Westwindjets antreibt und verankert. Absinkbewegungen unter diesem Jetstream verursachen das bodennahe Ausströmen trockener Winde nach Süden. So herrscht im Winter in großen Teilen Indiens Trockenheit (vgl. Niederschlagsdiagramme in der Karte). Nur in Nordindien und Pakistan führen vereinzelte Tiefdruckgebiete in der Westströmung zu ektropischen Winterregen. Dort, wo im Lee des Hochlands von Tibet die beiden Äste des Westwindjets zusammenströmen, kommt es östlich des Kontinents zur Ausbildung von Störungen, die dem nördlichen China ebenfalls winterliche Niederschläge bringen. Strömt in diese Tiefdruckgebiete extrem kalte Luft von Norden ein, können sich die als Buran bezeichneten Schneestürme bilden.

Der Sommermonsun

Ab März rücken die Zirkulationsglieder der Atmosphäre durch Veränderungen des Sonnenstands recht abrupt nach Norden. Nur der südliche Ast des Westwindjets bleibt dank des noch kalten Tibetanischen Plateaus südlich des Himalayas stabil. Nun wird die Witterung in Nordindien aufgrund der hohen Einstrahlung heiß und trocken. Dies ist die „Prämonsun-Phase“. Im Gangesdelta entstehen bei der Überlagerung kalter Luft in der Höhe und warmer, feucht-labiler tropischer Luftmassen am Boden erste Tiefdruckstörungen, die „Squall Lines“, die höhere Niederschläge erbringen. Damit beginnt in Bengalen, Bangladesch, Assam und Buam der Monsun. Der äquatoriale Trog repräsentiert über Indien gleichsam die Innertropische Konvergenzzone (ITCZ). In China dauert die Winterwitterung zu dieser Zeit noch weitgehend an.

Im Frühsommer schließlich bricht die Westwindströmung südlich des Tibetanischen Plateaus durch die weitere Abschwächung des Temperaturkontrastes zwischen Tibet und dem Indischen Ozean zusammen. Die gesamte ektropische Westwinddrift verläuft nun nördlich des Hochlands von Tibet. Über Indien entwickelt sich durch die Aufheizung des Hochplateaus in großer Höhe eine Ostströmung, der „Tropical Easterly Jet“. Mit der Ausbildung dieses Jets ist nun der Weg frei für die etwa 3000 Meter mächtige Südwestströmung des eigentlichen Sommermonsuns nach Indien und eine eher südliche Strömung nach China. Dieser sommerliche Südwest-Monsun strömt dem äquatorialen Trog der ITCZ zu. Deren Tiefdruckrinne wandert im Sommer von Südwestindien bis in den Norden des Subkontinents. Dadurch beginnen die Monsunniederschläge zunächst im Südwesten Indiens Ende Mai und erreichen Mitte Juli mit der Monsunfront ihre nördlichste Position. Nur in Nordwestindien strömt kalte kontinentale Luft über die Monsunströmung und verhindert eine Konvektion. Es bleibt dort daher weitgehend trocken.

Die durch den Tropical Easterly Jet angeregten, in südwestliche Strömungen eingelagerten Monsunstörungen sind dort besonders stark, wo sich in etwa 1000 bis 1500 Metern Höhe das schnelle Windband des „Somali-Jets“ ausbildet. Letzteres erstreckt sich von Madagaskar über Ostafrika bis nach Indien. Wenn es die West-Ghats überquert, bilden sich Konvektionswolken und führen dort im Stau des Küstengebirges zu verstärkten Monsunniederschlägen.

Monsun-Depression und Zyklonen

Über Indien fallen die Monsunniederschläge jedoch nicht nur aus der generellen Südwestmonsunströmung, sondern auch aus sogenannten Monsundepressionen, die sich über dem warmen Golf von Bengalen entwickeln. Im Sommer regen Höhentröge der Westwinddrift oberhalb des Tropical Easterly Jets im Durchschnitt zweimal pro Monat die Bildung solcher Tiefdruckwirbel an (Bengalen-Zyklone).

Diese Monsundepressionen sind bei einer horizontalen Ausdehnung von über 1000 Kilometern in die tropische Ostströmung eingebunden und ziehen dadurch entgegengesetzt zur Richtung des flachen Südwestmonsuns vom Golf von Bengalen nach Westen bzw. Nordwesten. Über Land führen sie gerade in Ostindien und Bangladesch zu extrem hohen Niederschlägen. Dort werden im Stau des Himalayas die höchsten Regensummen auf der Erde erzielt (vgl. Niederschlagsdiagramm von Cherrapunji). Zwischen den Zugbahnen dieser Monsundepressionen und der flachen südwestlichen Monsunströmung vom Indischen Ozean bleibt das Hinterland in Süd- und Westindien (Dekkanplateau), gelegen im Lee des Küstengebirges der Ghats, fast ganzjährig vergleichsweise niederschlagsarm (s. Hyderabad).

Im Herbst tritt in Südindien ein weiteres Sonderphänomen in Erscheinung. Durch einen kurzzeitigen Zusammenfluss der sich wieder einstellenden östlichen Passatströmung mit den äquatorialen Westwinden, bilden sich dort Zyklonen, die zu einem Niederschlagsmaximum im Oktober/November führen (vgl. Chennai).

Monsun mit zwei Niederschlagsgipfeln

Mit der Nordwanderung der Regenfront bzw. des „äquatorialen Troges“ unter der tropischen Ostströmung verlagert sich die Zone maximaler Niederschläge in Indien von Mai bis Juli nach Norden, um sich mit dem Rückzug des Sonnenhöchststandes wieder in Richtung Äquator zurückzuziehen. Zwischen Juli und November überquert die Monsunfront mit ihren Niederschlägen daher noch einmal den indischen Subkontinent. Ihr zweimaliger Durchgang führt im Süden Indiens und vor allem in Sri Lanka zu einer zweigipfligen Monsunregenzeit (vgl. Niederschlagsdiagramm von Colombo).

Der Indische Monsun ist jedoch mitunter sehr unzuverlässig. Oft genug verzögert sich die Nordverlagerung der Monsunfront im Sommer oder die monsunalen Niederschläge fallen gering aus. Ursache für derartige „Breaks“ des Monsuns sind meridionale Luftströmungen, die sich durch eine zeitweise Auflösung des ektropischen Westwindjets einstellen können. Dadurch werden das Tibetanische Höhenhoch und damit auch die tropische Ostströmung abgeschwächt, was zu einem Zusammenbruch der Monsunfront führen kann.

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