Südamerika - Niederschläge im Jahr

Amerika - Südamerika - Klima
978-3-14-100800-5 | Seite 234 | Abb. 3| Maßstab 1 : 65000000

Überblick

Die Niederschlagsverteilung in Südamerika wird entscheidend von der Luv- oder Lee-Lage der vorherrschenden Winde zu den Anden geprägt. Weite Teile Amazoniens sind durch beständige ganzjährige Regenfälle gekennzeichnet. Die Jahresniederschläge erreichen hier 1000 bis 2000 Millimeter, zum Teil sogar noch mehr. Nach Süden und Osten nehmen die Niederschläge ab. Im Bereich der subtropischen Hochdruckgebiete herrscht in einem schmalen Küstenstreifen im Westen des Kontinents starke Trockenheit. Ab etwa dem 30. Breitengrad gewinnen nach Süden hin die Westwindzirkulation und Frontenzyklonen an Bedeutung. Dadurch werden die Westflanken der Anden stark beregnet, während auf der Ostseite Trockenheit herrscht.

Die Niederschlagsverhältnisse in den Tropen

Der Zenitstand der Sonne bedingt über Südamerika die Bildung eines flachen Bodentiefs, das zu einer Konfluenz (Zusammenfluss) der Passatwinde aus Norden und Süden führt. Diese Konfluenzzone kennzeichnet die Lage der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ). Über dem Amazonastiefland und den angrenzenden Anden erstreckt sich die ITCZ über einen ausgedehnten Bereich nach Norden und Süden. Die dadurch in diesem Bereich ganzjährig vorherrschenden äquatorialen Westwinde führen zu beständigen Niederschlägen. Im Stau der Anden steigen die Niederschläge bis zum Hauptkondensationsniveau zusätzlich an und erreichen bis zu 2000 Millimeter pro Jahr. In höheren Gebirgslagen gehen die Niederschlagssummen dann wieder deutlich zurück.

Im Sommer der Südhalbkugel (Januar) greift die ITCZ dem Zenitstand der Sonne folgend trogförmig nach Süden aus (s. 234.1). Im Südosten des Kontinents äußert sich dies in einem sommerlichen Regenmaximum. Das Klimadiagramm von Remansao lässt die etwa sechsmonatige sommerliche Regenzeit von November bis April deutlich erkennen. Die Wintermonate (Juli) werden hingegen durch den Rückzug der ITCZ nach Norden bestimmt. Dann herrscht in Remansao die Trockenzeit. Auflandige Passatwinde sorgen an den Gebirgsflanken der Nordost- und Südostküste Südamerikas für relativ hohe Niederschläge.

In einem schmalen Küstenstreifen im Westen des Kontinents (bis etwa zum 35. Breitengrad) und in Nordostbrasilien herrscht Niederschlagsarmut vor. Sie ist durch das südpazifische bzw. das südatlantische Hoch bedingt. An der Westküste verstärken zudem die kalten Auftriebswässer des Humboldtstromes die Absinkbewegungen der Luftmassen im Einflussbereich der südostpazifischen Antizyklone und die damit verbundene Trockenheit. Bis zum Andenrand werden Konvektion und Niederschlagsbildung durch eine Absinkinversion gänzlich unterbunden. Unter der Inversionssperrschicht reichert sich über den Wasserflächen jedoch Wasserdampf an. Daher kommt es bei nächtlicher Ausstrahlung zur Bildung von Hochnebel. Ein Land-Seewind-System trägt diesen Nebel am Tag ins Land, wo er in einem schmalen Küstenstreifen als Feuchtigkeitsspender dient. In diesem Bereich liegen die Küstennebelwüsten der Atacama (Peru, Chile). Jenseits des Einflussbereichs der Küstennebel liegt die Atacama-Binnenwüste, die als die trockenste Wüste der Erde gilt.

Die Niederschlagsverhältnisse in den Mittelbreiten

In den Mittelbreiten Südamerikas herrschen ganzjährig Westwinde vor. Sie führen im Luv der Anden zu starkem Steigungsregen. Die Jahresniederschlagsmengen erreichen hier teilweise über 2000 Millimeter. Durch die föhnartig absteigenden Luftmassen im Lee der Gebirgskette gehen die Niederschläge östlich der Anden rasch zurück. Sie erreichen in Ostpatagonien weniger als 250 Millimeter pro Jahr.

In einem Übergangsbereich mit jahreszeitlich wechselndem Einfluss des Subtropenhochs und der außertropischen Westwindzone ist an der Westküste Südamerikas ein charakteristisches Winterregenklima ausgebildet.

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