Russland - Aufstieg zur Großmacht 1462-1914

Europa - Russland
978-3-14-100870-8 | Seite 148 | Abb. 1| Maßstab 1 : 48000000

Überblick

Die Frühgeschichte des Russischen Reiches begann mit dem Aufstieg Moskaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Rund 100 Jahre nach der Unterwerfung der russischen Fürstentümer durch die Mongolen erhielt Fürst Iwan Kalita vom Mongolenkhan 1328 die Würde eines Großfürsten und begann mit der Zusammenführung der Gebiete des ehemaligen Kiewer Reiches. Iwan III., der Große, seit 1462 Großfürst von Moskau, setzte die "Sammlung russischer Erde" fort. Nach der Einverleibung vieler Fürstentümer verkündete Iwan III. den Anspruch Moskaus, das byzantinisch-christliche Erbe anzutreten. Unter seinen Nachfolgern Wassilij III. und Iwan IV., dem Schrecklichen, schritt die Expansion des Russischen Reiches voran. Iwan IV. nahm den Titel eines russischen Zaren an, eroberte die mongolischen Khanate Kasan und Astrachan und leitete 1582 mithilfe der Kosaken die Eroberung Sibiriens ein. Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts wurden vor allem große Gebiete in West- und Ostsibirien gewonnen.

Peter I., der Große, einer der bedeutendsten Herrscher des Landes, machte Russland um die Wende zum 18. Jahrhundert zu einer europäischen Großmacht mit einer neuen Hauptstadt: St. Petersburg. Unter seiner Herrschaft wurden vor allem in der europäischen Reichshälfte bedeutende Gebiete annektiert. Im Ostseeraum erlangte Russland eine klare Vormachtstellung, zunächst durch die Eroberung der Küsten des Schwarzen Meeres, dann durch die Teilung Polens unter Kaiserin Katharina II., schließlich durch die Eingliederung Finnlands. Dank seiner führenden Rolle im Krieg gegen Napoleon wurde das Reich im frühen 19. Jahrhundert zu einer europäischen Hegemonialmacht. Seine weitere Ausdehnung Richtung Westen stoppten Großbritannien und Frankreich im Krimkrieg (1853-56), die Expansion im Osten endete mit dem russisch-japanischen Krieg 1904/05.

Modernisierung und Leibeigenschaft

Peter I., der Große, wollte das Russische Reich mit einem umfassenden Reformkonzept europäisieren. Doch die Subventionierung von Manufakturen nach westlichem Vorbild, die Unterhaltung einer teuren Flotte, der Bau einer prachtvollen neuen Hauptstadt in einem Sumpfgebiet und die Armee verursachten ungeheure Kosten. Um diese zu finanzieren, ließ Peter I. ein neues Aushebungsverfahren für Rekruten und einige Sondersteuern einführen, die Bauern wurden einer verschärften Form der Leibeigenschaft unterworfen. Ihr Status wurde durch die petrinischen Reformen demjenigen der Hörigen, der untersten sozialen Schicht, immer ähnlicher. Hörige zu besitzen galt unter den reichen Grundherrn als Zeichen des Wohlstands, sie durften gezüchtigt und verkauft werden. Katharina II. verschärfte die Leibeigenschaft, die - trotz zahlreicher Aufstände - ihre volle Ausprägung im 19. Jahrhundert mit der vollständigen Entrechtung der Bauern fand.

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