Ruhrgebiet 2008

Deutschland - Deutschland - Industrialisierung / Ruhrgebiet
978-3-14-100770-1 | Seite 75 | Abb. 5| Maßstab 1 : 500000

Informationen

Das Ruhrgebiet 2008 ist geprägt von einer vielfältigen Wirtschaftsstruktur, ohne dass damit die strukturellen Probleme völlig überwunden wären. Neue Betriebe und Branchen wurden angesiedelt, die Infrastruktur wurde weiter entwickelt (Straßennetz, Flughäfen, Erdgasleitungen zu den Fördergebieten in der Nordsee). In fast allen Branchen ist eine Standortkonzentration zu erkennen. Die Karte zeigt eine Konzentration der Industrieflächen auf gut erschlossene Standorte (Rheinschiene, Dortmund-Ems-Kanal). Gegenüber 1960 hat die Siedlungsfläche zugenommen, die Städte sind zu einem geschlossenen Verdichtungsraum ("Metropole Ruhr") zusammengewachsen.

Strukturwandel
Während im Ruhrgebiet allein in den beiden letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts rund 500 000 Arbeitsplätze im Produzierenden Gewerbe verloren gingen, wurden im Dienstleistungssektor kontinuierlich Zuwächse verzeichnet. Mitte der 1980er-Jahre war erstmals mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Bereich Dienstleistungen tätig, und ihr Anteil nahm beständig zu: Von den etwa 2,25 Mio. Erwerbstätigen der Region sind heute bereits 81 % im tertiären Sektor und nur noch 18 % im Produzierenden Gewerbe tätig. Innerhalb der Region hat Dortmund mit 88 % die höchsten Anteile an Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich, nur 12 % entfallen hier noch auf den sekundären Sektor. Zwar ist die Diversifizierung der Industrie durch Betriebe der Elektronik und der IT-Branche vorangekommen, doch Großbetriebe wie Thyssen-Krupp, Mannesmann, Bayer (Leverkusen), Ford (Köln) und Opel (Bochum) haben stark rationalisiert und ihre Belegschaft teilweise reduziert. Andere Großbetriebe, wie etwa das Nokiawerk in Bochum, schlossen ganz. Dagegen expandieren Klein- und Mittelbetriebe.
Seit 2000 konnte der Kommunalverband Ruhr (heute Regionalverband Ruhr, RVR) zahlreiche Existenzgründungen in Bereichen wie der Energie-, Umwelt-, Informations- und Kommunikationstechnik, der Medizin, der Mikroelektronik, der Logistik und Werkstofftechnologie registrieren. Eine wichtige Weichenstellung auf dem Weg vom Industrie- zum Wissensstandort war die Gründung von Technologiezentren und Forschungsanstalten. Neben den Hochschulen in Köln, Düsseldorf und Wuppertal wurden im Ruhrgebiet ab 1961 sechs Universitäten gegründet: Bochum, Dortmund, Essen, Duisburg (beide fusionierten 2003 zur Universität Duisburg-Essen), dazu die Fernuniversität Hagen sowie die Privatuniversität Witten/Herdecke. Damit ist die Rhein-Ruhr-Region die dichteste Hochschullandschaft Deutschlands.

Kultur und Tourismus
Mit ihren zahlreichen Sprech-, Musik- und Tanzbühnen, Kulturfestivals und einer großen Zahl von Museen ist die Rhein-Ruhr-Region eine der bedeutendsten Kulturregionen der Welt. Auch wurde viel Geld investiert, um stillgelegte Berg- und Stahlwerke als Industriedenkmäler zu erhalten oder einer neuen Nutzung zuzuführen. Insgesamt 52 Zeugnisse der industriekulturellen Vergangenheit des Ruhrgebietes bilden heute die "Route der Industriekultur". In der Gaskraftzentrale eines Bochumer Stahlwerks entstand auf diese Weise mit der "Jahrhunderthalle Bochum" ein kultureller Veranstaltungsort von überregionaler Bedeutung, auf dem Gelände der Hütte Duisburg-Meiderich wurde der Landschaftspark Duisburg-Nord aufgebaut, der alte Gasometer in Oberhausen dient heute als Ausstellungshalle. Der Industriekomplex Zollverein Essen wird seit 2002 zum offiziellen Weltkulturerbe der UNESCO gezählt. Mit dem Emscher Landschaftspark erhielt die ganze Region ein gemeinsames "grünes Band". Aus solchen Umbaumaßnahmen ergeben sich wesentliche Impulse für die Entwicklung des Tourismus in der Region.
E. Michel

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