Rhein-Main-Gebiet - Ballungsraum 2020

Rhein-Main-Gebiet - Rhein-Main-Gebiet - Raumentwicklung
978-3-14-100389-5 | Seite 23 | Abb. 2| Maßstab 1 : 250000

Überblick

Die beiden Karten 22.1 und 23.2 zeigen den Strukturwandel im Ballungsraum der Städte Frankfurt am Main, Offenbach, Mainz, Wiesbaden, Darmstadt und Hanau, die zusammen mit ihren Vororten und Umlandgemeinden den wesentlichen Kern des Rhein-Main-Gebietes bilden. Das Rhein-Main-Gebiet, dessen Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, gehört heute zu den wirtschaftsstärksten Regionen Europas. Eine herausragende Stellung nimmt dabei die Finanzmetropole Frankfurt am Main ein (siehe auch Erläuterungen zur Karte 14.1 „Frankfurt am Main – Dienstleistungszentrum“).

Wirtschaftliche Entwicklung bis 1950

Die Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes zu einem wichtigen Industrieraum begann um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Anders als etwa im Ruhrgebiet bildeten im Rhein-Main-Gebiet jedoch keine großen Rohstoffvorkommen die Grundlage der Industrialisierung, sondern vielmehr technische Neuerungen, die dem Bereich des Ingenieurwesens und der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung entsprangen. Dabei spielte bereits damals die zentrale und verkehrsgünstige Lage innerhalb von Deutschland und Europa eine entscheidende Rolle sowie natürlich auch die Bedeutung und Nähe der historisch-politisch bedeutsamen Residenzstädte Mainz, Darmstadt, Wiesbaden und der freien Handelsstadt Frankfurt.

 

Zu den Branchen, die die wirtschaftliche Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes bis Mitte des 20. Jahrhunderts vorantrieben, zählten der Maschinenbau, der Kraftfahrzeugbau (z. B. Adam Opel AG in Rüsselsheim), die Elektrotechnik sowie das Baugewerbe und die chemische Industrie (z. B. Hoechst AG in Frankfurt am Main).

 

Aufgrund des milden Klimas und guter Bodenverhältnisse wurde in den Tiefebenen des Rhein-Main-Gebietes bereits früh intensiver Ackerbau betrieben. Bis heute ist in der Region zudem der Anbau von Sonderkulturen (Obst, Gemüse) verbreitet; in den sonnenbegünstigten Hanglagen von Main und Rhein finden sich Weinbaugebiete.

Strukturwandel seit den 1980er-Jahren

Im Vergleich zum Ruhrgebiet, wo der Niedergang der Eisen- und Stahlindustrie in den 1980er-Jahren einen Strukturwandel einleitete, führte im Rhein-Main-Gebiet der Einbruch der gewerblich-industriellen Produktion zu einer wirtschaftlichen Neuausrichtung. Eine Krise erlebte u. a. die traditionell bedeutsame Metall- und Elektrobranche; auch viele Unternehmen der chemischen Industrie verlagerten ihre Hauptsitze weg vom Rhein-Main-Gebiet (z. B. die 1999 zum deutsch-französischen Unternehmen Aventis fusionierte Hoechst AG). Der Strukturwandel im Rhein-Main-Gebiet zeigt sich vor allem in der wachsenden Bedeutung des Dienstleistungssektors (tertiärer Sektor), der seit den 1980er-Jahren einen enormen Aufschwung erlebt hat. Im Zuge der Globalisierung entwickelte sich das Rhein-Main-Gebiet zu einem wichtigen Knotenpunkt im internationalen Handels- und Bankensektor – mit Frankfurt am Main als Zentrum.

Rhein-Main-Gebiet heute

Das Rhein-Main-Gebiet ist heute ein weltweit vernetzter und international bedeutsamer Wirtschaftsraum, in dem rund 2,2 Millionen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Im Großraum Frankfurt sind – neben Firmen der zentralen Handels- und Finanzwirtschaft – global tätige Dienstleistungsunternehmen aus zahlreichen Branchen ansässig. Schlüsselrollen nehmen dennoch bis heute auch traditionelle Industrien ein, etwa die Chemie- und Pharmaindustrie (z. B. im Industriepark Frankfurt Hoechst), der Kraftfahrzeugbau, der Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie. Als Logistikdrehscheibe ist der Flughafen Frankfurt/Main von herausragender Bedeutung. Wiesbaden hat seine Bedeutung als Landeshauptstadt mit zahlreichen Bundesbehörden sowie als Sitz von Versicherungsunternehmen. Rüsselsheim ist nach wie vor Firmensitz des Automobilherstellers Adam Opel AG. Zu den großen Unternehmen, die in Mainz ansässig sind, zählen das Chemieunternehmen Werner & Mertz und die Schott AG, einer der weltgrößten Glasproduzenten.

 

Das Rhein-Main-Gebiet bildet den Schwerpunkt der hessischen Wirtschaft. Hier arbeiten 66 Prozent der Erwerbstätigen und erwirtschaften 71 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Mehr als drei Viertel der 100 größten Unternehmen Hessens haben hier ihren Standort.

Schlagworte