Regensburg - Historische Entwicklung

Deutschland - Deutschland - Historische Stadtentwicklung
978-3-14-100800-5 | Seite 74 | Abb. 2| Maßstab 1 : 25000

Überblick

Die Siedlungsgeschichte der Stadt Regensburg ist eng verknüpft mit ihrer Lage an der Mündung der Flüsse Regen und Naab in die Donau. Schon seit frühester Zeit zeichnet sich die Stadt durch eine hervorragende Fernverkehrslage am Schnittpunkt günstiger Wasser- und Landwege aus.

Regensburg in Antike und Mittelalter

Bereits die Römer erkannten die strategisch günstige Fernverkehrssituation und sicherten diese im ersten nachchristlichen Jahrhundert durch zwei Auxiliarkastelle. Nach den Kriegen gegen die elbgermanischen Markomannen ließ Kaiser Marc Aurel im Jahre 179 n. Chr. in der heutigen Regensburger Altstadt das monumentale Kastell Castra Regina erbauen, dessen Mauern und Stadttore in der Karte eingezeichnet sind. Die Lage des Kastells zeigt, dass die römischen Lokatoren bei der Anlage von Castra Regina die günstigen topographischen Faktoren zu nutzen wussten. Das Castrum wurde dort angelegt, wo die Donau sich auf zwei oder drei Arme verteilte, wodurch sich eine günstige Möglichkeit zu ihrer Überquerung (Furt) bot. In diesem Grenzkastell war eine etwa 6000 Mann starke Legion stationiert. Westlich dieser Anlage entstand eine zivile Lagervorstadt (Canabae Legionis) mit Tausenden von Einwohnern. Noch heute zeugen die Reste des mächtigen Nordtores, der Porta praetoria, von der ehemaligen Bedeutung des römischen Stützpunktes.

Mit dem Niedergang des Römischen Reichs erlosch die römische Herrschaft im 5. Jahrhundert. Regensburg entwickelte sich nun zur Hauptstadt der germanischen Bajuwaren und zum Residenzort ihres Herzogs. Mit den Bajuwaren begann die erneute Besiedlung des Stadtgebiets, vermutlich in der Nordostecke des Kastells. Das kräftige Wachstum der Stadt zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert belegt unter anderem der Bau eines karolingischen Doms ab dem ausgehenden 8. Jahrhundert. Dass die Wegeführung in der frühmittelalterlichen Stadt vom römischen Straßennetz abweicht, lässt sich vermutlich auf die Umgehung von Schuttbergen der Kastellbauten zurückführen.

Im Jahre 685 wurde der Missionsbischof Emmeram in der St. Georgskirche im Südwesten der alten Kastellmauern beigesetzt. Diese Kirche wurde zum Kern des Emmeramskonvents, um das eine erste Vorstadt (Suburbium) wuchs, die um das Jahr 1000 in die Ummauerung einbezogen wurde; heute befindet sich an dieser Stelle das Schloss des Fürsten zu Thurn und Taxis. Auch in späteren Zeiten waren Klöster die Pioniere der Vorstadtentwicklung. Im Westen wurde 1089 das Kloster St. Jakob gegründet, im Osten entstand ein Minoritenkloster; seine Kirche befand sich gegenüber dem ehemaligen römischen Tor.

Bis zum Jahr 1300 erfolgt eine Verdreifachung der Siedlungsfläche. Durch Fernhandel, insbesondere den Salz- und Eisenhandel mit der Oberpfalz, reich geworden, wuchs Regensburg zu einer der bedeutendsten Städte des Mittelalters: Weit ausgreifende Vorstädte, die steinerne Brücke und etwa 50 bis zu neun Stockwerke hohe Wohntürme nach italienischem Vorbild sind Belege dieser wirtschaftlichen Blütezeit.

Niedergang und neuer Aufschwung

Im Hochmittelalter setzte der wirtschaftliche Verfall der einst so bedeutenden Handelsstadt ein. Der Niedergang des Fernhandels führte zur Verarmung. Während des Dreißigjährigen Kriegs erhielt die Stadt Festungsbauwerke, die ab 1779 geschleift und in Grünanlagen umgewandelt wurden. Während der Zeit des Immerwährenden Reichstags (1663–1806) wurde die mittelalterliche Stadt durch Palais und residenzartigen Gesandtschaften barock überprägt. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches verlor Regensburg Bedeutung und Ansehen.

Ein erneuter Aufschwung des Wirtschaftslebens setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Zu Beginn der 1940er-Jahre lebten in Regensburg erstmals mehr als 100 000 Einwohner, heute sind es 140 000. Durch das rasante Wachstum in den letzten 150 Jahren nimmt die Altstadt heute nur noch einen Bruchteil der gesamten Stadtfläche ein.

Die Altstadt von Regensburg verfügt heute über ein vergleichsweise großes Angebot an Einzelhandelsflächen. Die Mehrzahl der Geschäfte weist eine vergleichsweise geringe Verkaufsfläche auf. Die „Arcaden“ südlich des Bahnhofs sind ein Beispiel für Großbauten des Einzelhandels, die vormals typisch für die Freiflächen der städtischen Randlagen waren, in jüngerer Zeit aber wieder in die Innenstädte drängen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Privatisierung ehemals staatlicher Einrichtungen; die „Arcaden“ beispielsweise entstanden auf einem ehemaligen Gelände der Bundesbahn.

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