Panamakanal - Verbindung der Weltmeere

Amerika - Mittelamerika - Panamakanal
978-3-14-100803-6 | Seite 225 | Abb. 2| Maßstab 1 : 750000

Überblick

Der Panamakanal ist ein rund 82 Kilometer langer, weitgehend künstlicher Fahrweg für die Hochseeschifffahrt in Mittelamerika; dies entspricht etwa der Entfernung Mannheim – Frankfurt/Main (Luftlinie). Seine besondere Stellung im Weltverkehrssystem ist am ehesten dem Suezkanal vergleichbar. Der Panamakanal verbindet an einer besonders schmalen Stelle der mittelamerikanischen Landbrücke das Karibische Meer, ein Nebenmeer des Atlantiks, mit dem Pazifik.

Damit ermöglicht er Schiffspassagen zum Beispiel zwischen …

• der Ostküste Südamerikas und der Westküste Nordamerikas,

• Ostasien und der Ostküste Nordamerikas sowie

• der Westküste Südamerikas und Europa.

Die Fahrzeiten auf diesen Routen sind deutlich kürzer als bei Umrundung des Kap Hoorn an der Südspitze Amerikas. Die Ersparnis zwischen Los Angeles und Europa beträgt zehn Tage, entsprechend geringer fallen die Transportkosten für Güter aus. Dies macht den Panamakanal trotz der hohen Passagegebühren zu einer der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Erde (s. 268.1).

Räumliche Gliederung und Funktionsweise

Der Kanal lässt sich in sechs Abschnitte gliedern. Vom Karibischen Meer her führt zunächst eine ausgebaggerte Schifffahrtsrinne von der Einfahrt zu den Schleusentreppen bei Gatun. Dort führt die Route entweder über die seit der Eröffnung des Kanals 1914 bestehenden Gatun-Schleusen (für Containerschiffe bis 4600 TEU) oder ab 2016 über die Neuen Atlantikschleusen (für Containerschiffe bis 12 000 TEU). Dort werden 26 Meter Höhenunterschied zum künstlich angestauten Gatunsee überwunden. Die dort verlaufende Fahrrinne ist mit gut 30 Kilometern der längste Teilabschnitt des Panamakanals. Ab Gamboa schließt sich der in das umgebende Hügelland hineingesprengte, 13 Kilometer lange Galliard-Durchstich an. Er wurde mehrfach verbreitert und vertieft. Ab dem Ende des Kanaleinschnitts führt die Route entweder über die seit der Eröffnung des Kanals 1914 bestehenden Pedro-Miguel-Schleuse und die Miraflores-Schleusen oder seit jüngstem über die Neuen Pazifikschleusen. Von dort führt eine Fahrrinne durch eine schmale Meeresbucht. Bei der Insel Naos ist der offene Pazifik erreicht. Eine Schiffspassage dauert rund 24 Stunden.

Der Gatunsee ist für die Funktion des Kanals von außerordentlicher Bedeutung. Er muss einen möglichst gleichmäßigen Wasserspiegel aufweisen, obwohl mit den Schleusungen Wasserverluste in Richtung der Ozeane verbunden sind. Dies wird durch den Hauptzufluss, den Rio Chagres, erreicht. Oberhalb von Gamboa liegt eine Talsperre, an der der Zufluss in den Gatunsee gesteuert werden kann. Nahe der Gatunschleuse liegt der Austritt des Rio Chagres aus dem Gatunsee. Da er auch mit einem Damm versehen ist, kann dort bei Bedarf Wasser abgelassen werden.

Historische Entwicklung und wirtschaftliche Bedeutung für Panama

Das Panamakanal-Projekt wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts verfolgt. Ein erster Bauversuch startete 1879, doch ging der Betreiber unter skandalösen Umständen 1889 Bankrott. Zahlreiche Bauarbeiter starben. 1901 sicherten sich die USA den Zugang zum Gebiet des heutigen Panamakanals. Auf ihr Betreiben hin wurde die Provinz Panama aus Kolumbien herausgelöst und als Staat 1903 unabhängig. Die USA sicherten sich den Einfluss auf die Regierung des jungen Staats und insbesondere die Macht über die sogenannte Panamakanalzone, die unmittelbare Umgebung des Kanals.

Die Vereinigten Staaten nahmen Planungen und Bau wieder auf, sodass der Panamakanal 1914 eröffnet wurde. Bis 1979 behielten die USA die alleinige Macht über die Panamakanalzone, teilten sie dann aber für 20 Jahre mit Panama. 1999 zogen sich die USA vollständig zurück, die Panamakanalzone wurde in Gänze in den panamaischen Staat integriert.

Die Wirtschaft Panamas ist weitgehend auf den Kanal hin ausgerichtet. Einnahmen resultieren zum einen aus den fälligen Gebühren – für die Passage eines 4600-TEU-Containerschiffs werden gegenwärtig rund 350 000 US-Dollar verlangt –, zum anderen aber auch aus den Dienstleistungen rund um den Kanal. Dazu zählt zum Beispiel die Registrierung von Schiffen, die in Panama besonders einfach und preisgünstig ist. Dies führt dazu, dass im Jahr 2014 rund 7000 Handelsschiffe weltweit unter der Handelsflagge Panamas fuhren. Damit belegte das Land Platz 1, gefolgt von Liberia mit rund 3000 Schiffen. Direkt vom Kanal profitieren auch die See- und Flughäfen in Panama-Stadt, Balboa, Cristobal und Colon sowie der Kreuzfahrttourismus (s. 272.2). Panama wird darüber hinaus als „Steuerparadies“ innerhalb des internationalen Finanzsystems eingeordnet.

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