Palästina zur Zeit Jesu

Asien - Israel / Weltreligionen
978-3-14-100770-1 | Seite 162 | Abb. 1| Maßstab 1 : 2500000

Informationen

Die Herrschaft des Herodes in Palästina war eine Folge der römischen Eroberung des Makkabäerreiches 63 v. Chr. durch Pompeius. Die seit etwa 140 v. Chr. herrschenden Makkabäer hatte ihre politische Macht in einer Phase innerer Kämpfe eingebüßt. Das Reich Judaea wurde zu einem abhängigen, tributpflichtigen Klientelstaat Roms. Herodes, seit 47 v. Chr. Feldherr von Galilaea, wurde 40 v. Chr. vom römischen Senat zum König von Judaea ernannt. Nach seinem Amtsantritt begann er mit der Ausweitung seines Herrschaftsgebiets. Jerusalem fiel nach blutigen Kämpfen 37 v. Chr., der Makkabäerkönig Antigonos wurde enthauptet. Mit weiteren Eroberungen erreichte das Herrschaftsgebiet Herodes' fast die davidischen Grenzen. Als er 4 v. Chr. starb, wurde sein Herrschaftsgebiet aufgeteilt. Der größte Teil fiel an den ältesten Sohn Archelaos, der Herrscher über Judaea, Idumaea und Samaria wurde. Ein jüngerer Sohn, der im Neuen Testament erwähnte Herodes Antipas, der um 25 n. Chr. Johannes den Täufer hinrichten ließ, erhielt Galilaea und Peraia, in denen er über 40 Jahre herrschte. Philippus bekam mit Gaulantis, Batanaia, Trachonitis und Auranitis die Territorien des Nordens, die Schwester Salome die Region um Azotus. Das Gebiet um Gaza fiel an die römische Provinz Syria. Die Herrschaft des Archelaos war nicht von Dauer. Der in Palästina immer noch lebendige Hass gegen die als Fremdherrscher empfundenen Herodianer hatte sich in seinem Teilreich so verschärft, dass er nach zwei Jahren von Augustus abgesetzt und nach Gallien verbannt wurde. Sein Reich wurde in die Provinz Judaea umgeformt, die einem Präfekten unterstellt wurde. Die Juden wurden zur Bezahlung von Grund- und Kopfsteuer verpflichtet.

Herodes der Große
Der Name Herodes ist im Christentum untrennbar mit dem Kindermord von Bethlehem verknüpft. Überdies ließ Herodes alle Widersacher aus dem Weg räumen, darunter auch eigene Söhne aus acht Ehen und eine seiner Ehefrauen. Allerdings gelang ihm ein Ausgleich zwischen den jüdischen und den römischen Interessen. Zugleich erlebte das Land während seiner Regentschaft einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Im ganzen Land entstanden prachtvolle Bauwerke und Tempel. Samaria wurde als "Augustusstadt" neu aufgebaut und erhielt, ebenso wie Paneas, einen prachtvollen Augustustempel. Nahe Jerusalem und am Toten Meer wurden Fluchtburgen gebaut, in der heißen Jordansenke entstand eine Siedlung mit einer kostbaren Gartenanlage. In Jerusalem ließ Herodes den Tempel, das größte Heiligtum der Juden, erweitern sowie am Rande des Tempelplatzes die Antoniafestung und am heutigen Jaffator einen großen Königspalast errichten. Außerdem ließ er in vielen Städten Befestigungsmauern, Tempel, Märkte und Theater bauen, Wasserleitungen anlegen und Straßen pflastern.

Jesus von Nazareth
Jesus wurde vermutlich um das Jahr 4 oder 3 vor unserer Zeitrechnung als ältester Sohn des Zimmermannes Joseph und seiner Frau Maria wahrscheinlich im Dorf Nazareth in Galilaea geboren. Man geht davon aus, dass er sich um 29 dem Bußprediger und Täufer Johannes anschloss. Erst nach dessen Hinrichtung durch Herodes Antipas scheint Jesus einen eigenen Schülerkreis um sich gesammelt und als Wanderprediger in Galilaea gewirkt zu haben. In den etwa drei Jahren, in denen er seine Lehre verbreitete, geriet er in Konflikt mit den Pharisäern. Als Jesus mit seinen Jüngern in Jerusalem einzog, wohl um eine Entscheidung herbeizuführen, eskalierte der Konflikt. Jesus wurde durch den Hohepriester verhaftet, vor dem Synedrium, dem Hohen Rat der Juden, wegen Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt. Da die neue Lehre inzwischen in breiten Bevölkerungsschichten Anhänger gefunden hatte, übergab man Jesus der römischen Gerichtsbarkeit. Seine Hinrichtung erfolgte unter Pontius Pilatus, der 26–36 n. Chr. der Prokurator der Provinz Judaea war. Unter der Anklage des Hochverrats wurde er gegeißelt und anschließend gekreuzigt. Als wahrscheinliches Todesdatum gelten der 7. April 30 oder der 3. April 33.
K. Lückemeier, E. Astor

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