Ouargla - Brunnenoase in Algerien

Afrika - Sahara und Sahel
978-3-14-100770-1 | Seite 175 | Abb. 3| Maßstab 1 : 10000

Informationen

Die Oase Ouargla in der algerischen Sahara zeigt typische Merkmale einer Brunnenoase, aber ihr heutiges Erscheinungsbild wird wesentlich durch ihre Bedeutung als regionales Entwicklungszentrum für die Erschließung der algerischen Öl- und Gasfelder bei Hassi Messaoud und Hassi R"Mel geprägt. Das Nebeneinander traditioneller und moderner Elemente lässt sich auch im Kartenbild ablesen. In vorkolonialer Zeit hatte die Oase vor allem die Funktion eines Etappenorts im Karawanenhandel und eines Marktorts für die Nomadenstämme der weiteren Umgebung. Heute ist Ouargla das Verwaltungszentrum der östlichen algerischen Sahara. Zur Diversifikation der städtischen Funktionen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen richtete der Staat im Rahmen der Industrialisierungspolitik nach der Unabhängigkeit Algeriens (1962) ein Gewerbegebiet ein. Hier befinden sich Niederlassungen von Staatsbetrieben und Zulieferfirmen für die Erdöl- und Erdgasfelder. Ouargla ist außerdem Standort einer großen Militärgarnison. Die jüngere Entwicklung der Stadt spiegelt sich in den Bevölkerungszahlen der letzten drei Volkszählungen. Gab es 1977 genau 42 098 Einwohner, waren es 1987 bereits 81 721, elf Jahre später wurden schon 129 402 Einwohner registriert.

Räumliche Strukturen
Der historische Stadtkern, die Medina, entspricht dem Typ der nordafrikanisch-orientalischen Altstadt mit Mauerumwehrung, Burg (Kasbah), Moscheen, Souks und Sackgassengrundriss. Die Medina wird nach Abzug der altansässigen Berber in neuere Viertel heute vorwiegend von schwarzen Algeriern bewohnt, den Nachkommen ehemaliger Sklaven der Tuareg-Nomaden.
Südlich an den historischen Stadtkern schließt sich ein Geschäftsviertel an, das während der französischen Kolonialzeit als "modernes Viertel" entstand und die Handelsfunktion der Medina übernahm. Die "europäisch geprägten Wohnviertel" stammen zum geringen Teil aus der Kolonialzeit, zum größten Teil handelt es sich um Wohnungsbaumaßnahmen für Zuzügler nach der Unabhängigkeit. Die ausgedehnten Wohnviertel ehemaliger Nomaden gehen zurück auf das algerische Programm zur Sesshaftmachung der Nomaden sowie zu ihrer Integration in das moderne Staatswesen. Die heutigen Bezeichnungen der Stadtviertel Beni Thour, Said Otba und Mekhadma entsprechen den Namen von Nomadenstämmen, die sich hier sesshaft niederließen.
Die Herdenwanderungen sind inzwischen durch Lkw-Transporte abgelöst worden; diese haben auch Transportfunktionen der Karawanen übernommen, lag doch Ouargla am historischen Karawanenweg von der Ostküste der Maghrebländer durch die Sahara (In Salah) zum Nigerbogen (Timbuktu) bzw. über Agadez nach Zinder und Kano im Haussaland (Nordnigeria).

Wandel der Landnutzung
Die Karte lässt erkennen, wie eng Nomadismus und Oasenwirtschaft früher miteinander verflochten waren. Die Dattelpalmenhaine der Oase, gespeist aus Tiefbrunnen, produzierten nicht nur Datteln als Grundnahrungsmittel, sondern auch Getreide, Gemüse und Luzerne; letztere diente als Zusatzfutter für Kamele, Schafe und Esel. Die traditionelle Brunnenbewässerung wurde durch Pumpstationen ergänzt, die im Rahmen eines staatlichen Programms zum Oasenausbau errichtet wurden. Das "Forschungsinstitut für die Landwirtschaft in der Wüste" in Ouargla zeigt das Bemühen des Staates, die Nutzung der Wüste durch Viehwirtschaft und Bewässerungsfeldbau zu fördern, da die Sicherung der Nahrungsmittelerzeugung angesichts des nationalen und regionalen Bevölkerungsdrucks dem Land Sorgen bereitet.
Wie in vielen Oasen ist auch in Ouargla nicht allein die ausreichende Bereitstellung von Bewässerungswasser ein Problem, sondern auch die Entsorgung des Drainagewassers. Ouargla liegt in einer flachen Depression, in deren Randbereichen ausgedehnte Salztonebenen die Palmenhaine begrenzen. Überschüssiges Wasser aus den Drainagekanälen und aus der Kanalisation der wachsenden Stadt muss zum Teil durch diese Salztonebenen hindurch in benachbarte Depressionen gepumpt werden, um ein "Versumpfen" der Oase zu verhindern.
D. Müller-Mahn

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