Ouargla (Algerien) - Wandel einer Brunnenoase - 1970

Afrika - Afrika - Landwirtschaft und Dürre
978-3-14-100385-7 | Seite 125 | Abb. 3

Überblick

Die Oase Ouargla liegt im Nordosten der algerischen Sahara (siehe Karte 125.2 „Sahara und Sahel – Wüstenarten und Wüstenausbreitung [Desertifikation]“). Ihr heutiges Erscheinungsbild wird wesentlich durch ihre Bedeutung als regionales Entwicklungszentrum für die Erschließung der algerischen Öl- und Gasfelder bei Hassi Messaoud geprägt, die rund 80 km östlich der Stadt liegen. Darüber hinaus finden sich auch typische Merkmale einer Brunnenoase. Dieses Nebeneinander traditioneller und moderner Elemente lässt sich auch im Kartenbild ablesen.

Wirtschaft und Bevölkerung

In vorkolonialer Zeit diente die Oase vor allem als Etappenort im Karawanenhandel und als Marktort für die Nomadenstämme der weiteren Umgebung. Noch 1970 gab es rund um die Stadt zahlreiche Zeltsiedlungen der Nomaden. Heute ist Ouargla das Verwaltungszentrum der östlichen algerischen Sahara. Zur Erweiterung der städtischen Funktionen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen richtete der Staat ein Gewerbegebiet ein. Hier befinden sich Niederlassungen von Staatsbetrieben und Zulieferfirmen für die Erdöl- und Erdgasfelder. Ouargla ist außerdem Standort einer großen Militärgarnison und seit 1988 einer Universität. Die jüngere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt spiegelt sich in den Bevölkerungszahlen wider: 1970 gab es etwa 42 000 Einwohner, zehn Jahre später bereits knapp 82 000, 1998 129 000 und 2018 wurden 170 000 Einwohner in Ouargla gezählt.

Räumliche Strukturen

Der historische Stadtkern, die Medina, entspricht dem Typ der nordafrikanisch-orientalischen Altstadt mit Moscheen, Souk (zentraler Markt) und Sackgassengrundriss. Nachdem viele altansässige Berber vom Stadtkern in neuere Viertel gezogen sind, wird die Medina heute vorwiegend von schwarzen Algeriern bewohnt, den Nachkommen ehemaliger Sklaven der Tuareg-Nomaden. Südlich an den historischen Stadtkern schließt sich ein Geschäftsviertel an. Es entstand während der französischen Kolonialzeit als „modernes Viertel“ und übernahm die Handelsfunktion der Medina. Die Viertel der jüngeren Stadterweiterung entstanden unter anderem im Zusammenhang mit Wohnungsbaumaßnahmen für Zuzügler nach der Unabhängigkeit Algeriens (1962). Zudem befinden sich hier auch die Wohnviertel ehemaliger Nomaden. Diese Wohnviertel gehen auf ein Programm zurück, das die Sesshaftmachung von Nomaden zum Ziel hatte. Die heutigen Bezeichnungen der Stadtviertel Beni Thour, Said Otba und Mekhadma entsprechen den Namen von Nomadenstämmen, die hier sesshaft wurden.

Wandel der Landnutzung

Die Karte lässt erkennen, wie eng Nomadismus und Oasenwirtschaft früher miteinander verflochten waren. Die Dattelpalmenhaine der Oase produzierten nicht nur Datteln als Grundnahrungsmittel, sondern auch Getreide und Luzerne. Die Luzerne diente als Zusatzfutter für die Kamele, Schafe und Esel der Nomaden. In den später angelegten Palmenhainen wurden auch Obst- und Gemüsegärten angelegt. Seit 1970 hat die Anbaufläche stark zugenommen.

Wasserproblematik

Mit der Zunahme der Anbaufläche und der Bevölkerung stieg der Wasserverbrauch. Die beiden Seen sind fast ausgetrocknet und am artesischen Brunnen erreicht das Wasser heute nicht mehr die Oberfläche. Wie in vielen anderen Oasen auch, ist in Ouargla nicht allein die ausreichende Bereitstellung von Bewässerungswasser wichtig, sondern auch die Entwässerung (Entsorgung des Drainagewassers). Ouargla liegt in einer flachen Senke, an deren Rändern ausgedehnte Salztonebenen die Palmenhaine begrenzen. Überschüssiges Wasser aus den Drainagekanälen und aus der Kanalisation der wachsenden Stadt muss zum Teil durch diese Salztonebenen hindurch in benachbarte Senken gepumpt werden, um ein Versumpfen der Oase zu verhindern; nördlich von Ouargla befindet sich dafür ein Verdunstungssee.

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