Ouargla (Algerien) - Brunnenoase

Afrika - Afrika - Ökozonale Landnutzung
978-3-14-100803-6 | Seite 150 | Abb. 1| Maßstab 1 : 100000

Überblick

Ouargla liegt im algerischen Teil der Sahara – rund 750 Kilometer von der Mittelmeerküste und der Hauptstadt Algier entfernt – und zeigt typische Merkmale einer Brunnenoase. In vorkolonialer Zeit nahm Ouargla die Funktion eines Etappenorts im Karawanenhandel wahr (s. 146.1); die Oase lag am historischen Karawanenweg von der Ostküste der Maghrebländer durch die Sahara (In Salah) zum Nigerbogen (Timbuktu) bzw. über Agadez nach Zinder und Kano im Haussaland (Nordnigeria). Darüber hinaus war Ouargla Marktort für die Nomadenstämme der weiteren Umgebung.

Das heutige Erscheinungsbild der Oase wird wesentlich durch die Stellung als regionales Verwaltungs- und Entwicklungszentrum geprägt. Von Ouargla aus werden die Erdölfelder bei Hassi Messaoud erschlossen (158/159), die rund 80 Kilometer östlich der Stadt liegen. Dort liegen rund 70 Prozent der algerischen Erdölreserven; die Förderung bringt dem Staat Einnahmen von 16 Mrd. US-$ pro Jahr.

Zur Diversifizierung der städtischen Funktionen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen hat der algerische Staat im Rahmen seiner Industrialisierungspolitik ein Gewerbegebiet eingerichtet (mit Niederlassungen von Staatsbetrieben und Zulieferern der Unternehmen, die in der Region Erdöl und Erdgas fördern). Ouargla ist außerdem Standort einer großen Militärgarnison und einer Universität.

Die jüngere Entwicklung der Stadt spiegelt sich in den Bevölkerungszahlen. Gab es 1977 rund 42 000 Einwohner, waren es 1987 bereits 82 000 und 1998 rund 129 000 Einwohner; gegenwärtig sind es rund 170 000. Im Kontrast zur wirtschaftlichen Bedeutung der Erdölfelder in der Umgebung Ouarglas stehen soziale Probleme und Spannungen. Arbeitslosigkeit ist insbesondere unter den jungen Menschen ein großes Problem, wie andernorts in Algerien auch.

Räumliche Strukturen

Der historische Stadtkern Ouarglas, die Medina, entspricht dem Typ der nordafrikanisch-orientalischen Altstadt mit Mauerumwehrung, Burg (Kasbah), Moscheen, Souks und Sackgassengrundriss (s. 180.1).

Südlich an den historischen Stadtkern schließt sich ein Geschäftsviertel an, das während der französischen Kolonialzeit nach europäischem Vorbild als „moderner“ Stadtteil errichtet wurde und mit dem Handel die wirtschaftliche Funktion der Medina übernahm. Die europäisch geprägten Wohnviertel stammen zu einem kleinen Teil noch aus der Kolonialzeit, zum großen Teil handelt es sich um Wohnungsbauten für Zuzügler aus der Zeit nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962.

Die ausgedehnten Wohnviertel ehemaliger Nomaden gehen zurück auf das algerische Programm zur Sesshaftmachung der Nomaden und ihrer Integration in das moderne Staatswesen. Die Bezeichnungen der Stadtviertel Beni Thour, Diar Said Otba und Diar Mekhadma entsprechen den Namen von Nomadenstämmen, die sich hier sesshaft niederließen.

Die Nutzung der Ressource Wasser

Die Karte zeigt, wie stark die Oasenwirtschaft mit der Wassernutzung verflochten ist. Die wichtigste landwirtschaftliche Kultur sind die Dattelpalmenhaine. Sie werden zum einen über Kanäle aus Artesischen Brunnen bewässert, zum anderen aus Tiefbrunnen (vor allem im nördlichen Teil der Oase). Neben Datteln werden auch Gemüse, Obst, Getreide und Luzerne (als Zusatzfutter für Kamele, Schafe und Esel) erzeugt.

Nach 1960 wurden die Dattelpalmenhaine im Rahmen eines staatlichen Programms zum Oasenausbau ausgeweitet (s. Karte). Die Ansiedlung des „Forschungsinstituts für die Landwirtschaft in der Wüste“ in Ouargla zeigt das Bemühen Algeriens, die Nutzung der Wüste durch Viehwirtschaft und Bewässerungsfeldbau zu fördern; die Sicherung der Nahrungsmittelerzeugung wird als wichtige Aufgabe angesehen.

Wie in vielen anderen Oasen auch ist in Ouargla nicht allein die ausreichende Bereitstellung von Bewässerungswasser wichtig, sondern auch die Entwässerung (Entsorgung des Drainagewassers). Ouargla liegt in einer flachen Senke, an deren Rändern ausgedehnte Salztonebenen die Palmenhaine begrenzen. Überschüssiges Wasser aus den Drainagekanälen und aus der Kanalisation der wachsenden Stadt muss zum Teil durch diese Salztonebenen hindurch in benachbarte Senken gepumpt werden, um ein „Versumpfen“ der Oase zu verhindern; nördlich von Ouargla liegt dafür ein Verdunstungssee.

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