Ostafrika - Rohstoffgewinnung durch ungeregelten Bergbau

Afrika - Afrika - Wirtschaft
978-3-14-100385-7 | Seite 129 | Abb. 2

Überblick

Die ungefähr 30 Metalle, die für die Herstellung von Mobiltelefonen, Laptops und anderen Hightech-Geräten benötigt werden, stammen häufig aus den Minen in Südamerika, Asien und Afrika. Abgebaut werden sie zum Teil unter Verletzung internationaler Sozial- und Umweltstandards. In der Demokratischen Republik Kongo beispielsweise hat der Rohstoffabbau für die Elektronikindustrie den dort herrschenden Bürgerkrieg weiter angeheizt.

Bürgerkrieg

Obwohl die D. R. Kongo über große Naturreichtümer und Bodenschätze verfügt, gehört sie nach dem Human Development Index zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Eine Hauptursache dafür sind mehr als drei Jahrzehnte Misswirtschaft und Korruption unter dem Regime des Diktators Mobutu Sese Seko. Nach seinem Tod 1997 kam es zu schweren kriegerischen Auseinandersetzungen, die teilweise bis in die Gegenwart dauern. Im Kartenbild äußert sich der Konflikt durch ein Flickenmuster aus Gebieten, die entweder vom Staat oder von Rebellengruppen kontrolliert werden, und die Stützpunkte der Vereinten Nationen in den Hauptorten. Millionen Menschen sind noch immer auf der Flucht vor Gewalt und Not. Zu einem entscheidenden Faktor im Bürgerkrieg sind die reichen Bodenschätze geworden, darunter besonders die für die globale Elektronikindustrie wichtigen Rohstoffe wie Gold, Tantal (gewonnen aus Coltan-Erz), Zinn und Wolfram. Rohstoffe spielen als Geldquelle für Warlords inzwischen eine entscheidende Rolle, die Einnahmen fließen vor allem in den Waffenkauf.

Bergbauaktivitäten

Die Karte zeigt die Bergbauregionen im Osten des Landes. Nur wenige gut ausgebaute Verkehrswege verbinden sie – Schneisen im tropischen Regenwald bildend – mit den Provinzhauptstädten Kisangani, Kindu, Bukavu und Goma sowie den Nachbarstaaten Uganda, Ruanda und Burundi. Dennoch wird an vielen Standorten Bergbau betrieben, allerdings verbreitet nicht in gut ausgerüsteten Großbergwerken. Der Kleinbergbau ist in der D. R. Kongo einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige, vor allem im Osten des Landes. Nach Schätzungen leben rund 500 000 Menschen von den Aktivitäten in diesem nicht regulierten, informellen Bereich. Die meisten Minen werden wild betrieben, der Abbau erfolgt in der Regel mit einfachstem Gerät in Gruben an oder nahe der Erdoberfläche. Relativ häufig kommt es zu schweren, auch tödlichen Unfällen in ungesicherten Bergwerken, gefährlichen Stollen und an primitiven Verarbeitungsanlagen. Die Lebensbedingungen vieler Bergleute, die im Umfeld größerer Abbaugebiete in improvisierten Siedlungen leben, sind überwiegend inakzeptabel.

Lebensbedingungen der Bevölkerung

An ihren oftmals bescheidenen Schürfergebnissen bereichern sich nicht nur korrupte Beamte und Sicherheitskräfte, sondern vor allem Rebellengruppen. Korruption ist an der Tagesordnung. Milizen plündern immer wieder die rohstoffreiche nordöstliche Kivu-Provinz, bedrohen und terrorisieren Minenarbeiter und die Bevölkerung. Zum Teil werden die Bergleute beraubt oder zu Zwangsabgaben verpflichtet, zum Teil werden die Minen von Rebellengruppen erobert. Die Zivilbevölkerung wird brutal vertrieben, zum Teil werden Männer, Frauen und Kinder wie Sklaven zur Zwangsarbeit eingesetzt. Insofern zeigt die Karte eine Momentaufnahme einer Region, in der sich die Machtverhältnisse rasch ändern können.

Tourismuspotenzial

Wie die Karte auch zeigt, wird der Osten Kongos neben dem Bergbau bis heute durch ausgedehnte, zusammenhängende Gebiete tropischen Regenwalds geprägt, die großflächig in Nationalparks unter Schutz gestellt worden sind. Aus der einzigartigen Naturlandschaft (Wälder, große Seen) und den Lebensräumen von seltenen Tieren (Gorillas) ergeben sich große Potenziale für den Naturtourismus, die allerdings aufgrund der Lage in einer Bürgerkriegsregion nicht genutzt werden können.

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