Okavango-Binnendelta (Botsuana) - Weltnaturerbe

Afrika - Afrika - Ökozonale Landnutzung
978-3-14-100800-5 | Seite 150 | Abb. 4| Maßstab 1 : 3000000

Überblick

Das Okavango-Binnendelta im Zentrum des südlichen Afrika ist durch seinen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. 2014 wurde es aus diesem Grund in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen. Die Karte zeigt die variierende Ausdehnung des Deltas, seine umgebenden Landschaften, Naturschutzgebiete und Details zu seiner wirtschaftlichen Bedeutung.

Geologie und Entstehung des Deltas

Das Okavango-Delta liegt auf einer Höhe von rund 940 Metern im Zentrum einer auf allen Seiten von Gebirgszügen umgebenen Senke, dem Kalahari-Becken. Das zentrale Becken ist überwiegend mit Kalahari-Sanden gefüllt, die bis zu 200 Meter mächtige Schichten bilden. Der Okavango fließt aus dem Hochland von Bié in Angola mit geringem Gefälle direkt in das Kalahari-Becken. Die Ursache für die Entstehung des Binnendeltas sind Verwerfungen, die durch Höhenunterschiede zunächst den Lauf des Flusses in Botsuana verzweigen und ihn später bei der Stadt Maun aufhalten. Dies wird in der Abbildung unten anhand der Lage der Verwerfungen sichtbar. Andere Verwerfungen beeinflussen den Lauf des Kwando, der an der Grenze zwischen Namibia und Botsuana die Linyanti-Sümpfe bildet. Die Deltabildung des Okavango geschieht in einer Region mit geringen saisonalen Niederschlägen, in der das Wasser aufgrund der geringen Fließgeschwindigkeit verdunstet bzw. in den Kalahari-Sanden versickert.

Hydrologie

Im Delta finden sich neben den Flussläufen permanent, saisonal und selten überschwemmte Gebiete. Im Einzugsgebiet herrscht eine deutliche Saisonalität mit ausgeprägter Trockenzeit. Die Regenzeit setzt in der Quellregion im Oktober ein und bringt dort deutlich mehr Niederschlag als im Delta. Deshalb bewegt sich im Jahresverlauf eine Flutwelle den Fluss hinab, die erst während der Trockenzeit, etwa im Mai das Delta erreicht. Zu den größten saisonalen Überschwemmungen kommt es zwischen Juni und September. Selten überschwemmte Gebiete werden nur überflutet, wenn es entweder im Delta selbst außergewöhnlich stark regnet oder wenn die Regenzeit in Angola besonders ergiebig war. Dann kann der Fluss über das Delta hinaus in die Makgadikgadi-Pfanne und den Ngami-See fließen. Gelegentlich bildet sich auch über die sogenannte Selinda-Überlaufrinne (Mageweggana) eine Verbindung zum Fluss Kwando und damit zum Flusssystem des Sambesi.

Biodiversität und Naturschutz

Das Delta mit seiner Vielzahl an Feuchtgebieten sowie den feuchten Grasländern mit Baobab-Bäumen und Baumgruppen steht landschaftlich im starken Gegensatz zu den umgebenden Strauch- und Trockensavannen. Es wird, wie auch die angrenzenden Großschutzgebiete (Nationalparks), von diversen großen Säugetieren bewohnt. Neben zahlreichen Elefanten gibt es unter anderem Löwen, Leoparden, Flusspferde, Giraffen, Zebras, Antilopen und die stark gefährdeten Geparden und Wildhunde. Hinzu kommt eine Vielzahl anderer Tiere, darunter an die 500 Vogelarten und mehr als 70 Fischarten. Aus diesem Grunde wurde das Delta entsprechend der Ramsar-Konvention schon 1975 zum Schutzgebiet erklärt und damit als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung anerkannt.

Trotz der großen Ausdehnung der Schutzgebiete ergeben sich gelegentlich Konflikte. So beeinträchtigt der in der Karte eingezeichnete Viehzaun die freie Wanderung großer Herden, was zeitweilig zu Überweidung durch Wildtiere in den eigentlich geschützten Bereichen führt. Der Nutzungsdruck des Menschen ist dagegen noch relativ moderat, da der gesamte Einzugsbereich des Flusses vergleichsweise dünn besiedelt ist, im eigentlichen Delta leben nur etwa 50 000 Menschen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Artenreichtum ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Deltaregion und die Staaten Botsuana und Namibia, da die Großtierfauna zahlreiche Reisegäste anlockt. Zu den Attraktionen zählen zum Beispiel auch die Tsodilo-Felsmalereien, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Der Tourismus ist für beide Staaten eine wichtige Einnahmequelle. In Botsuana wird in der Tourismusbranche etwa 15 Prozent des nationalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, überdies sorgt dieser vergleichsweise beschäftigungsintensive Wirtschaftszweig für zahlreiche Arbeitsplätze. Auch in Namibia entfällt fast jeder fünfte Arbeitsplatz auf den Tourismussektor, er erbringt ein Siebtel der Wirtschaftsleistung.

Im Deltagebiet gibt es mehr als ein Dutzend Luxus-Safari-Lodges. Hinzu kommen Unterkünfte entlang des Kwando und Chobe sowie in der Stadt Maun, die mit ihrem Flugplatz wichtigster Ausgangsort für touristische Exkursionen in das Delta und den Chobe-Nationalpark ist.

Die klassische Wirtschaftsform in den Randbereichen des Deltas ist die Landwirtschaft mit Getreideanbau und extensiver Viehhaltung, die auf Selbstversorgung und lokale Märkte orientiert ist. Für die Anwohner des Okavango ist darüber hinaus die Fischerei traditionell eine wichtige Exis-tenzgrundlage. Außerhalb des Deltas ist die Landwirtschaft auf Brunnen und künstliche Viehtränken angewiesen, da das Wasser in den Kalahari-Sanden nicht ganzjährig stehen bleibt. Deshalb überwiegt in den Bereichen der Kurzgras- und Trockensavanne die extensive Beweidung, während sich die intensivere Viehhaltung von Rindern nur in Standorten mit hoher Wassersicherheit behaupten kann. Rindfleisch ist ein wichtiges Exportgut Botsuanas, Hauptabnehmer sind die EU (rund die Hälfte der Exportmenge), Südafrika und Norwegen.

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