Nordstrander Bucht - Naturschutz

Norddeutschland - Küstenlandschaften und Küstenschutz

978-3-14-100800-5 | Seite 32 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 125.000
Nordstrander Bucht | Naturschutz | Norddeutschland - Küstenlandschaften und Küstenschutz | Karte 32/2

Überblick

Die Nordstrander Bucht liegt im mittleren Teil der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste nördlich von Husum. Dass sich hier bis zur Sturmflut 1634 eine große Insel befand, von der heute nur noch Reste erhalten sind, zeigt die hohe natürliche Dynamik der Landschaftsveränderungen in diesem Raum ( 32.1). Im Bereich des Wattenmeeres ist die Nordstrander Bucht eine besonders sensible Zone. Maßnahmen zum Küstenschutz wie Deichbegradigungen wurden als notwendig angesehen, bargen aber auch die Gefahr, dass das in seiner Eigenart einmalige und für die Nordsee lebenswichtige Watt irreversibel geschädigt wird.

Lebensraum Wattenmeer

Die Nordsee ist ein sehr flaches Meer. Oberhalb der mittleren Hochwassermarke weist das Watt landeinwärts eine typische Vegetationsfolge auf, die als Salzwiesenvegetation bezeichnet wird. Die ökologische Bedeutung des Watts ergibt sich aus seiner Rolle als natürliches Sedimentationsgebiet der Nordsee. Die Biomasse (der Algen und Salzwiesenvegetation) ist Basis vieler Nahrungsketten und steht beispielsweise Vögeln während des Vogelzugs zur Verfügung.

Naturschutz und Tourismus

Das 34 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet Beltringharder Koog liegt östlich der Küstenlinie. Sein Erscheinungsbild wird durch ausgedehnte naturnahe Wiesen-, Wasser- und Überflutungsflächen bestimmt. Dies macht den Beltringharder Koog für Rast- und Brutvögel zu einem bedeutenden Lebensraum. Während die Gründlandflächen im Norden extensiv beweidet werden, sind im südlichen Teil (Sukzessionsfläche) jegliche Eingriffe des Menschen untersagt. Das Naturschutzgebiet wird durch eine umfangreiche Infrastruktur für den Tourismus erschlossen, bestehend aus einer Naturschutzstation mit Naturerlebnisgebiet, Beobachtungstürmen, Deichwegen, Informationstafeln, Parkplätzen und Badestellen.

Küstenschutzmaßnahmen

Nach der Sturmflutkatastrophe von 1962 wurden Strategien zur Küstensicherung entworfen, die eine Erhöhung der Deiche und ein sehr viel länger gestrecktes Deichprofil vorsahen (s. 33.4, Grafik zum Deichprofil). Als eine wirtschaftlich besonders effektive Methode galt die Küstenbegradigung, weil sich dadurch die Länge der zu erbauenden und zu beaufsichtigenden Deichstrecken verringerte. Zugleich glaubte man, durch Vordeichung von Buchten sowie die Einfassung von Inseln und/oder Halligen neue Landwirtschaftsflächen gewinnen und die Erosion unterbinden zu können. Die Vorlandeindeichung entlang der schleswig-holsteinischen Westküste führte zu einem Verlust von etwa 32Prozent des Vorlandes. Eine negative Folge war, dass die Salzwiesen – der produktivste Bereich des Ökosystems Wattenmeer – vernichtet wurden. Für die Vogelwelt hatten die Veränderungen schwerwiegende Folgen: Der Bestand ging innerhalb von rund zehn Jahren um die Hälfte zurück. Auch die Einrichtung des Nationalparks „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ östlich der Küstenlinie hat diesen Rückgang nicht verhindern können. Die Ausweisung des Naturschutzgebietes Beltringharder Koog im Bereich der ehemaligen Nordstrander Bucht markiert ein Umdenken hinsichtlich der verfolgten Strategien im Küstenschutz.

Graphiken

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Landverluste an der Nordseeküste in den letzten 10000 Jahren

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Lahnungen im Wattenmeer

Sie dienen dem Küstenschutz und der Neulandgewinnung.
Foto: V. Kaminske, Pfinztal
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Salzwiese mit blühendem Strandflieder

Foto: Nationalparkamt, M. Stock
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Wattwandern am Westerhever Leuchtturm in Schleswig-Holstein

Foto: Nationalparkamt, M. Stock
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Schafe im Koog

Foto: Nationalparkamt, M. Stock
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Ranger bei der Vogelzählung im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Das Wattenmeer ist ein wichtiges Rast- und Brutgebiet für Wat- und Wasservögel.
Foto: Nationalparkamt, M. Stock
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Sandwatt

Foto: Nationalparkamt, M. Stock
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