Nordseeraum / Ostseeraum - Wirtschaft und Ressourcen

Europa - Nordseeraum / Ostseeraum - Wirtschaft und Ressourcen
978-3-14-100770-1 | Seite 106 | Abb. 1| Maßstab 1 : 6000000

Informationen

Die Nordsee, ein atlantisches Randmeer, hat entgegen dem Uhrzeigersinn gerichtete Meeresströmungen. Das Binnenmeer Ostsee hat ein ähnliches Strömungssystem und ist nur über schmale Meerengen mit der Nordsee verbunden. Dies bestimmt die Größe des Wasseraustauschs.

Erdöl und Erdgas
Die Erschließung der Erdgas- und Erdölvorkommen in der Nordsee erfolgt im Wesentlichen von Süd nach Nord, von den Flachmeerbereichen vor der niederländischen und englischen Küste (ab Mitte der 1960er-Jahre) bis in die weit mehr als 100 m tiefen Zonen zwischen den Shetlandinseln und der norwegischen Westküste (1970er-Jahre). Das in der über 300 m tiefen Norwegischen Rinne liegende Vorkommen des Trollfeldes wird seit Mitte der 1990er-Jahre ausgebeutet. Zum Abtransport des Erdöls und Erdgases sind aufwendig verlegte Pipelinesysteme erforderlich. Die Zielorte dieser Pipelines an der Küste sind häufig auch Standorte der Verarbeitung. Öl- und Gasexporte sind im Falle Norwegens eine Ursache für hohen Wohlstand.

Bevölkerung, Siedlungen und Verkehr
Im Vergleich zu anderen europäischen Räumen fällt eine äußerst ungleichgewichtige Siedlungs- und Bevölkerungsverteilung auf. Bevorzugte Siedlungsgebiete sind, mit Ausnahme Dänemarks, die Küsten der südlichen Landesteile, wo sich die temperaturerhöhende Wirkung des Golfstromes in einer relativen Klimagunst bemerkbar macht. In und um die Hauptstädte haben sich die jeweils bedeutendsten Verdichtungsräume der Länder entwickelt. In Dänemark gibt es einen deutlichen Gegensatz zwischen Ost (Seeland) und West (Jütland).
Viele Inseln (Dänemark), eine lange Küstenlinie (Norwegen) und die Lage Skandinaviens an den Randmeeren des Atlantik lassen der Schifffahrt eine Bedeutung zukommen, die durch die Exportorientierung der Wirtschaft verstärkt wird. Speziell in Dänemark und Norwegen (Fjordinneres) spielt auch der Fährverkehr auf kurzen Strecken eine Rolle. In der Ostsee wird die Schifffahrt im Winter durch Eisdecken erschwert. Durch die Brücken zwischen Fünen und Seeland sowie zwischen Kopenhagen und Malmö besteht seit 2000 eine durchgehende Straßen- und Bahnverbindung zwischen Skandinavien und Mitteleuropa. Große Distanzen machen auch nationale Fluglinien attraktiv.

Industrie und Bergbau
Die Aktivitäten im Bereich der Industrie reichen von bergbaulicher und industrieller Tätigkeit unter erschwerten Bedingungen (Nordseereviere, Erzbergbau in Nordschweden) bis hin zur industriellen Fertigung von Spitzenprodukten, die auch bei weiten Transportwegen noch international wettbewerbsfähig sind. Norwegen, Schweden und Finnland haben wegen ihres Waldreichtums zahlreiche Standorte der holzverarbeitenden Industrie sowie der Papier- und Zelluloseindustrie. Das Potenzial der Wasserkraft für die Stromerzeugung begünstigt Stromexporte und die Ansiedlung energieintensiver Industriezweige (Aluminiumindustrie, Buntmetallverhüttung, Ferrolegierungen). Eine weitere Gemeinsamkeit ist die hochgradige Spezialisierung bei einer langen Tradition im Maschinen-, Schiffs- und Fahrzeugbau. Spezialisierte Produkte sind z. B. Handelsschiffe in Norwegen und Schweden, Spezialschiffe (Fähren, Kreuzfahrt) vor allem in Finnland sowie Pkw und Lkw (Schweden). Die Hightech-Branche ist mit Unternehmen wie dem finnischen Konzern Nokia vertreten.
Dänemark nimmt in Skandinavien eine Sonderstellung ein. Landwirtschaft und Nahrungsgüterindustrie haben hier nicht zuletzt wegen der günstigeren klimatischen Bedingungen einen höheren Stellenwert (Exportorientierung). Der Zwang zur Kompensation des Mangels an Rohstoffen hat eine spezialisierte verarbeitende Industrie entstehen lassen, sodass Dänemark heute zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Ländern in Europa zählt.
M. Felsch, R. Löttgers, E. Astor

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